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Ein Tag in Istanbul (Türkei)

Istanbul – du schöne Stadt am Goldenen Horn. Auf unserem Flug nach Kathmandu haben wir einen Zwischenstopp in Istanbul. Und da der Nepal-Flug ab der Türkei nur am Donnerstag geht, wir aber bereits ab Mittwoch Urlaub haben, nutzen wir die Zeit und nehmen einen früheren Flug an den Bosporos. Beim Boarding kommt ein kurzer Schreckensmoment: Der Flug ist überbucht und die Mitarbeiter bitten Gäste, freiwillig auf einen späteren umzubuchen. Doch wir „kommen durch“ und sitzen wenig später in der Maschine.

Anflug auf Istanbul.

Wir landen um kurz nach 23 Uhr (eine Stunde Zeitverschiebung) auf dem neuen Istanbul-Flughafen im Norden der Stadt. Ganz schön groß! Rund 20 Minuten tuckern wir übers Rollfeld, bis wir am Terminal „andocken“. Und nach dem Ausstieg ist der Weg zur Passkontrolle lang. Doch alles ist modern, die Architektur gut getroffen und bei der Einreise geht es auch fix. Über die Unterkunft haben wir einen Shuttle in die Stadt gebucht, da der neue Flughafen noch nicht an die Metro angebunden ist. Und auf Busse und lange Fahrten in der Nacht haben wir keine Lust. Gegen Mitternacht sind wir bei ByCoach, die uns transportieren. Rund 45 Minuten später kommen wir bei unserem Hotel, dem Andalou, nur wenige Gehminuten von der Hagia Sophia an.

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Müde fallen wir ins Bett – wir wollen früh wieder raus, um möglichst viel von der Stadt zu sehen. Und so klingelt um acht Uhr der Wecker, kurze Zeit später sitzen wir beim schnellen Frühstück auf der Terasse des Hotels. Es ist wunderbar warm, die Sonne scheint – wie schön, wenn man aus einer Regenwoche in Deutschland kommt.

Unser Tagesgepäck lassen wir im Hotel und nehmen nur Kameras, Wasser, Geldbeutel, Pässe und ein Tuch für Jule mit. Das Hauptgepäck haben wir bis nach Nepal durchgebucht. Istanbul lässt sich unserer Meinung nach gut zu Fuß erkunden. Wir laufen Richung Galatabrücke. Das fühlt sich ebenfalls direkt nach Urlaub an: Blaues Wasser, Möwen, jede Menge Schiffe und beste Sicht auf den asiatischen Teil der Stadt.

Blick von der Galatabrücke.

Unterhalb der eigentlichen Brücke haben sich einige Restaurants angesiedelt – witzig, unterhalb der Straße entlang zu laufen und von unten die Fischer zu beobachten, wie sie ihren Fang nach oben ziehen. Schließlich erreichen wir den Stadtteil Galata, der auf eine Wehrsiedlung zur Zeit des 5. Jahrhunderts zurückgeht. Heute haben sich in dem quirligen Viertel einige Künstler und kleine Cafés angesiedelt. Über eine bunt bemalte Treppe steigen wir auf Richtung Galataturm.

Auf in den Stadtteil Galata.

Von dem 62 Meter hohen, massiven Wehrturm hat man einen tollen Panoramablick über Istanbul – doch leider wird beim Eingang der Eintritt in Höhe von 17 Lira nur in bar genommen. Wir haben für die wenigen Stunden kein Geld abgehoben und setzen voll auf die Visa-Karte. Bis auf diese eine Station klappt das auch. Schade, denn Jule hat von ihrem letzten Istanbul-Besuch diesen einzigartigen Blick noch gut in Erinnerung – und damals war das Wetter kalt und nass.

Von hier oben soll ein Mann im 17. Jahrhundert mit selbst konstruierten Flügeln gesprungen und über den Bosporos gesegelt sein.

So werfen wir lediglich den Blick nach oben und wundern uns über die Geschichte, die sich hier abgespielt haben soll: Mitte des 17. Jahrhunderts ist ein Mann mit selbst konstruierten Flügeln vom Turm gestartet und soll Berichten zufolge über den Bosporos gesegelt sein.

Wir nehmen uns etwas Zeit zum Entdecken des entspannten Viertels, passieren das deutsche Haus Teutonia und das erste Derwisch-Kloster Istanbuls. Vorbei an der „Tünel“ genannten Standseilbahn – eine der ältesten Untergrundbahn der Welt – schlendern wir Richtung Beyoglu-Viertel. Vorbei an Antiquariaten, schönen Cafés und auffällig viele Musikläden passieren wir schließlich einige Konsulate und kommen schließlich an der katholischen Kathedrale St. Antoine an. Die Kirche aus dem 19. Jahrhundert ist imposant anzuschauen und fügt sich dennoch gut in die orientalisch angehauchte Bauweise.

Bummel durch das Viertel.

Am Galatasaray-Elite-Gymnasium biegen wir ab und laufen den Berg runter Richtung Wasser. Auf dem Weg liegt auch das Goethe-Institut sowie erneut einige nette Läden und Cafés. Raus kommen wir an der ehemaligen Kanonengießerei Tophane. Von da aus laufen wir zurück zum Galata-Brückenkopf und wechseln wieder auf die europäische Seite.

Unser nächstes Ziel ist der Gewürzbasar. Händler preisen ihre Ware an: Oliven, Weinbergblätter, Fisch, aber natürlich auch allerlei Gewürze und Tee finden sich in den kleinen Läden. Da fühlt man sich doch gleich wie im Orient!

Auf dem Gewürzmarkt gibt es vieles zu entdecken.

Wir lassen uns durch die angrenzenden Gassen treiben und haben unseren nächsten Stopp grob anvisiert: Die Süleymaniye-Moschee. Auf dem Weg nach oben (Istanbul hat ganz schön viele Hügel!) weisen wir einen Schuhputzer darauf hin, dass er gerade seine Bürste verloren hat. Der Mann ist so dankbar, dass wir nicht drum rum kommen, unsere Schuhe geputzt zu bekommen, denn: „Eure Schuh sin dreckisch!“. Seine deutschen Worte haben auf jeden Fall hessischen Einschlag!

Ein Schuhputzer lässt sich nicht davon abbringen, uns die Schuhe sauber zu machen.

Und während er so die Schuhe putzt, lässt er uns teilhaben an seiner Familiengeschichte: Frau und Kinder leben in Ankara. Dort sei aber kein Geld zu verdienen und daher sei er immer drei bis vier Monate in Istanbul.

Mit sauberen Schuhen geht es zum Moscheebezirk Süleymaniye. Ein absolutes Must-See, meinen wir. Auf Geheiß von Sultan Süleymann I. nach seiner siegreichen Rückkehr aus Ungarn hoch über dem Goldenen Horn gebaut, ist der Moschee-Komplex sehr sehenswert. Zwischen 1550 und 1557 gebaut, zählt sie zu den bedeutendsten Moscheen osmanischer Baukunst. Durch ein großes Portal tritt man in den Vorhof der Moschee, in dem man dann auch die Schuhe auszieht und als Frau das Haar bedeckt.

Vier Stützpfeiler tragen die riesige Hauptkuppel mit einer Höhe von 48 Metern und einem Durchmesser von 27,5 Metern. Der Bau ist mächtig, die Gestaltung im Inneren schlicht gehalten. Grund ist die orthodoxe Ausrichtung Süleymans – damit gibt es weniger Protz. Auffällig sind die Kalligrafien. Rund um die Moschee ist es grün, der Ausblick auf die Stadt und das Wasser ist toll.

Blick auf die Stadt und den Bosporus.

Wir verlassen den Moscheebezirk und durchqueren das Uni-Viertel. So lässt es sich bestimmt toll studieren – in schicken Holzhäusern und prächtigen Palast-ähnlichen Bauten. Durchaus beeindruckend, wie viele Uni-Gebäude es gibt und in welch toller Umgebung die Örtichkeiten untergebracht sind.

Der Große Basar, den wir schließlich erreichen, erstreckt sich über eine Fläche von rund 200.000 Quadratmeter. Etwa 4500 Verkaufsstände soll es hier geben und laut Reiseführer leben mehr als 20.000 Menschen von den Einnahmen der Verkäufe. Hier gibt es alles: Sektionen für Leder, Kleider, Teppiche, Gold- und Silberschmuck und natürlich auch jede Menge türkische Kaffeekannen, Süßigkeiten, Safran und allerlei anderes Gewürz. Immer wieder gab es Brände, auch Erdbeben zerstörten den ursprünglich 1461 als Holzbau aufgebauten Markt. Immer wieder wurde der Kapali Carsi neu aufgebaut und dabei größer und größer.

Basar-Zeit

Wir bekommen Hunger und stoppen in einem Restaurant namens „Old Istanbul“. Das Essen ist richtig lecker: Lukas nimmt Lamm Kebap, Jule Döner Kebap. Das Fleisch kommt auf großen Holzplatten, angerichtet an dünnem Fladenbrot, mit gegrillten Paprika und Tomaten, Spinatblätter, gewürzten Zwiebeln, Karotten, Reis und Pommes. Dazu Coke und Efes-Bier – wir sind gestärkt für den Mittag.

Mittagessens-Stopp: Das “Old Istanbul” können wir sehr empfehlen.

Als nächstes steuern wir Istanbuls Highlight an, wie sie überall genannt werden: Die Altstadt mit Hagia Sophia und Blauer Moschee. Sehenswert ist auf jeden Fall die Yerebatan Sarnici, eine toll erhaltene Zisterne. Der Eintritt ist frei und wir steigen über ein paar Treppenstufen hinab in die Kühle. Toll anzusehen sind die schön beleuchteten Säulen, die sich im Wasser spiegeln.

Runter ins Kühle: die Zisterne Yerebatan Sarnici.

Gedreht wurde hier übrigens eine Szene für den James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moska“. Das unterirdische Wasserreservoir wird heute auch als Veranstaltungsort genutzt: Ein Schild weist auf ein anstehendes Konzert hin, im Wasser sind einige Skulpturen platziert.

Auch ein James-Bond-Streifen wurde hier gedreht.

Bereits im 4. Jahrhundert wurden die ersten Zisternen in Istanbul gebaut – als Folge von Dürren und Belagerungen. Nicht weit entfernt liegt eine weitere Zisterne, die „Cisterna Basilica“, die wohl als Unterbau für ein Gotteshaus gedient hatte. Auch unterhalb der Hagia Sophia soll es laut Legenden, so verrät der Reiseführer, eine riesige Zisterne gegeben haben, auf der sogar Schiffe gefahren sein sollen.

Blick auf die Blaue Moschee

Vorbei am „Rossplatz“ mit Deutschem Brunnen (ein Geschenk Kaiser Wilhelms II.), Schlangensäule und Ägyptischen Obelisken laufen wir zur Sultan Ahmet Camii, besser bekannt als Blaue Moschee. Beauftragt hat sie Sultan Ahmet I., der sich mit dem Bau ein Denkmal setzen und die nahe gelegene Hagia Sophia übertreffen wollte. Die Moschee ist die einzige in Istanbul, die sechs Minarette hat. Eigentlich ist diese Anzahl der heiligen Moschee in Mekka vorbehalten, weiß der Reiseführer zu berichten. Der Geschichte nach habe der Sultan goldene Minarette haben wollen. Da die Kassen aber leer waren, griff der Hofbaumeister auf einen Trick zurück und behauptete, er habe statt gold (altin) sechs (alti) verstanden. Das sorgte dann aber wiederum in Mekka für Beschwerden, weswegen, so die Geschichte im Reiseführer, der Sultan Mekka einen siebten Minarett spendiert hat.

Im Inneren der Blauen Moschee.

1616 nach sieben Jahren Bauzeit fertiggestellt, umkleidet heute ein Gerüst einen Teil des Baus. Vor allem im Innenbereichen sieht man leider derzeit nicht allzu viel. Wir reihen uns dennoch in die Schlange ein und werfen einen Blick rein. Die Hauptkuppel wird saniert, doch im Nebentrakt lassen sich die blauen Farbtöne auch gut erkennen.

Das war ein schöner Tag in Istanbul, der an der Hagia Sophia endet.

Die mächtige, im rötlichen Pastell leuchtende Hagia Sophia empfängt uns beim Verlassen der Blauen Moschee. Als christliche Kirche war die Ayasofya fast 1000 Jahre lang geistliches Zentrum des Byzantischen Reiches. Als die Osmanen Konstantinopel eroberten, wandelten sie die Kirche zu einer Moschee um. Heute ist das Unesco-Welterbe ein Museum.

Das nächste Mal müssen wir hier rein: in die Hagia Sophia.

Die Schlange davor ist lange, unsere Zeit leider nur begrenzt und daher heben wir uns den Besuch im Inneren für ein nächstes Mal auf. Rechts vorbei laufen wir Richtung Topkapi Sarayi, das ehemalige Zentrum der osmanischen Weltmacht. Auch diesen Besuch machen wir heute nicht, sondern bewundern nur hohen Mauern des Palastbezirkes mit dem gewaltigen Tor und der prunkvollen Brunnenanlage davor.

Vor dem Topkapi Sarayi

Durch ein schönes Gässchen mit toll erhaltenen Holzhäusern laufen wir Richtung Gülhane Park und pausieren dort. Leider neigt sich unser Aufenthalt in Istanbul schon wieder dem Ende entgegen. Die Stadt am Bosporos ist auf jeden Fall eine Reise wert. Am Flughafen gönnen wir uns noch türkischen Kaffee und Baklava, denn durch die Sicherheitskontrolle sind wir viel schneller durch als gedacht. Und so bleibt noch ausreichend Zeit für Leckereien und Blogeinträge, bevor die Reise weiter Richtung Himalaya geht.

Der neue Flughafen in Istanbul.

Empfehlenswerte Literatur:

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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