Füssen
Unterwegs „zwischen den Jahren“: Nach unserer erlebnisreichen Übernachtung im Iglu auf der Zugspitze und der anschließenden Kurz-Wanderung rund um den Eibsee stoppen wir in Füssen. Die Stadt im Südwesten Bayerns begeistert mit schönen Bauten und großartigen Ausblicken auf die Berge.
Von Garmisch-Partenkirchen aus fahren wir über die nicht-Maut-pflichtigen Strecken in Österreich Richtung Füssen. Von Grainau zieht sich die Straße entlang der Berge durch malerische Orte. Dank Googlemaps umfahren wir die Staugeplagte Schnellstraße und kommen entspannt in Füssen an.
In unserer Unterkunft gewährt man uns trotz späterem Check-In schon Einlass. Die Villa Toscana ist ruhig in einer Art Park gelegen. In die Altstadt sind es zu Fuß zehn bis 15 Minuten. Die Zimmer sind einfach, aber völlig in Ordnung. Angekommen sortieren wir nach der Nacht auf der Zugspitze erst einmal unser Gepäck und machen kurz Siesta. Dann zieht es uns schon in die Stadt.
Das Wetter ist leider nicht das Beste, doch damit haben wir auch einen guten Grund, einzukehren… Wir gönnen uns ein spätes Mittagessen im Gasthof Krone. Das traditionell geprägte Haus macht einen auf Mittelalter. Kartoffeln heißen „Erdäpfel“, es gibt Klosterforelle ganz nach Art der Müllerin und gegrilltes Federvieh. Serviert wird die Limo und das Bier in Tonkrügen und wer mit Händen essen möchte, kann dies ohne komische Blicke tun. Als die Kellnerin mit riesigen Papier-Lätzen zum Umhängen kommt und am Nachbartisch mit großem Gelächter Bilder davon gemacht werden, zweifeln wir kurz, ob die Restaurant-Auswahl wohl die richtige war. Doch das Essen schmeckt gut und so gestärkt ziehen wir schon bald durch die Altstadt.
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Die Ursprünge der Stadt reichen bis in die Römerzeit zurück. Viele alt-gemachte Gebäude, Brunnen und Kopfsteinpflaster sind in gutem Zustand und so lassen wir uns ohne großen Plan treiben. Dank bester Ausschilderung findet sich der Weg sowieso von alleine.
Wir laufen den Hügel zum Hohen Schloss der Bischöfe von Augsburg hoch – mit Blick über die Altstadt und die gut restaurierten Häuser mit ihren roten Dächern. Der gotische Bau ist in gutem Zustand und zählt zu den besterhaltenen mittelalterlichen Anlagen Bayern.
Im Inneren ist eine Galerie beherbergt, doch trotz leichtem Nieselregen haben wir darauf keine Lust und ziehen weiter – zum Kloster Mang. Das Benediktinerkloster wurde in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts von den Augsburger Bischöfen errichtet. Wir besichtigen die Kirche mit einer prächtigen Orgel aus dem Jahr 1753.
Weiter geht der Bummel, vorbei an schön gestalteten Häusern, an Brunnen und hübsch gestalteten Plätzen. Immer wieder ergeben sich in den Gässchen neue Blicke auf den Kirchturm von St. Mang und das Hohe Schloss – die beiden Bauten dominieren das Stadtbild.
Wir stoppen schließlich an der Spitalkirche St. Heilig Geist mit einer prächtigen Freskobemalung und entschließen uns, gemütlich einen Kaffee zu trinken. Die Füssener Kaffeerösterei hat einen kleinen Laden in der Altstadt. Der Verkaufsraum ist mini, an Fensterfront und neben der Röstmaschine sind ein paar wenige (Steh-)Plätze positioniert. Wir haben Glück, dass gerade etwas frei wird, und genießen leckeren Kaffee, während direkt daneben ein paar Bohnen rösten. Dann kann der Bummel weitergehen.
Nach einem kurzen Stopp im Hotel fahren wir am Abend zum Festspielhaus – mit dem Auto. Die öffentlichen Verbindungen sind leider nicht die besten und so entschließen wir uns doch für den Wagen. Vorab hatten wir gehört, dass es direkt am Festspielhaus Parkplätze gibt, die kostenfrei sind. Doch obwohl wir gut eine Stunde vor Spielbeginn da sind, ist alles schon voll. Wir weichen auf den nahe gelegenen Parkplatz aus, der allerdings fünf Euro kostet (Tipp: Ticket direkt bezahlen, dann muss man sich nach Spielende nicht in die Schlange stellen). Zum Festspielhaus sind es dann fünf bis zehn Minuten zu Fuß.
Das Haus liegt direkt am Foggensee, das beleuchtete Neuschwanstein ist tatsächlich zu erkennen, auch wenn wir es uns näher vorgestellt haben. Doch die Sichtachse zum Schloss passt: Wir haben Karten für das Musical „Ludwig² – der Mythos lebt“. In dem Stück geht es um König Ludwig, der Neuschwanstein erbaute. Das Stück ist gut gemacht – mit Musik von Konstantin Wecker. Besonders beeindruckend ist das Bühnenbild. Nachgebildet wurde der Schwanensee – mit echtem Wasser und Springbrunnen -, der in mehreren Szenen eine zentrale Rolle spielt: Mal fährt Ludwig als Kind auf diesem See in einem Boot, mal gibt es ein grazil-anzuschauenden Ballet- Solo im Wasser.
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Am nächsten Morgen frühstücken wir in der Altstadt – auch wenn das Hotel gute Bewertungen dazu hat. Doch wir wollen noch in eines der vielen Cafés, die wir am Vortag beim Bummeln entdeckt haben. Im Bio-Café Baumgarten in der Nähe des Hohen Schlosses gibt es nur wenige Plätze und besonders der Kuchen hatte Jule am Vortag schon angelacht. Warum also nicht Kuchen zum Frühstück… Lukas entscheidet sich für ein französisch angehauchtes Frühstück mit Croissant und Ei.
Unser Auto haben wir für den Frühstücksstopp am Bahnhof abgestellt, wo man für eineinhalb Stunden umsonst parken darf. So sind wir nach dem Café-Besuch wieder schnell mobil und fahren noch einmal raus zum Forgensee und dem Festspielhaus. Im Tageslicht sieht man dann doch etwas mehr von dem zwischen 1998 und 2000 erbauten Gebäude, das auf einem extra aufgeschütteten etwa 50.000 m² großen Seegrundstück errichtet wurde.
Wir laufen am Gebäude entlang, durch den angelegten Garten sowie am Ufer des Foggensee. Trotz bestem Wetter ist die Sicht auf Neuschwanstein (das wir beide schon einmal besichtigt haben und deshalb nicht noch einmal anschauen) leider nicht ganz so klar, wie wir es uns erhofft haben. Auch Schloss Hohenschwangau ist kaum zu erkennen. Dafür ist der Blick auf den angefrorenen Forgensee und die dahinter liegenden Berge fantastisch.
Mit diesen Eindrücken im Kopf steigen wir ins Auto und fahren Richtung Heimat.