Bus-Abenteuer: Mit der Fähre über den Koman-Stausee
Nach den ersten Erlebnissen am Koman-Stausee sind wir gespannt auf das Treiben am Morgen. Um 9 Uhr soll die Fähre losfahren, kurz nach 7 Uhr beginnt der Betrieb. Zuerst ist es nur ein Auto mit Münchner Kennzeichen, dass auf „unserer“ Fähre rückwärts unter das Passagierdeck eingewiesen wird. Es folgt ein Franzose mit seinem Motorrad, dass in der hintersten Ecke eng am Rand geparkt wird. Dann ist erst einmal Ruhe auf der Berisha-Fähre, mit der wir unterwegs sind. Auf dem Nachbarboot wird der erste Sprinter und anschließend ein großes Hymer-Mobil verfrachtet. Zeit für den Hafenmeister. Er kommt und fordert die 4 Euro Hafengebühr ein – Kurtaxe, wie er sie nennt.
Der Fähranleger füllt sich wieder – mit Bussen, die Touristen bringen, die zu Fuß auf die Fähren gehen. Mit Autos und weiteren Campern, die alle einmal drehen und rückwärts auf die Boote drauf fahren müssen. Wir müssen nun auch zwei Mal rangieren – einmal vorfahren, damit hinter uns ein PKW einparken kann. Und dann wieder zurück und sehr nah an den Rand, damit drei Camper nebeneinander passen. Doch an den Rand dürfen wir erst, als unser „Gegenstück“, ein anderer VW-Bus auf der Fähre drauf ist. Das Gleichgewicht muss ja in etwa stimmen. Als wir später auf der Fahrt den Parkeinweiser aus der Mannschaft fragen, ob sie denn sehen würden, wie viele Tonnen geladen sind, winkt er nur ab: Reines Gefühl.
Er macht das gut, ruhig, aber bestimmt. Wenn einer ihm nicht folgt oder sich nicht traut, dann nimmt er auch mal das Lenkrad in die Hand. Am Ende sind fünf Autos, zwei Neunsitzer, zwei VW-Busse, ein Camper auf Sprinterbasis und sieben Motorräder platziert. Alle sind bestens ausgerichtet, dass die Fähre die Waage hält. Es führt allerdings dazu, dass man kaum zu den Toiletten kommt und sich an allen Fahrzeugen vorbei quetschen muss.
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Die Fahrt kann beginnen, wir legen ab. Wir stehen direkt neben der Kapitänskabine, die Sitzplätze sind alle belegt. Der Platz ist super. Wir haben beste Sicht nach vorne und auf unseren Bus, dazu kommt man immer mal wieder ins Quatschen mit der Mannschaft, die sich auf der Brücke immer wieder trifft. So sprechen wir zum Beispiel darüber, dass der Tourismus in Albanien gerade wächst. Man gehe, so sagen sie, von 40-50% Wachstum aus, das Land sei aber nicht vorbereitet. Doch es sei gut, wenn europäische Touristen kämen – um zu erleben, dass Albanien gar nicht gefährlich, sondern wunderschön sei und viel zu bieten habe. Und um zu erkennen, dass wir alle Europäer seien und eine gemeinsame kulturelle Basis haben.
Doch zurück zur Fährfahrt: Sie ist wunderschön. Steil ragen die Berge rechts und links empor, ab und an sehen wir kleine Gehöfte. Das Wasser glitzert türkisfarben und hinter manch einer Kurve spiegeln sich in ihm die Berge.
Schade nur, dass an manchen Stellen Müll im Wasser schwimmt. Das sehen wir leider immer wieder – achtlos weggeworfene Flaschen und Dosen, Plastiktüten und Styroporreste.
Nach etwa einer Stunde passieren wir eine Insel, auf der ein Kreuz steht. Laut Reiseführer heißt sie Friedensinsel. Nach etwas mehr wie zwei Stunden erreichen wir Fierza – das Abladen von Personen und Fahrzeugen geht schnell vorwärts, aber auch mit klaren Ansagen, wer wie fahren muss mit Blick auf das Gleichgewicht.
Tatsächlich war der Wasserweg bis zur Eröffnung der Autobahn nach Kukës 2008 von Koman nach Fierza und weiter mit dem Bus nach Bajram Curri in der Region die schnellste Möglichkeit, um in diesen Teil Albaniens und in den Kosovo zu kommen. Für uns geht es weiter ins Valbona-Tal.
Infobox: Der Koman-Stausee ist der mittlere Stausee eines Energiegewinnungsprojektes, das in den Siebzigern und Achtzigern entstand und bis heute den größten Teil des albanischen Stroms erzeugt. Unterstützt wurden die Albaner dabei von den Chinesen. Bei Fierza liegt die größte Staumauer Albaniens, die mit dem Koman-Stausee auch den größten Stausee im Land staut. (Quelle: Reise Know-How Albanien)
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