Wispertrail Glaabacher Almauftrieb
Dehääm,  Zu Fuß

Wandern im Taunus: Wispertrail Glaabacher Almauftrieb

Wer einsame Wege sucht und Lust hat auf einige Anstiege, der ist auf dem Glaabacher Almauftrieb richtig. Mit 19 Kilometern ist die Rundwanderung die längste unter den Wispertrails und durchaus anspruchsvoll. Wir knacken bei unserer Wanderung sogar die 20 Kilometer, was sicherlich daran liegt, dass wir hier und da Umwege laufen müssen. Nach dem Winter sind viele Wegabschnitte von umgefallenen Bäumen versperrt. Klettern und kleinere Umwege sind angesagt. Wer also auf Parcoursläufe steht, dem wird auf dieser Runde auf jeden Fall ein bisschen was geboten.

Glaabach ist übrigens die ortsübliche Aussprache für den Gladbach, einen Zufluss der Wisper. Die beiden im Gladbachtal liegenden Ortschaften Obergladbach und Niedergladbach gehören zu Schlangenbad. Um die Weidesaison einzuläuten, wird in „normalen“ Zeiten in Niedergladbach der Almauftrieb mit einem Volksfest gefeiert.

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Wir starten das „Premiumwandern im Wispertaunus“ am Wanderparkplatz zwischen den beiden Orten. Ein großes, blaues Schild weist auf den Einstieg für einen Wispertrail hin. Die Trails sind ein Projekt des Rheingaus und des Taunus und werden mit LEADER-Geldern von der EU gefördert. Über ein kleines Seitentals geht es aus dem Gladbachtal raus Richtung Roter Berg und Hof Fischbach. Wir nehmen die erste Kurve und sehen noch die Reste der vergangenen eisigen Woche. Wir herrlich Frühlingshaft ist es nun! Die Sonne scheint durch die Baumwipfel – wir genießen das Laufen bei diesen Temperaturen und schnell sind die Jacken im Rucksack verschwunden.

Nach den ersten Höhenmetern geht es ein Stückchen auf einer Ebene entlang. Dann wieder biegen wir links ab und aufwärts. Neben uns eröffnet sich die Ebene. Was für eine Aussicht! Wir kommen wieder an einem kleinen Waldstück an. Auch wenn wir noch nicht viele Kilometer gelaufen sind: Dieser Platz lädt ein, die Hängematte auszupacken. Zwischen zwei Bäumen ist sie schnell gespannt und wir genießen Sonne und Fernsicht.

Am Parkplatz Roter Kopf sehen wir die ersten Schafe und schlagen die Richtung zum Rabenkopf ein. Unterhalb des Frohnbergs heißt es das erste Mal klettern: Ein umgefallener Baum liegt mitten auf dem Weg. Doch kaum haben wir den Gladbach überquert, werden die umgefallenen Bäume mehr. Da hilft irgendwann auch kein Klettern mehr. Das Geäst ist so hoch, dass man nicht drüber kommt. So laufen wir ein wenig „Off-road“ und folgenden ein Stückchen dem Bach.

Immer wieder heißt es auf dem nächsten Kilometer klettern. Wir kommen kaum vorwärts, so sehr sind wir damit beschäftigt, Umwege zu finden oder aber doch über die Stämme drüber zu kraxeln. Tatsächlich macht uns so etwas ja auch Spaß. Besser als die Wander-Autobahnen mit den breit ausgebauten Wegen.

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Kurz bevor wir die Landesstraße erreichen, ist der Weg schließlich mit Flatterband abgesperrt. Mit einem „Betreten verboten, Lebensgefahr“-Schild wird auf Waldarbeiten hingewiesen. Nur eben aus der falschen Richtung. Das wäre aus unserer Sicht der richtige Hinweis auch auf der anderen Seite des Weges gewesen. Gut, sonntags sind die Waldarbeiter nicht im Einsatz, aber ein Hinweis auf die vielen umgefallenen Bäume wäre angebracht, finden wir. Es soll ja Leute geben, die auf solche Klettertouren nicht stehen oder die dies einfach nicht schaffen.

Wir passieren einen alten Friedhof und erreichen Obergladbach. Die Gemeinde geht auf das Jahr 1239 zurück, wie wir am Ortseingangsschild erkennen können. Als Siedlung für Waldarbeiter und Köhler gegründet, sollten die ursprünglich aus Thüringen kommenden Arbeiter den Hinterlandswald wirtschaftlich nutzen.

Am Ortsrand laufen wir die Talstraße entlang. Den Abzweig zum Wanderweg sollte man nun nicht verpassen. Über eine Brücke geht es über den Gladbach drüber und nun für knapp zwei Kilometer leicht ansteigend ins Naturschutzgebiet. Am Naturdenkmal Gebückbäume gönnen wir uns eine Rast. Die geknickten (=gebückten) Buchen waren früher mal eine Grenzsicherung.

Weiter führt der Weg Richtung Niedergladbach über ein paar schöne Ebenen. Immer wieder sind kleinere Anstiege zu bewältigen. Die Etappe ist gut zu laufen und so kommen wir schnell vorwärts. Hier und da laden Bänke zur Rast ein. Bei dieser Fernsicht auf den Wispertaunus legen auch wir eine kurze Pause ein.

Am Rastplatz „Auf dem Holzweg“ weist ein Schild auf einen kürzeren Weg zum Parkplatz Kellerweg. Wer also abkürzen möchte, hat hier die Gelegenheit. Doch man würde etwas verpassen. Die kommenden Kilometer unterhalb des Gaulskopf und über den Schimmlerkopf ist richtig schön. Wir laufen durch ein Mini-Wäldchen, dessen Bäume mit Flechten bewachsen sind. Das wirkt ein wenig mystisch. Kurze Zeit später wieder saftiges Grün. Vorbei an Weiden und immer wieder mit schönen Aussichten nähern wir uns Niedergladbach.

Der Ort liegt schließlich vor uns. Von einem Aussichtspunkt bietet sich ein idyllischer Blick auf die Kirche St. Ägidius. 1635 wurde sie von französischen Truppen zerstört. Wie auf der Seite von Schlangenbad nachzulesen ist, bauten die Niedergladbacher schließlich über fast hundert Jahre, von 1725 bis 1820, eine neue Kirche auf.

Wispertrail Glaabacher Almauftrieb

Es geht runter in den Ort und auf der anderen Seite wieder steil nach oben. Zum Ende der Wanderung gar nicht mal so unanstrengend. Oben angekommen, werden wir mit einem schönen Ausblick belohnt. Das besondere an diesem Tag: Eine junge Frau sitzt mit ihrer Gitarre und ihrem Hund auf einer Bank. So begleitet uns ihre Musik ein paar Meter, ihr Gesang ist wirklich schön.

Nun geht es in ein Wäldchen, in dem die Bäume hoch in den blauen Himmel ragen. Zum Ende laufen wir steil bergab, klettern mal wieder über einen Baumstamm und wurschteln uns an anderen vorbei. Nach vier Stunden und fünfzig Minuten kommen wir wieder an unserem Ausgangspunkt an – etwas müde, aber sehr glücklich nach diesem wunderbaren Wispertrail.

Die GPX-Tracks sowie eine Karte gibt es auf der Seite der Wispertrails. Weitere Infos gibt es außerdem bei Taunus Touristik sowie auf Outdoor Active.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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