Die Wüste Negev in Israel
Die Wüste Negev in Israel verzaubert Besucher mit ihrer Stille und der kargen Schönheit der vielfältigen Landschaft.
Sie ist beladen mit Geschichten: Die Negev. Moses führte nach der Überlieferung die Israeliten im 13. Jahrhundert vor Christus aus Ägypten unter anderem durch die Negev. Auch stößt man immer wieder auf die Spuren der Nabatäer, die vermutlich im 1. Jahrhundert vor Christus aus Arabien einwanderten und Karawanenrouten betrieben.
Im Süden Israels nimmt die Negev mit 12 000 Quadratkilometer 60 Prozent des Staates ein. Die Stadt Be’er Sheva liegt ziemlich genau in der Mitte des Landes. Die Wüste zieht sich von dort bis hinunter in den Badeort Eilat. Besucher des Heiligen Landes sollten ein paar Tage in der Wüste einplanen: Zu Fuß durch die Negev ist ein einmaliges Erlebnis.
Es bieten sich verschiedene Exkursionen an, beispielsweise mit einem lokalen Guide samt Übernachtung in der Wüste oder Tagestouren, die eigenständig gemacht werden können. So gibt es interessante Steinskulpturen und den gewaltigen Ramonkrater mit einem Durchmesser bis zu 40 Kilometern und einer Tiefe von 1000 Metern zu bewundern. Wanderer können auf den Spuren der Nabatäer wandeln. Im Nationalpark Ein Avdat gibt es natürliche Quellen und Wasserfälle. Im Mamshit-Nationalpark, der 2005 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, stießen Archäologen auf die Ruinen der 3000 Jahre alten Stadt Memphis, die östlichste Stadt des versunkenen Reiches der Nabatäer.
Die Kleinstadt Mitzpe Ramon ist wegen des größten Erosionskraters in der Negev Anlaufpunkt für Touristen. Die 5000-Einwohner-Stadt ist ein guter Startpunkt für Wanderungen verschiedener Schwierigkeitsstufen sowie für Jeeptouren.
Die Negev ist landschaftlich vielfältig: Sanddünen im Norden, Berge, Geröllfelder, Canyons, weite Ebenen und sogar Wasserläufe sind zu sehen. Doch Vorsicht vor dem Nass: Eine Abkühlung oder gar das Nachfüllen der Wasserflaschen kann gesundheitliche Folgen haben. Eine im Süden Israels gelegene Fabrik leitet Abwässer in die Wüste, das Wasser ist verschmutzt.
Abseits davon lässt sich die Natur in voller Gänze genießen. In der Wüste richtet sich der Tagesablauf ganz nach der Sonne: Aufstehen in den frühen Morgenstunden, schnelles Zusammenpacken der Sachen und schon ist man morgens vor 6 Uhr auf den Füßen und kann die ersten Sonnenstrahlen genießen, die die Felsformationen in ein kontrastreiches Licht hüllen. Frühstück gibt es gegen 8 Uhr, wenn bereits einige Kilometer zurückgelegt wurden. Zur Mittagszeit dann eine längere Pause: Aus Rücksäcken kommen allerlei Leckereien: Humus (Kichererbsenmus), Fladenbrot, gefüllte Weinbergblätter und über Gaskochern gegrillte Würstchen lassen die Lebensgeister zurückkehren, bevor die Wanderschuhe wieder fester geschnürt werden und es bis etwa 17 Uhr weitergeht.
Die Sonne knallt vor allem in der Ebene, doch die geringe Luftfeuchtigkeit macht die Temperaturen erträglich. Viel Wasser, bis zu sechs Liter am Tag, gehören in den Rucksack. Und eine Jacke, denn auch in der Wüste gibt es mal Niederschläge (vor allem im Winter).
Interessant ist die Region auch wegen des Pioniergeistes. So war Be’er Sheva bereits zu biblischen Zeiten eine auf Landwirtschaft ausgerichtete Siedlung. Nach dem Unabhängigkeitskrieg 1948 begannen die Israelis ein umfangreiches Besiedlungs- und Erschließungsprogramm. Der Wüste Grün abzutrotzen wurde zum Großprojekt. Ein großer Verfechter dessen war Staatsgründer Ben Gurion, der ab 1953 im Kibbuz Sde Boqer mit seiner Familie lebte. Das Haus kann besichtigt werden, das Kibbuz gilt heute als Begegnungsstätte und Unterkunft.
Viele Informationen zu Israel gibt es auf http://goisrael.de.
Der Artikel ist erschienen auf www.echo-online.de am 2.5.2015.