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Bus-Abenteuer: Von Shkodra über Vau-Deja zum Koman-Stausee

Eine Fährfahrt über den Koman-Stausee soll zu den Highlights einer Albanien-Reise gehören. Da wir ins Valbona-Tal möchten, nutzen wir die Gelegenheit – doch erst einmal steht die Fahrt an den Fähranleger an. Und die hat es in sich.

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Zwischen April und November verkehrt die Fähre, die auch Autos mitnehmen kann, täglich ab 9 Uhr. Wir buchen vorab ein Ticket für die Berisha Fähre bei Komanilakeferry. Das funktioniert online gut und kostet uns 70 Euro. Wer vorab reserviert und per Paypal zahlt, bekommt einen Rabatt. Gezahlt wird nach  Größe, daher muss man die Fahrzeug-Größe parat haben. Insgesamt kann die Fähre mit 15 Tonnen beladen werden. Wir sind gespannt, wie viele Gefährte schließlich drauf stehen werden. 

Doch erst einmal müssen wir zum Fähranleger. Der Weg führt vom Lake Shkodra Resort über Shkodra (Zitat eines Mopedfahrers, der kurz neben uns fährt: „Chaos, ne? Noch viel Spaß euch!“) nach Vau-Deja, wo mehrere Mauern die Drin aufstauen. Dort tanken wir nochmal. Geld abzuheben am einzigsten Automaten klappt leider nicht – er ist leer. Bisher sind wir mit Kreditkarte (an den Tankstellen) und Euros ganz gut zurecht gekommen – was anderes bleibt uns ja auch nicht übrig, wenn die Automaten leer sind.

Von Vau-Deja aus sind es „nur“ noch 35 Kilometer bis zur Anlegestelle der Fähre. Doch die SH 25 besteht aus vielen Schlaglöchern. Die ersten zehn Kilometer kommen wir gut vorwärts. Die Straße ist geteert, die Schäden halten sich in Grenzen. Unterhalb der schönen Kiefernbäume fährt es sich gut. 

Recht bald kommt das Restaurant Perla, das einen guten Eindruck macht. Hier soll es angeblich guten Kaffee geben. Auch kann man über Nacht dort stehen. Für uns ist die Pause noch zu früh, wir passieren. 

Am Berg entlang schlängelt sich die Straße immer weiter rein ins Tal. Mal geht es hoch, mal runter. Die Route ist wunderschön. Wir treffen auf ein paar Radfahrer. 

Oberhalb einer Fischzucht machen wir einen kurzen Fotostopp, dann geht es weiter. Die Schlaglöcher-Dichte nimmt nun zu, wir werden langsamer. Doch das ist nicht wild, wir haben ausreichend Zeit und die Umgebung ist herrlich anzuschauen.

Rund zwölf Kilometer vor Koman legen wir eine Mittagsrast ein. Immer wieder gibt es Möglichkeiten zum Stoppen. Auch passieren wir immer mal wieder Restaurants, die damit werben, dass man mit dem Camper hier stehen kann. Wir rasten an einer Stelle, an der wir zum Fluss runter laufen können. Vielmehr hat sich hier das Wasser auf einer breiten Fläche gesammelt, uns kommt es vor, als wären wir an einem See. Die Stelle ist ebenfalls geeignet, über Nacht zu stehen. Etwas abgelegen von der Straße ist es betoniert und ein Lagerfeuer zeugt davon, dass andere bereits den Platz entdeckt haben.

Nach der Pause nehmen wir die letzten Kilometer für heute in Angriff. Es wird ruckeliger. An manchen Stellen sind nur Löcher, an einigen Stellen liegen Gesteinsbrocken am Straßenrand. Uns fällt ins Auge, dass Stellen, an denen die Straße abgebrochen ist, einfach mit ein paar Steinen auf dem Boden und einem Holzstab abgesperrt sind. Eine Nachtfahrt sollte man also echt vermeiden.

Schließlich liegt Koman vor uns, wo es direkt nach der Brücke noch einmal einen Campingplatz (Camping Natyra) gibt, sowie rund um das Flussufer zwei Parkplätze, auf denen man auch ohne Probleme stehen kann. An dem näheren zum Fähranleger darf man angeblich nicht über Nacht stehen. Wir wurden darauf allerdings nicht hingewiesen, nur eines der Weißschiffe, das hier eine Zeit neben uns stand.

Wir fahren erst einmal zum Fähranleger. Dazu geht es hinter der Brücke links hoch über eine neu gemachte Straße. Nach kurzer Zeit stehen wir am Tunneleingang, vor dem sich noch einmal ein paar Parkplätze befinden. Diese sind bei unserer Ankunft allerdings alle belegt, später am Abend ist die Lage entspannter.  

Der 470 Meter lange Tunnel ist 4,20 Meter hoch – allerdings mit Rundungen. Die Straße ist einspurig – wir sind froh, dass uns keiner entgegen kommt. Doch am Tunnelende kommen wir nicht weiter. Der kleine Platz ist völlig überfüllt. Ein paar Autos parken bereits im Tunnel drin. Unser Fährticket wird gecheckt, dann heißt es, wir sollen rückwärts wieder durch den Tunnel rausfahren und später wieder kommen. 

Ahja, ok…. Lasset das Manöver beginnen. Es klappt gut, dazu bietet sich nach einiger Zeit die Möglichkeit, im Tunnel zu wenden. Wir sind froh, dass wir den T4 haben und kein riesiges Geschoss. 

Aus dem Tunnel raus, stellen wir unseren Bus ab und laufen noch einmal durch den Tunnel zurück, um uns die Anlegestelle in Ruhe anzuschauen. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Neben vielen Autos und Minibussen gibt es ein Restaurant, dass aber nicht empfohlen wird, und die schöne Sicht ins Flusstal rein. Bald drehen wir wieder um und fahren mit unserem Bus zu einem der unteren Parkplätze. Dort verbringen wir einen entspannten Nachmittag im Campingstuhl beim Lesen. 

Gegen 15.30 Uhr herrscht Betrieb, vorher sind es eher Ziegen, ein Hirte und ein Kontrolleur, die es zu beobachten gibt. Um 15 Uhr legt die Fähre wieder an. Mit ihr Tagesausflügler, die in ihren eigenen Campern und Autos, aber auch in Minibussen abfahren. Dazu einige Motorradfahrer und Autos/Camper, die wohl auf der Fähre waren.

Der Betrieb hält gut eine Stunde an. Gegen 17 Uhr machen wir uns ein frühes, warmes Abendessen, ein mitgebrachter Eintopf. Um kurz vor 18 Uhr fahren wir wieder zum Fähranleger. Es sind deutlich weniger Fahrzeuge, aber dennoch ein paar Autos. Eins wird gerade mit Holz beladen, dass vom Schiff ausgeladen wurde. 

Vor der Berisha-Fähre steht ein Mercedes Benz. Schnell wird der Fahrer gerufen, damit er sein Auto aus dem Weg schafft. Er fährt auf die Fähre drauf, direkt und kommt wieder runter. Dann werden wir rückwärts auf die Berisha eingewiesen. Wir stehen einigermaßen mittig und sind gespannt, wie oft wir am nächsten Morgen noch umparken müssen.

Wir nutzen die Gelegenheit, über eines der Boote drüber zu krabbeln und über einen schmalen Weg an den Felsen entlang zu einer Höhle zu laufen. Dort sind nicht nur viele Schwalben, sondern auch eine Mariafigur. Die Höhle gilt als Wallfahrtsort. 

Der Abend ist unterhaltsam. Wir beobachten  das Hafentreiben, wie Material gebracht und verladen wird. Wie die kleineren Boote verschwinden – und teilweise wiederkommen. Wie der Fähranleger leerer wird und am Ende nur noch ein paar Autos da stehen. Wie die Bootsmannschaft vom Nachbarboot mit nackten Füßen und T-Shirts die Fähre putzt (vorher waren sie in dicken Jacken unterwegs). Wie unsere Fährmannschaft bei lauter Musik aus dem Ghettobuster (albanischer HipHop) einen Grill auspackt, uns ein Bier vorbei bringt und uns einlädt, den Abend mit ihnen zu verbringen. 

Das nehmen wir an – und erfahren mehr von ihrem Job. Sie sind sechs Monate lang sieben Tage die Woche auf und mit der Fähre unterwegs. Eigentlich leben sie in Shkodra. Die Nacht verbringen sie auch auf dem Boot – im Passagierraum. Dort werden Matratzen und Decken ausgerollt und am nächsten Morgen zusammengerollt, bevor der Betrieb anfängt. Die Schlafsachen landen in einem der Autos, die neben Grillaufbewahrung auch Kleiderschrank ist. 

Neben der Fährmannschaft sitzt auch der Kioskbetreiber mit am Tisch. Aus seinem Büdchen werden weitere Lebensmittel, Bier, Cola und Fanta beigeschafft. Und weil wir Deutschen nun ja auch mit dabei sitzen, wird das ein oder andere deutsche HipHop-Lied abgespielt. 

Wir genießen diese besonderen Einblick auf unserer Reise sehr. Das macht das Reisen eben aus. Kurz nach 22 Uhr wird zusammengeräumt – ab in den Bus oder ab in den Passagierraum. 

Weiter geht es am nächsten Morgen mit dem Beladen der Fähre und der eigentlichen Fahrt über den Stausee.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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