
Wandern in der Sächsischen Schweiz: Schmilkaer Kessel
Eine anspruchsvolle Tour rund um den Schmilkaer Kessel, bei dem sich Anstrengungsschweiß mit Angstschweiß vermischt. Die abenteuerliche Tour ab Schmilka können wir nur empfehlen.
Von der Ostrauer Mühle fahren wir mit dem Rad nach Bad Schandau und von dort an der Elbe entlang nach Schmilka. Nach etwa neun Kilometern kommen wir an und stellen unsere Räder noch vor dem Ortskern an der etwas unscheinbaren Abzweigung „Kahntilke“ ab. Weit ist es nicht mehr bis nach Tschechien – den Hinweis auf die Grenze haben wir bereits passiert.

Über den stark bewachsenen Trampelpfad tauchen wir ein in den Wald und stapfen nach oben. Bald schon erreichen wir den Holzlagerplatzweg, dem wir wenige Meter nach rechts folgen, um dann die „Kahntilke“ nach oben zu nehmen.
Mehrere Minuten lang geht es aufwärts, dann erreichen wir den obersten Punkt und laufen vor zum Aussichtspunkt „Kleine Bastei“. Die Aussicht auf die Elbe und die umliegenden markanten Berge und Felsen ist wie immer toll, warum der Punkt aber „Kleine Bastei“ heißt, verschließt sich uns.

Wir laufen ein paar Meter zurück zum Elbleitenweg, von dem rechts ein kleiner Pfad abgeht. Eine Bergungsbox ist hier ausgeschildert, ansonsten der Hinweis auf einen Kletterspot (markiert mit einem schwarzen Pfeil). Wir kommen zum Rauschengrund und treten durch das Rauschentor auf einen schmale Pfad unterhalb eindrucksvoller Felswände.

Es ist einfach nur wild und idyllisch in diesem Talkessel. Die Aussicht auf den Rauschengrund ist phänomenal, der Weg naturbelassen und schön zu laufen. Hinzu kommt: Wir treffen kaum jemanden. Es ist deutlich weniger los als an den Schrammsteinen.
Dann blockiert ein Fels den Weg. Wir sehen mehrere kleine Trampelpfade, die nach oben und an dem Felsen vorbei führen. Entschieden haben wir uns für einen der rechts gehenden Pfade – hätten wir uns links gehalten, hätten wir uns eine kleine Kletterpartie sparen können.
Dann stehen wir in einer Sackgasse. Vor uns geht eine Felswand steil nach oben. Hier können wir doch wohl nicht richtig sein? Doch, wir sind es! Wir stehen vor der „Starken Stiege“. In etwa fünf Metern Höhe erkennen wir den ersten Metallhandgriff. Bis dahin muss man frei am Felsen hoch klettern.

Für Menschen mit Höhenangst ist das nichts. Doch probieren kann man es ja mal. Also mit dem Fuß auf einen schmalen Felsabsatz, der zweite steht zumindest mit den Zehenspitzen auf einem ausgesetzten Steinstück. Die Hände finden kaum Halt. Noch eins weiter nach oben – aber dann ist bei etwa zwei Metern Schluss.
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„Wie soll ich da nur hochkommen? Was ist, wenn ich abrutsche?“ Angstschweiß bricht bei Jule aus. Vorbei – da hilft auch das gute Zureden von Lukas nicht. Jule kapituliert, wir nehmen den Pfad unterhalb der Felsen entlang, um später wieder auf den eigentlichen Weg zu gelangen.

Vorbei an ein paar Boofen müssen wir in Höhe der Falknertürme eine Kletterpartie einlegen. Durch eine Felsspalte führt der Weg – doch der wird blockiert von gut vier Meter hohen Steinquadern. Hoch erfordert zwar auch ein wenig Geschick, runter gibt es auf dem letzten knappen Meter keine Möglichkeit, den Fuß abzustellen und so ist ein kleiner Sprung angesagt.
Erneut geht es auf dem Terrassenweg nah am Abgrund entlang, vorbei an ein paar Boofen. Schließlich erreichen wir den Rotkehlchenstieg und damit wieder unseren eigentlichen Weg. Der Abstieg ist leicht zu übersehen und geht – mal wieder – auf den ersten Metern steil nach unten. Doch das ist ein Klacks im Vergleich zu den vorherigen Passagen.

Im Anschluss geht es über Stufen in den Falkoniergrund und weiter auf den Elbleitenweg. Doch nur kurz, denn schon nach wenigen Metern kommt der Abzweig in den Heringsgrund und schließlich in den Wurzelweg. Nach 300 Metern zeigt ein Schild zum Lehnsteig, den wir als nächstes in Angriff nehmen.
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Unzählige Stufen und Höhenmeter geht es teilweise ganz schön stramm nach oben. Das ist anstrengend und der Schweiß fließt. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir die Felsen und denken, wir haben es bald geschafft. Doch über Stufen und Steigen geht es immer weiter nach oben…
Die Anstrengung lohnt sich: Oben angekommen genießen wir die Aussicht auf die wild-wirkende Landschaft auf der einen und die Schrammsteine auf der anderen Seite. Genießen kann man dies wahrlich, denn es ist kaum etwas los und so packen wir auf einem kleinen Felsplateau Brot und Dosenwurst aus.

Gestärkt geht es weiter über einen schönen Pfad. Wir landen auf dem Reitsteig und folgen dort der Beschilderung zum Großen Winterberg. Der erloschene Vulkan ist 556 Meter hoch. Der Anstieg über einen breiten Schotterweg ist nach den vorherigen Kilometern etwas beschwerlich, aber bald schon erreichen wir den Gipfel. Ein paar Häuser sind dort oben gebaut. Wegen des schlechten Wetters (es hat angefangen zu tröpfeln) hat die Gaststätte und damit auch die Aussichtsplattform geschlossen.

So ziehen wir schnell weiter. Über den Bergsteig soll es runter nach Schmilka gehen. An einem Wegweiser zum Kipphorn zögern wir kurz. Sollen wir trotz Nieselregen noch dorthin laufen, schließlich wurde uns der Aussichtspunkt empfohlen? Oder doch lieber gleich den Abstieg mit Aussicht auf Kuchen? Wir spielen Schnick-schnack-schnuck – und laufen schließlich zum Kipphorn. Weit ist es wirklich nicht. Keine zehn Minuten später stehen wir am Aussichtsfelsen mit wunderschönem Blick auf die Elbe und die Böhmische Schweiz.

Nun aber steht der Bergsteig an und der hat es noch einmal in sich. Es geht steil bergab, mal über Stufen, oft aber auch über eine Art Pflasterstein. Die Umgebung mit Wald und Felsen wirkt auf uns ganz eindrucksvoll.
Schließlich erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt: Schmilka. Das Dorf direkt an der tschechischen Grenze ist einfach nur nett. Über Kopfsteinpflaster geht es an wunderschön gestalteten Häusern vorbei, zum Beispiel am Bergglück. Ein kleiner Bach plätschert daneben.
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An einem Stand wird das hochgelobte Brot der Bio-Mühlenbäckerei verkauft, im Gebäude dahinter kann man einen Blick in die Mühle und die Brotstube werfen. Wer ein paar Meter weiter geht, kommt zur Bio-Brauerei. Fähnchen hängen, ein riesiges Mühlrad ist zu sehen, und auch ein alter Steintrog, an dem ein Schild hängt: „Tauchbecken“. An sonnigen Tagen sicherlich eine Wohltat für alle Wanderer. Wir fühlen uns wie in einer anderen Zeit und ein bisschen auch wie in einem Museum oder auf einem Mittelaltermarkt.
Wir biegen links ab in das Café direkt an der Mühle. Klar gibt es Kuchen, denn der wird hier Radwagengroß gebacken. Ein Traum für Kuchenliebhaber. Das längliche Mohnstück ist richtig lecker und sättigt. Und klar, dass Lukas auch das Bier testet und begeistert von dem gut bekömmlichen, süffigen Pils ist. Bei besserem Wetter wären wir sicherlich noch länger geblieben, doch der Regen wird stärker und uns kalt. Also ab aufs Rad und über Bad Schandau zurück zum Campingplatz.
Für die 12,7 Kilometer haben wir vier Stunden gebraucht, 904 Meter ging es insgesamt hoch. Die Tour ist auf jeden Fall sehr abenteuerlich und macht – trotz kurzer Höhenangst-Attacken – durchaus Spaß. Festes Schuhwerk und ausreichend Energie-Zufuhr sollte mit dabei sein.


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