Sächsische Schweiz: Festung Königstein
Ein regnerischer Tag! Auch wenn wir noch viele Touren zur Auswahl hätten, die wir gerne laufen würden, so entschließen wir uns am Tag nach unserer abenteuerlichen Tour im Schmilkaer Kessel für einen Sightseeing-Tag. Es geht nach Königstein, ein kleines Städtchen auf der anderen Elb-Seite. Dort gibt es eine beeindruckende Festung, die wir immer wieder von weitem gesehen haben.
Nach einem leckeren Weißwurst-Frühstück im Bus fahren wir mit dem Wanderbus direkt ab dem Campingplatz Ostrauer Mühle über Bad Schandau nach Königstein. Man kann übrigens auch mit der Bahn zwischen den beiden Orten verkehren, allerdings ist der Bahnhof von Bad Schandau auf der Elbufer-Seite von Königstein. Übersetzen muss man also mit Bus, mit dem Rad, zu Fuß oder mit der Fähre. Mit dem Bus ab der Ostrauer Mühle können wir durchfahren bis zum zentral gelegenen Reißiger Platz.
Von dort aus laufen wir an der Stadtkirche vorbei und folgen dem Weg zur Festung. Hoch laufen wir übrigens einen anderen Weg wie runter – der gesamte Rundweg ist etwa fünf Kilometer lang.
Um einer der größten Bergfestungen Europas zu erreichen, heißt es erst einmal hoch auf den Tafelberg laufen. 240 Meter über der Elbe erstreckt sich das 9,5 Hektar große Plateau. Die Mauern der Burg gehen über in den Fels. Das ist ganz schön beeindruckend anzusehen und wird zu Recht als „eindrucksvolles Zeugnis der Festungsbaukunst von der frühen Neuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts“ beschrieben (Quelle: Infotafel im Musem der Festung Königstein).
Gefunden wurden auf dem Plateau Scherben, die auf eine Besiedelung 1100 vor Christus belegen. Die erste urkundliche Erwähnung geht laut Infotafeln auf dem Festungsgelände auf eine Urkunde König Wenzels I. von Böhmen zurück. Ein Burggraf Gebhard vom Stein wird genannt, gemeint ist damit vermutlich Königstein, das damals zum böhmischen Königreich gehörte. Im Jahr 1516 errichtete der Katholik Herzog Georg dem Bärtigen ein Kloster – in Zeiten der Reformation waren nur bis 1524 Mönche im Kloster.
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In den folgenden Jahren wird der Königstein mehr und mehr zur Festung ausgebaut: Es wird ein tiefer Brunnen gebohrt, Verteidigungsanlagen werden gebaut, genauso Plätze zur Sicherung der Kunstschätze und des Staatsgoldes. Es werden Feste gefeiert und Kriege geführt, im Wechsel der Zeiten wird die Festung aber auch zum Kriegsgefangenenlager. Zu DDR-Zeiten wurden politisch unbequeme Jugendliche auf de, Königstein untergebracht. Auf einem sogenannten Jugendwerkhof wurden sie „erzogen“ und ausgebildet.
Angekommen auf dem Plateau bezahlen wir den Eintritt von zwölf Euro und laufen die letzten Meter nach oben. Zu Nicht-Corona-Zeiten könnten wir den Panorama-Aufzug nehmen, doch der ist aktuell nur bestimmten Personengruppen vorbehalten. Durch ein prächtiges Tor laufen wir in einen dunklen Gang rein, die Appareille (Rampe). Der Aufgang zur Festung wurde 1589 in eine natürliche Felsspalte gebaut, die man erweiterte. Um 1730 kamen eiserne Tore, Steinschmeiße und Pechnase dazu.
Oben angekommen fällt die erste Orientierung etwas schwer. Sehr viele Gebäude sieht man bereits auf den ersten Blick – über 50 sind es insgesamt. Sogar einen eigenen Wald gibt es. Doch wohin zuerst?
Wir schauen uns das Schatzhaus an. Bis zu zwei Millionen Taler wurden hier zeitweise in Fässern verwahrt. Erkennen können wir noch das Schienensystem zur Lagerung der Fässer im Keller.
Als nächstes geht es zur Dauerausstellung, in der aus 800 Jahren Königstein-Geschichte erzählt wird. So lernen wir, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen schon einmal Touristen kamen: Adlige und wohlhabende Kaufleute, die damals Bildungsreisen in ganz Europa unternahmen. Auf die Festung durften sie allerdings nur, wenn der Dresdner Gouverneur ihnen eine entsprechende Erlaubnis ausgestellt hatte.
Beim Rundgang kommen wir durch die verschiedensten Räume und erfahren mehr, was dort zu früheren Zeiten stattfand. Mal laufen wir durch einen Festsaal, mal blicken wir in den Abbott, mal stehen wir in einer nachgebauten Küche. Nur schade, dass die vielen interaktiven Museumselemente alle demontiert oder abgesperrt sind – aus Corona-Gründen.
Die Dauerausstellung ist auf jeden Fall sehr sehenswert. In einigen weiteren Gebäuden gibt es weitere Ausstellungen, sodass man Stunden hier oben verbringen kann. Wir schauen uns als nächstes die Garnisionskirche an, die 1676 erbaut und 2000 umfangreich saniert wurde. Die Holzbänke sind in grau gestrichen, insgesamt ist die Kirche sehr einfach gehalten. Beim Blick nach oben entdecken wir ein schönes Deckengemälde.
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Wir laufen einmal rundherum, kommen vorbei an einigen Wehrtürmen, an Kanonen und der Friedrichsburg, aus der gerade ein Brautpaar tritt. Der Blick auf die Elbe und die vier „Steine“ ist ebenfalls großartig – Königstein gilt als die Stadt der vier Steine. Vom Plateau des Königsteins sehen wir Lilienstein, Pfaffenstein und Quirl.
Viel Zeit kann man hier oben auf der Festung verbringen. Es gibt sehr viel zu sehen – perfekt also für einen Regentag. Doch da es zwischendurch etwas aufgeklart hatte, erhalten wir auch wunderbare Blicke auf die Umgebung. Wer sich vorab einen Überblick über das Areal verschaffen will, findet auf der Seite der Festung einen Übersichtsplan und viele weitere Informationen.
Nach der Runde über das Festungsgelände schlagen wir den Weg nach unten ein. Der Weg ist teilweise wegen der Nässe recht rutschig, doch wir sind bald unten und drehen noch eine Runde durch das Städtchen. Sehr empfehlen können wir das Kaffeehaus direkt am Reißiger Platz. Dort gibt es eine riesige Kuchenauswahl – und lecker ist der noch dazu.