Unterwegs in Frankreich: Zwei Nächte in Paris
Rund um den Oktober-Feiertag in Deutschland machen wir uns auf nach Paris. Zwei Nächte verbringen wir in Frankreichs Hauptstadt und entdecken zu Fuß und per Rad allerlei Sehenswürdigkeiten und schöne Orte. Es ist nicht das erste Mal, dass wir in Paris sind, aber es ist doch schon etwas länger her, dass wir da waren. Und zu zweit waren wir auch noch nicht in Paris.
Am Sonntag steigen wir am Nachmittag in Saarbrücken in den TGV. Ratzfatz sind wir so am Gare de L’Est in Paris. Die Zugfahrt ist entspannt, wir lesen, essen ein Stück Kuchen und sind voller Vorfreude auf den Städtetrip.
Vom Gare de L’Est sind wir in knapp zehn Minuten zu unserer Unterkunft gelaufen, das St. Christopher Inn Hostel. Die Übernachtungsmöglichkeiten sind in Paris aus unserer Sicht richtig teuer. Da wir bei Städtetouren nur nachts in der Unterkunft verbringen, braucht es nichts Besonderes und so ist es das Hostel geworden, in dem auch Doppelzimmer angeboten werden.
Angekommen, checken wir ein und werfen unser Gepäck ab, dann zieht es uns direkt auf Paris Straßen. Für 18.30 Uhr haben wir einen Tisch reserviert in der Bouillon République. Also schlendern wir den Boulevard de Magenta entlang bis zum Platz der République.
Von da aus sind es nur wenige Meter bis zur Bouillon, die wir von Bekannten empfohlen bekommen haben. Eine Einrichtung, die wir bis dahin nicht kennen, sind diese Bouillons, die seit Corona wieder „en vogue“ sind in Paris. Zurück gehen sie auf die Pariser Armenküchen, die – so heißt es in einem ZEIT-Artikel – die Idee verfolgten, dass auch Arbeiter das Recht haben sollten, für kleines Geld würdevoll zu genießen und sich mehrere Gänge leisten zu können. Nach Corona habe man sich daran wieder erinnert, nachdem viele Brasserien nicht mehr voll ausgelastet gewesen seien. So heißt es in der ZEIT: „Das Prinzip: Statt in einem halb vollen Haus ein Entrecôte für 30 Euro an den Mann oder an die Frau zu bringen, verlangt man für ein Hauptgericht um die 10 Euro und für eine Crème brûlée nur 3,50 Euro. Dafür hat man die Hütte voll, und zwar zwölf Stunden am Tag ohne Unterlass.“
Werbung
Wer weiß, dass er die Bouillon République besuchen möchte, sollte reservieren. Das geht problemlos online. Als wir ankommen, gibt es zwar noch keine Schlange, als wir gehen aber eine umso längere. Kein Wunder, schließlich sind wir für französische Verhältnisse früh dran mit Essen. Wir werden von einem Kellner an unseren Platz geführt. Eng stehen die Tische beieinander. Um auf die Bank zu kommen, wird einfach der Tisch nach vorne gezogen. Man nimmt Platz, der Tisch wird wieder herangeschoben und gegenüber kann man dann auch sitzen.
Die Speisekarte wird gebracht, dazu direkt eine Karaffe mit Wasser. Wir wählen als Vorspeise Eier mit Mayonnaise und Artischocken, zum Hauptgang gibt es Steak Frites (12€) und Kürbisgemüse mit Walnüssen und Käse. Dazu ordern wir eine 0,5-Liter-Karaffe Weißwein (für 7,50€). Es schmeckt richtig gut. Dazu ist das Ambiente im Jugendstil richtig nett.
Nach dem Essen zieht es uns zum Canal Saint-Martin, an dem wir entlang spazieren. Die Stimmung am Wasser ist einfach nur nett und entspannt. Die Straße direkt am Kanal ist autofrei. So sind viele Fußgänger, Jogger und Radfahrer unterwegs. Am Straßenrand sind einige Restaurants und Bars. Am Wasser haben sich Grüppchen niedergelassen, die meist bei einem Kaltgetränk den Sonntagabend ausklingen lassen. Im hinteren Bereich sind ein paar Musiker unterwegs.
Beseelt von diesen ersten Stunden in Paris kehren wir zurück in unser Hostel. Am nächsten Morgen schwingen wir uns direkt aufs Rad. Am Gare du Nord haben wir über die dazugehörige App Velib-Räder ausgemacht. Auf mehreren Seiten hatten wir vorab gelesen, dass es das einfachste wäre, über diesen Anbieter Räder zu leihen. Dazu kommt, dass es sehr viele Radstationen gibt. Doch als wir an der Vermietstation ankommen, ist das Terminal ausgefallen, mit dem man sich auch ohne Velib-Karte Räder ordern kann.
Werbung
Da direkt dort auch zwei Tier-Elektrobikes stehen und wir bei diesem Anbieter bereits registriert sind, wählen wir schließlich doch dieses Angebot und cruisen mit den Rädern in den südlichen Teil der Stadt. Unser Ziel ist die Rue Mouffetard, die sehr hübsch sein soll. Im „Le Mouffetard“ lassen wir uns ein „Petit Dejeuner“ servieren: Kaffee, Orangensaft und Pain-aux-Chocolat. Das ist Frankreich, das ist Urlaub.
Schließlich schlendern wir durch die Straße und entdecken das ein oder andere Graffiti. Nur schade, dass die meisten Läden noch geschlossen haben. Aber Schaufenster-Bummeln hat ja auch etwas.
An der Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont und der Bibliothèque Sainte-Geneviève – Université Sorbonne Nouvelle vorbei landen wir auf dem Platz vor dem Panthéon. Rund um das Mausoleum sind die Plätze schön gestaltet. Das gefällt uns gut hier.
Ein Blick auf die Karte: der Jardin du Luxembourg ist nicht weit weg. Also laufen wir dorthin und sind wirklich begeistert. Der historische Bau, dazu die Blumenpracht, ein paar Säulen und Brunnen – und vor allem bequeme Liegestühle. Wir legen eine kurze Rast ein und genießen die Herbstsonne.
Am Odéon-Theater vorbei laufen wir zum Platz St. André, der sehr hübsch anzusehen ist.
Dann queren wir die Seine und nehmen die Notre Dame de Paris in den Blick. Schon von weitem sehen wir die Baukräne. Natürlich sind wir neugierig, wie weit der Aufbau nach dem verheerenden Brand im April 2019 ist. Wir laufen einmal um die Kathedrale, um den Fortschritt von allen Seiten zu begutachten. Direkt hinten dran ist ein großer Container-Turm aufgebaut, in dem die Arbeiter zu wohnen scheinen. Auf der Seine liegen Boote für Baumaterialien und Schutt. Beim Umrunden kommen wir an den typischen Pariser Verkaufsständen mit Comics und Malereien vorbei, aber auch an Erklärtafeln, die darüber informieren, wie Notre Dame wieder aufgebaut wird.
Schließlich drehen wir eine Runde über den Blumenmarkt am Place Louis Lépine und laufen weiter zur Sainte-Chapelle und dem Justizpalast.
Über die Pont au Change verlassen wir die Insel und schlendern am Seine-Ufer an der Pont Neufe vorbei Richtung Louvre. Am Wasser entlang ist es sehr schön zu laufen. Wir entdecken dabei auch eine Outdoor-Ausstellung.
Und dann treten wir ein in das Cour Carrée:
Man müsste eigentlic mal rein ins Louvre, die Mona Lisa besuchen und sich die Kunst anschauen. Doch die langen Schlangen sind abschreckend und das gute Wetter lädt einfach dazu ein, draußen unterwegs zu sein. So schauen wir uns das historische Gebäude und die berühmte Glaspyramide einfach von außen an.
Unsere Mägen verlangen nach etwas zu Essen. Es ist Mittagszeit, also kaufen wir uns in einem Supermarkt ein Croque Monsieur und suchen uns im Jardin des Tuileries ein nettes Plätzchen.
Nach der kurzen Pause laufen wir über den Platz Concorde zum Invalidendom. Hier ist Napoleon begraben und es gibt in Ausstellungen vieles rund um das Militär zu entdecken. Doch auch hier verzichten wir auf einen Besuch innen und erkunden nur das, was offen zugänglich ist. Und das ist schön anzuschauen.
Das nächste Ziel ist der Eiffelturm. Das Wahrzeichen Paris gehört einfach mit dazu. Auch hier verzichten wir aufs Hochlaufen oder -Fahren und lassen die Sehenswürdigkeiten von einer Bank im Champ de Mars auf uns wirken. Sehr schön ist auch der Blick von der Pont d’Iéna und dem Jardins du Trocadéro, den wir als Nächstes ansteuern.
Wir laufen weiter zum Arc de Triomphe de l’Étoile. Dort mieten wir uns erneut ein Rad und fahren die Champs-Élysées entlang. Laut Lukas muss man das als Radbegeisterter (wie er es ist) einmal im Leben gemacht haben. Also los! Ehrlicherweise ist es ganz schön stressig. Es ist super viel Verkehr, die Radspur ist meistens zugeparkt, und so lässt sich die kurze Radtour anders als am Morgen wenig genießen.
Kurz vor dem Jardin des Champs-Élysées stellen wir die Räder wieder ab und gehen zu Fuß weiter. Am Park entlang und an der amerikanischen Botschaft vorbei laufen wir Richtung La Madeleine und von da aus über den Bulevard des Capucines und den Boulevard des Italiens zur Passage Jouffroy. Die Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert ist hübsch anzuschauen und beherbergt einige Läden, durch die sich schön bummeln lässt. In dem Viertel gibt es weitere dieser Passagen. Eine schöne Gelegenheit, ohne großen Verkehr zu schlendern.
Durch ein paar ruhigere Gassen bewegen wir uns Richtung BMK Paris-Bamako in der Rue de la Fidélité. Hier wollen wir an diesem Abend afrikanisch essen. Und das ist richtig lecker. Mal was anderes, was wir zu Hause so nicht bekommen – die Großstadt muss man eben auch kulinarisch auskosten.
Als Nächstes besorgen wir uns Kaltgetränke in einem Supermarkt und steuern erneut den Kanal St.-Martin an. Am Abend zuvor hat es uns da so gut gefallen, dass wir den warmen Oktoberabend nun auch hier ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen checken wir aus dem Hostel aus und schließen unser Gepäck am Gare de L’Est ein. 7,50 Euro zahlen wir für das Fach, in dem wir gut unseren Rucksack unterbekommen. Dann geht es zum Marché couvert Saint-Quentin. Marktfrühstück sozusagen. Ein Kaffee und ein Croissant, dazu ein Bummel durch die Markthalle – so lässt sich in den Tag starten.
Auf dem Plan steht heute Montmarte, dass wir zu Fuß schnell erreichen. Just als wir ankommen, setzt ein Regenschauer ein. Also lassen wir uns im „Le Ronsard“ nieder und gönnen uns mit Blick auf die Basilika Sacré-Cœur noch einen Kaffee. Tatsächlich sind wir überrascht, dass wir für die beiden Heißgetränke mit unter fünf Euro rauskommen.
Sobald der Regenschauer durch ist, erklimmen wir die Treppen hoch zur Basilika. Oben wartet eine tolle Aussicht auf Paris, auch wenn es etwas Wolkenverhangen ist. Wir haben Glück und kommen direkt rein in Sacré-Cœur. Innen läuft gerade eine Messe, der Gesang der Nonnen sorgt für eine schöne Atmosphäre.
Wir streifen durch Montmarte, schlendern durch die Rue de l’Abreuvoir, passieren die Bronzebüste der Sängerin Dalida auf einem nach ihr benannten Platz in der Nähe ihres früheren Wohnhauses, und entdecken hinter viel Gebüsch und Mauer eine alte Mühle. Am Ende kommen wir an der berühmten Moulin Rouge vorbei.
Von hier aus laufen wir einmal quer durch die Stadt zum Musée d’art moderne de la Ville de Paris. Bei freiem Eintritt lässt sich dort moderne Kunst entdecken. Sehr kurios ist eine Telefonbuchsammlung im Keller. Natürlich durchstöbern wir dabei auch die Telefonbücher, in denen unsere Familien vorkommen.
Tatsächlich steht noch ein weiterer Museumsbesuch an. Nach kurzem Snack-Stopp im Jardin d’Erivan geht es zum Petit Palais. Allein schon das Gebäude ist richtig toll anzuschauen. Die Dauerausstellung kann man ebenfalls kostenfrei anschauen. Wir lassen die tolle Kulisse einfach auf uns wirken.
Im Jardin des Abords-du-Petit-Palais entdecken wir moderne Kunst.
An der Pont de la Concorde wechseln wir ans Seine-Ufer und machen einen langen Spaziergang an dem Fluß entlang. Das ist sehr entspannend und empfehlenswert – und wir entdecken ein paar nette Orte.
Am Hôtel de Ville verlassen wir das Seine-Ufer und steuern „Le Village Saint-Paul“ an. Das kleine Viertel mit Kopfsteinpflaster und schönen Hinterhöfen ist einfach nur nett.
So langsam wird es Zeit, Richtung Gare de L’Est zu laufen. Dort kehren wir noch einmal in eine Bouillon ein. Das „Bouillon Chartier Gare de l’Est“ begeistert uns zwar nicht so wie das vom ersten Abend, doch das Essen ist lecker, die Preise mehr als in Ordnung. Gut gestärkt geht es nun also wieder zurück nach Deutschland – mit dem Zug sehr entspannt.
Über 40 Kilometer haben wir bei unserem Kurztrip zu Fuß zurückgelegt, dazu kommen noch einige per Rad. Doch das tat richtig gut: schöne Sachen anschauen, lecker Essen, sich treiben lassen und viel entdecken.
One Comment
Pingback: