Wanderung im Passeier Tal (Südtirol)
Die Bilder von der Passeierschlucht erinnern uns an Soca-Tal in Slowenien. Also machen wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Gomion. Von da aus wollen wir den Schluchtweg laufen, der mit 5,8 Kilometer bis Moos angegeben ist. Von dort wollen wir auf der anderen Talseite zurück. Noch wissen wir nicht, dass es der Tag der nicht vorhandenen Wege werden wird…
Wir steigen in Gomion aus und laufen von der Straße durchs Tal runter zum Fluss. Vorbei geht es an ein paar Bauernhöfen. An einer Brücke queren wir und laufen auf der anderen Flussseiten entlang. Bald schon kommen wir an ein Schild: Der Passeier Schluchtweg ist hier gesperrt. Links hoch geht der Passerweg mit der Wegnummer 30. Nach kurzer Zeit kann man von diesem laut Karte wieder runter zur Schlucht laufen. Das wollen wir machen und sehen, ob die Sperrung sich nur auf ein kurzes Stück bezieht oder auf den kompletten Weg.
Der Passerweg geht erst einmal gut bergauf. Am Wegesrand entdecken wir einen schwarz-gelben Salamander. Der Umweg hat sich also schon gelohnt. Wir kommen am Waldheim raus und laufen von da aus runter zum Hinterbruggerhof. Handwerker decken dort das Dach neu. Schön anzusehen sind Hof und Scheunen. Der Blick Richtung Moos und Timmersjoch ist einzigartig.
Wir folgen dem Pfad über die Wiese und sehen den Fluss schon von oben. Richtig schnell rauscht er über die vielen Steine. Toll ist das anzuschauen. Der Weg oberhalb des Flussbettes sieht so aus, als könnte man ihn gehen – von einem Verbotsschild ist bei diesem Zugang nichts zu sehen.
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Nach einigen Minuten gehen wir durch ein Gatter und kommen an einem Klettersteig heraus, der über die Schlucht führt. Schade, dass er geschlossen ist, denn das sieht richtig spannend aus. Von der Brücke kurz dahinter haben wir einen tollen Blick auf das tosende Wasser, das hier über und durch große Steine seinen Weg sucht. Die blaue Farbe ist toll anzuschauen, dazu das beeindruckende Bergpanorama – richtig toll.
Der weitere Schluchtweg ist auch hier gesperrt. Wanderer kommen hinter der Absperrung hervor und berichten, dass man nicht weit kommt. Hier hat wohl ein Unwetter seine Spuren hinterlassen – viele Brücken seien beschädigt oder gar nicht mehr da.
Auf der Karte sehen wir, dass die Bushaltestelle nicht weit weg ist. Von da aus geht es nach Moos oder zurück nach Gomion oder St. Leonhard. Direkt an der Bushaltestelle findet sich allerdings auch ein Einstieg zum eigentlich angedachten Rückweg. Wir sind uneins, was wir machen sollen, und versuchen erst einmal einen Weg zur Bushaltestelle zu finden, der nicht an der Straße entlang geht.
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Von der Brücke aus führt eine Art Feldweg nach Unterlangwies. Wir sind uns nicht sicher, ob das ein offizieller Weg ist. Da die Straße aber vielbefahren ist, erscheint der Weg über die Alm auf jeden Fall attraktiver. Kurz machen wir uns Gedanken, ob der Mann mit Gewehr wohl komisch drauf reagieren könnte. Ihm waren wir auf der Suche nach einem passenden Weg kurz begegnet. Aber er scheint in den Wäldern wieder verschwunden zu sein.
Von den Höfen Unterlangwies müssen wir schließlich doch ein Stückchen an der Straße entlang, um zur Haltestelle Langwies zu kommen. Da die nächsten Busse noch etwas auf sich warten lassen, fällt die Entscheidung fürs Weiterwandern leicht. Auf nach oben, hoch zu den Falkwandhöfen!
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Es ist ein schmaler Waldpfad, der nach oben führt. Mal müssen wir uns unter einen quergewachsenen Haselnuss-Baum hindurch hangeln, mal geht es über kleine Bäche. Spannend wird es, als bei einem dieser Bäche nicht so recht erkennbar ist, unter welchem Teil des Gestrüpps noch Boden ist und wo es nach unten geht.
Umso weiter wir nach oben kommen, umso mehr blockieren umgefallene Bäume den Weg. Oft müssen wir drüber klettern oder unten durch krabbeln. Es ist auf anstrengend – auch wenn wir die schmaleren Pfade viel lieber haben als die breiten Wanderwege. Toll sind auch die vielen Kastanienbäume – ein paar „Keschde“ sammeln wir ein.
Kurz vor den Falkwandhöfen laufen wir an einem Wasserfall vorbei. Dann begrüßt uns ein Hund. Ist er uns gegenüber gut gestimmt oder wacht er über seinen Hof? Das Gekläffe können wir nicht so recht interpretieren und bleiben erst einmal stehen. Bald schon kommt eine Bewohnerin des Hofes und erklärt, der Hund mache nichts.
Weiter geht es also, den Stieglberg-Weg entlang. Kurz über eine Asphaltstrecke, dann tauchen wir wieder ein in den Wald. Gut gelegen mit Blick auf St. Leonhard steht eine Bank. Wir rasten und beißen die Salami wegen fehlendes Taschenmessers einfach ab. Ganz schön lecker, diese Südtiroler Spezialitäten! Und schwups, ist die Salami aufgegessen…
Der Weg wird wieder schlechter und ist eigentlich zwischenzeitlich nicht vorhanden. Erneut versperren Bäume das Weiterkommen, erneut ist krabbeln und klettern angesagt. Hier muss starker Wind gewütet haben und wir fragen uns, ob es die Auswirkungen des Unwetters vor rund einer Woche sind. Es wirkt alles noch recht frisch.
Wir passieren den Guflbach Wasserfall und kommen schließlich oberhalb von Gomion raus. Die Markierung führt über eine Alm. Der Elektrozaun ist niedrig, sodass man leicht drüber steigen kann. Oder eher könnte. Denn nicht weit entfernt steht eine Kuh, die uns – so interpretieren wir es – leicht Kampfeslustig anschaut. Aus den Augen lässt sie uns auch nicht, senkt leicht ihren Kopf.
Wollen wir nun wirklich an ihr vorbei? Ein wildes Tier wie in Afrika ist sie nun ja nicht, aber gab es gerade nicht erst im Sommer die Nachrichten über wildgewordene Kühe, die Touristen angriffen? Ok, die hatten sie auch für angeblich spaßige TikTok-Videos veräppelt… Oberhalb der Wiese verläuft der Waldrand. Wir sind nun ja schon geübt im Klettern und hangeln uns hier entlang. Auf der anderen Seite der umzäunten Weide laufen wir weiter und sind schnell wieder auf dem eigentlichen Weg – ohne direkte Kuhbegegnung.
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In Gomion laufen wir – wie bereits ein paar Stunden vorher – wieder den Weg an Höfen und Feldern vorbei, bis wir zum Fluss kommen. Dieses Mal nehmen wir aber den Weg Richtung St. Leonhard. Bald schon passieren wir den Campingplatz Zögghof, den wir uns als mögliches Quartier vorgemerkt hatten. Kurze Zeit später erreichen wir St. Leonhard. Um das Volksfest, bei dem Schafe geschert werden und Blasmusik zu hören ist, machen wir einen Bogen. Mit dem Bus geht es wieder zurück zum Campingplatz.
Wild und abenteuerlich, so könnte man diesen Wandertag bezeichnen. Nach etwa elf Kilometern und dreieinhalb Stunden haben wir 578 Höhenmeter geschafft und waren bis auf 1100 Meter hoch. Die Wanderung verlief etwas anders als gedacht, aber mit ihren tollen Ausblicken war sie trotz der anstrengenden Passagen und den vielen Weg(ver-)sperrungen wirklich schön.
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