Traumschleife "Mittelalterpfad" Herrstein
Zu Fuß

Wandern im Hunsrück: Traumschleife Mittelalterpfad (Herrstein)

Einfach nur schön: Die neun Kilometer lange Traumschleife Mittelalterpfad beeindruckt uns an einem sonnigen Wintertag. Fernsicht auf weiße Hügel, weite Schneefelder, traumhafte Pfade und wenig Menschen – wir sind begeistert. Kein Wunder, dass der Mittelalterpfad zum schönsten Wanderweg 2010 in der Kategorie Touren gekürt wurde.

Los geht es in Herrstein an der Deutschen Edelsteinstraße. In der Nähe des Sportplatzes gibt es den Großparktplatz Brühlstraße – übrigens mit Stellplätzen für Wohmobile und Busse, falls dies jemand verbinden möchte. Wir stellen unser Auto ab und laufen in den historischen Ortskern. Coronabedingt wird empfohlen, die Laufrichtung einzuhalten.

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Allein schon die schönen Fachwerkhäuser lohnen einen Besuch in Herrstein. Erstmals 1279 urkundlich erwähnt, gehörten Burg Herrstein und der dazugehörige Ort zur hinteren Grafschaft Sponheim. In den siebziger Jahren wurden viele der Fachwerkhäuser wieder freigelegt und der historische Ortskern hergerichtet.

Durch den Uhrenturm treten wir ein in die mittelalterliche Welt. Der Gang durch die Gässchen vorbei an tollen Häusern ist einfach nur schön. Wir kommen an toll restaurierten Wohnhäusern vorbei, an denkmalgeschützten Scheunen, Hofanlagen und Gasthäusern. Wie schade, dass wir Coronabedingt in der Zehntscheune nicht einkehren können – sie sieht sehr einladend aus. Besonders schön ist auch ein Antiklädchen, in dem allerlei historische Spielsachen und Kaffeemühlen durchs Fenster zu begutachten sind. Toll finden wir ein Selbstbedienungslädchen, dass aktuell leider aber auch geschlossen ist.

Wir laufen den Burgberg nach oben, vorbei an einem Pranger, und steigen die Treppen hoch zur Schlosskirche und dem Schinderhannesturm. Dann geht es rein in den Wald. Der Blick zurück ist schön, doch der Wald ist im Schneegewand einfach nur toll anzuschauen.

Dann öffnet sich der Blick und wir sehen weit und viele Berge mit Schnee. Was für ein Anblick! Aus dem Fotografieren kommen wir kaum noch raus. Auf einer der schönen Liegebänke halten wir kurz inne und genießen diese Aussicht.

Doch es wird noch besser. Kurz hinter der Bank geht es links ab und gleich wieder rechts. Wir laufen über eine Art Hochebene. Rechts und links von uns feinster Pulverschnee, der auf den Feldern liegt. Dazu blauer Himmel und Sonnenschein. Und das ist der Hunsrück! Wir können es kaum glauben.

Wir lassen die Ebene hinter uns und laufen den Berg runter. Der breitere Weg führt nun ein Stück am Waldrand entlang. Bald sind wir wieder unterwegs in schönstem Winterwald. Der Pfad trifft auf eine Kreisstraße, die wir überqueren. Durch ein Holzgatter hindurch geht es nun über ein schneebedecktes und leicht rutschiges Stück bergab zum Hosenbach, über den eine Holzbrücke führt.

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Es geht ein kurzes Stück über eine weiß gekleidete Wiese am Bach entlang. An einer Weggabelung halten wir uns links, lesen aber zuerst einer der Infotafeln, die auf dem Mittelalterpfad immer wieder zu sehen sind und auf ein paar historische Gegebenheiten hinweisen. Hier erfahren wir, dass im nahegelegenen Ort Niederhosenbach vermutlich Hildegard von Bingen geboren wurde.

Nach wenigen Minuten durch den Wald erreichen wir die Rabenkanzel. Markante Felsen und viel Moos dominieren das Naturdenkmal, zu dem wir auf einem schmalen und rutschigen Pfad aufsteigen. Oben angekommen geht es über eine Art Grat leicht ansteigend durch den Winterwald.

Am Waldrand entlang laufen wir nun mit Blickrichtung zum Ort Breitenthal. Schließlich biegen wir links ab und laufen über Pulverschnee durch die Felder. Erneut geht es aufwärts, dann stehen wir nach einem kurzen Gang durch ein goldiges Wäldchen an der Jammereiche. Während des Dreißigjährigen Krieges haben sich hier Bewohner versteckt. Heute genießen wir den schönen Ausblick und stoppen für eine kurze Trinkpause.

Der Panoramablick auf der nun folgenden Etappe ist einzigartig. Und da nur in der Ferne Menschen zu erkennen sind, haben wir das Gefühl, diese schöne Winterlandschaft für uns ganz alleine zu haben. Auf einer neu angelegten Aussichtsplattform blickt man auf 17 Ortschaften und viele Berge. Doch eigentlich muss man gar nicht auf die kleine Erhebung rauf, so gut ist die Sicht.

Schon bald sind wir (leider) aus dieser faszinierenden Schneelandschaft heraus. Wir passieren den zweistöckigen Herrsteiner Aussichtsturm und laufen über Serpentinen und teils matschige Pfade zurück in den Ort.

Für neun Kilometer brauchen wir zwei Stunden. Viel zu schnell ist diese wunderschöne Wanderung – trotz vieler Fotostopps – wieder vorbei. Wir können die Runde auf jeden Fall empfehlen – gerade auch in diesem faszinierenden Winter-Anlitz. Der Mittelalterpfad ist sehr gut ausgeschildert, sodass man keine Karte benötigt. Wer den Verlauf studieren möchte, kann die Route auf Outdoor Active aufrufen oder auf der Seite des Saar-Hunsrück-Steigs mit all seinen Traumschleifen vorbei schauen.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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