Wandern im Hunsrück: Traumschleife Heimat
Zu Fuß

Wandern im Hunsrück: Traumschleife Heimat

Schnee hat sich für das Wochenende angesagt. In Höhen von 300 bis 400 Meter soll es ab Freitag immer mal wieder schneien. Also suchen wir uns eine Runde aus, bei der es Schnee geben könnte. So fahren wir also in den Hunsrück nach Gemünden. Hier wartet ein abwechslungsreicher Wanderweg von knapp zwölf Kilometer auf uns, den wir in knapp drei Stunden laufen. Schmale Pfade, steinige Etappen, mehrere Aussichtspunkte und ein Film-Drehort gibt es auf dieser Tour zu entdecken. Letztere ist sicherlich auch Namensgeber, denn in Gehlweiler, durch das wir kommen, wurde 2012 „Heimat“ von Edgar Reitz gedreht.

Vom Bürgerhaus in Gemünden starten wir am Simmerbach entlang. Nach der Brücke laufen wir ein Stück an der Hauptstraße, passieren das Hotel Gemünden, an dem bereits auffällig auf den Heimat-Film aufmerksam gemacht wird. Wir biegen rechts ab und landen bald auf dem Waldlehrpfad, der schön zu gehen ist. Durch eine kleine Schlucht geht es hindurch. Immer mal wieder finden sich schöne Entdeckungsplätze: Mal gibt es eine Leiter, die nach unten führt, mal wurde aus Holz ein Tipi-Zelt errichtet. Kids können hier sicherlich jede Menge Abenteuer erleben.

Werbung


Am Sportplatz verlassen wir die Schlucht und laufen durch den Wald. Der Weg ist sehr naturbelassenen und so auch nicht immer als solcher erkennbar. Doch die Traumschleife ist sehr gut ausgeschildert, sodass man anhand der Wegzeichen immer die richtige Richtung weiß.

Wir merken kaum, dass es stetig bergauf geht. Tatsächlich sind es am Ende der Wanderung knapp 400 Höhenmeter, die wir bewältigt haben. Dass wir in der ersten Etappe viel aufwärts gegangen sind, merken wir erst später, als es wieder herunter geht. Vermutlich sind wir einfach verzaubert von der Winterlandschaft. Ist es anfangs noch Schneepuder, der sich auf den Bäumen und dem Moos zeigt, stehen wir schon bald zwischen Tannen, deren Äste gut mit Schnee beladen sind.

Einmal queren wir eine Kreisstraße, dann nähern wir uns dem Wanderparkplatz Koppenstein. Hier treffen wir auf den Soonwaldsteig und folgen ihm zur Burgruine Koppenstein. Vorbei an Rheinland-Pfalz erstem Stammbaum-Wald nähern wir uns der einstigen Burg. Den 16 Meter hohen Turm kann man über eine sehr schmale Stahltreppe besteigen. Von oben gibt es einen wunderbaren 360-Grad-Blick über den Hunsrück. Wie schön, dass just zu diesem Zeitpunkt auch die Sonne herauskommt und die Schneebedeckten Bäume in einem ganz besonderen Licht stehen.

Wieder unten vom Turm pausieren wir kurz, um unseren mitgebrachten Hefezopf zu essen. Dann geht es über einen schmalen Pfad am „Wackelstein“ vorbei, einem riesigen Quarzitbrocken. Schließlich landen wir in einem wunderbaren Waldstück. Hier fühlt es sich sehr nach Winter-Wonderland an.

Nächster Stopp ist am Steinbruch Henau, an dem es eine fantastischen Blick auf das Kellenbachtal gibt. Zwei Bänke laden zum Verweilen ein. Wir sind von dem markanten Baum beeindruckt, der sich hier über dem Hang erhebt. Richtig mystisch sieht er aus. Und das passt zum nächsten Etappenteil: Wir sind in einem Quarz-Felsenmeer gelandet. Über viele kleine und große Steine geht es nach unten. Viele Steine sind von Moos oder Laub bedeckt. Wanderschuhe mit hohem Schaft sind also empfehlenswert. Die Abwärts-Etappe über viele Windungen ist anspruchsvoll zu gehen – uns macht sie Spaß.

Am nächsten Aussichtspunkt blicken wir auf eine Felsnase, die sich zwischen den Bäumen empor hebt. Der Langenstein gilt als Naturdenkmal. Über einen breiteren Weg geht es für uns nun weiter durch den Wald, bis wir schließlich kurz vor Gehlweiler vorbei an Wiesen laufen. Wir erreichen den Ort und schließlich auch seine Mitte, in der viele Tafeln auf die Filmkulisse hinweisen.

In dem Film geht es um die Auswanderung vieler Hunsrücker nach Brasilien Mitte des 19. Jahrhunderts. Für die Dreharbeiten verwandelte sich das Dorf mit aufwendigen Kulissen in die Zeit um 1840. Auf den Infotafeln kann man diese Verwandlung gut nachvollziehen. Übrigens: Die alte Schmiede gehört der Familie Henninger, zu der ein Kollege von Jule verwandtschaftliche Beziehungen hat. Der Film-Liebhaber hatte Jule viel von dem Film erzählt und so war es toll, den Ort tatsächlich einmal anzuschauen. Wer durch die Fenster lugt, entdeckt noch allerlei Werkzeug.

Werbung


Kurz hinter der Schmiede geht es wieder raus aus dem Ort. Wir landen schließlich auf dem GeoLehrpfad und müssen noch einmal einen kurzen Anstieg bewältigen. Dann blicken wir bereits auf Gemünden mit seinem imposanten Schloss. An der ehemaligen Kaisergrube, einer alten Schiefergrube, vorbei nähern wir uns wieder dem Ort.

Die Zeit auf diesen knapp zwölf Kilometern ging sehr schnell um – einfach, weil es ständig etwas Neues zu entdecken gab. Die Auszeichnung als Premiumweg ist sehr nachvollziehbar, die Traumschleife absolut empfehlenswert.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert