Wandern an der Bergstraße: Schlösser und Melibokus
Für den Neujahrstag haben wir uns eine rund 20-Kilometer-Tour an der Bergstraße ausgesucht. Uns gelüstet es nach Anstrengung für einen guten Wanderstart ins neue Jahr. Und den haben wir: Etwas mehr als viereinhalb Stunden brauchen wir für die Etappe von Auerbach über den Blütenweg nach Zwingenberg und Alsbach, hoch zum Alsbacher Schloss und von da aus zum Melibokus zurück zum Auerbacher Schloss.
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Vom Wanderparkplatz Höllberg starten wir unsere Tour und folgen dem Blütenweg in Richtung Zwingenberg. Beim Blick zurück erkennen wir schon bald im Nebel das Schloss Auerbach, das wir am Ende der Wanderung aus der Nähe sehen werden. Es geht über Weinterrassen entspannt los: Mehr oder weniger auf einer Ebene bewegen wir uns auf den Ortsrand von Zwingenberg zu und von da aus weiter nach Alsbach-Hähnlein. Wir wundern uns über eingezäunte Weinberge und bestaunen allerlei schöne oder kuriose Häuser in den Orten.
Am Wanderparkplatz Sperbergrund stoppen wir kurz am Kneippbecken für eine kurze Trinkpause. Weiter folgen wir nun dem Burgenweg (ein blaues Burgtor auf weißem Grund). Durch lichten Wald – es sieht richtig herbstlich aus – kommen wir schon bald am Schloss Alsbach an. Es wurde als Burg Bickenbach etwa um 1235 von den Herren von Bickenbach erbaut. Eine Besichtigung ist am Neujahrstag leider nicht möglich, Coronabedingt ist es geschlossen. Wir halten uns auch gar nicht lange auf der 257 Meter hohen Anhöhe über Alsbach auf, sondern laufen weiter.
Über einen breiten, flach verlaufenden Waldweg kommen wir schnell voran. Mehrere Wegweiser führen zum Melibokus, mit 517,4 Metern der höchste Berg an der südhessischen Bergstraße. Oberhalb von uns sind auf einem weiteren Weg beispielsweise Reiter unterwegs. Nach einiger Zeit verlassen wir den breit ausgebauten Weg und laufen über schmalere Pfade. Wir folgen mittlerweile den Markierungen für den Allemannen- und/oder dem Nibelungensteig. Auffällig ist eine kleine Birkenansammlung.
Wir arbeiten uns nach oben – es wird neblig. Die Wolken hängen in den Baumwipfeln fest. Es wirkt mystisch. Ganz still ist es. Hatten wir zuvor auf den vielen Wegen rund um den Melibokus andere Wanderer aus der Ferne gesehen, so sorgt die Nebeldecke nun für Einsamkeitsgefühl. Der Pfad wird schmaler – und richtig schön.
Schließlich erreichen wir den Gipfel. Wie zu erwarten: Die angepriesene Aussicht bleibt uns an diesem Tag verwehrt. Die Baumwipfel sind umhüllt von Nebel. Die wenige Meter entfernte Startrampe für Drachenflieger können wir von der Aussichtsterrasse sehen. Die Spitze des 22 Meter hohen Aussichtsturms erkennen wir unten drunter stehend gerade noch so. Ansonsten: grau. Ursprünglich stand hier ein 1772 von Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt erbauter Aussichtsturm. Im Zweiten Weltkrieg wurde er von den Alliierten gesprengt.
Vereinzelt liegt hier oben noch etwas Schnee. Über einen schönen Waldpfad geht es für uns abwärts. Zwei Mountainbiker hören wir glücklicherweise und springen gerade noch rechtzeitig auf die Seite: Sie düsen – gefühlt ohne Rücksicht auf andere – den Bergpfad hinunter.
Nach dem Abstieg gibt es dann doch noch einmal Aussicht. Es öffnet sich der Blick in den Odenwald: Ein paar grüne, hügelige Wiesen, dahinter die Berge, deren Gipfel sich auch in den Wolken verstecken. Dennoch schön und wir sind vor allem froh, dass es trocken bleibt. Beim Anstieg auf den Melibokus haben wir die Feuchtigkeit richtig gemerkt: 90 Prozent Luftfeuchtigkeit gibt die Apple Watch an. Alles ist klamm und feucht, von außen und von innen…
Die Abschlussetappe führt über einen breiter ausgebauten Weg Richtung Auerbacher Schloss. Auch hier sind die riesigen Tore geschlossen. Schade, denn so bekommen wir von der Aussicht nichts zu sehen. Durch manch eine (Baum-)Lücke hindurch erkennen wir den Blick auf die Ebene. Das wäre sicherlich sehr nett anzuschauen.
Wir müssen noch einmal kommen, um die imposante im 13. Jahrhundert von der Grafschaft Katzenelnbogen angelegte Festung einmal anzuschauen. Doch nun geht es erst einmal zurück zum Auto. Über einen schmalen Pfad geht es Richtung Auerbach. Am Ortsrand entlang, vorbei an hübsch anzusehenden Häusern laufen wir zum Wanderparkplatz Höllberg. Eine schöne Tour, mystisch am Neujahrstag und bei schönem Wetter sicherlich mit besten Aussichten.