Die schwimmenden Märkten von Damnoen Saduak in Thailand
Die schwimmenden Märkte von Damnoen Saduak, etwa 110 Kilometer von Bangkok entfernt, sind ein beliebtes Ausflugsziel für Thailand-Reisende. Bei einer Bootsfahrt durch die Kanäle lernt man das Leben am Fluss kennen, auf dem Markt jede Menge kulinarische Köstlichkeiten.
Ein wenig wie in Venedig fühlt man sich in Damnoen Saduak in der Ratchaburi-Provinz. Rund 110 Kilometer südwestlich von Bangkok bewegt man sich am besten auf dem Boot voran. Kanäle durchziehen die Stadt, am Rande der Klongs stehen auf Pfählen Häuser. Blumenkübel und Schreins zieren die Veranden.
Am Wasser spielt sich das Leben ab: Die Bewohner putzen am Wasser ihre Zähne, waschen ihre Kleider und bereiten das Essen zu. Hier wird ein Huhn im Käfig gehalten, dort hängt ein Trikot von Manchester United zum Trocknen draußen. Ein Schild warnt vor Schlangen, ein paar Meter weiter schwimmt ein Waran im Wasser.
Fortbewegt wird sich in länglichen Booten. Auch die Touristen werden damit durch die Klongs gefahren. Ihr Ziel: die schwimmenden Märkte von Damnoen Saduak.
Schwimmende Märkte gibt es in Thailand immer weniger. Häufig wurde das Kanalsystem durch Straßen ersetzt, wie es beispielsweise in Bangkok der Fall ist. Doch zu der Zeit, in der Thailand noch kein ausgebautes Straßennetz besaß, waren die weitverzweigten Wasserkanäle der einzige Transportweg im Mündungsgebiet des Menam Chao Phraya. Die Boote brachten Obst und Gemüse direkt von den Feldern in die Städte. Auch mit der Regenzeit und der damit verbundenen Flut – wie sie jüngst wieder in Thailand passierte – ist die Fortbewegung auf dem Wasser die schnellste.
Der Südwesten Thailands gilt als Sumpflandschaft. Unterbrochen wird sie von den Verdunstungsfeldern der Salzfarmen. Zwischen November und Mai leiten Windmühlen Meereswasser durch Kanäle bis zu zehn Kilometer weit in Sammelbecken. Nach und nach trocknen diese aus, zurück bleiben jährlich bis zu 250 000 Tonnen Kochsalz.
Damnoen Saduak ist ein beliebtest Ausflugsziel von Bangkok aus. Touristenbusse laden am Vormittag ihre Passagiere ab und schnell findet man sich im Gewimmel der Pauschaltouristen wieder. Wer früh am Morgen zwischen sieben und neun Uhr kommt, erlebt die Einheimischen beim Einkauf.
Den besten Überblick über den Markt erhält man von einer großen Brücke aus. Rechts und links der Kanäle gibt es Läden, die Touristen kommen auf Fußwegen beidseits des Wassers gut voran. Es lohnt sich, nicht am letzten Touristenstand umzukehren, sondern noch ein paar Meter weiter zu gehen und einen Blick auf das gemächlichere Damnoen Saduak zu erhaschen.
Trotz des Gewimmels auf dem Wasser manövrieren die Verkäufer ihre vollgeladenen Boote gut durch die Menge. Eine Frau, die viele Hüte geladen hat, sucht mit ihrem Kahn unter Sonnenschirmen den Schatten. Ein Mann hat sein Boot in eine ruhigere Ecke gelenkt und liest dort in seiner Zeitung – ohne sich von dem Trubel stören zu lassen. Thailänder versuchen mit großen Schlangen, Touristen in ihren Bann zu ziehen. Wer sich mit ihnen fotografieren lässt, kommt nicht weiter ohne ein paar Scheine der Landeswährung Baht bezahlt zu haben.
Auf den Booten haben die Verkäufer kleine Gaskocher stehen, daneben schnippeln sie Gemüse und Fleisch. In blechernen Töpfen blubbert es. Die Verkäufer versorgen mit ihren mobilen Garküchen hungrige Händler und Besucher mit kleinen, warmen Mahlzeiten. Eine Frau preist ihre frischen Papayas an, eine andere hält einem gebackene Eier entgegen. Ein paar Meter weiter duftet es nach Curry-Gemüse, im Boot nebendran kocht die Nudelsuppe. Das Essen gibt es bereits für wenige Baht. Die Leckereien sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Fliegende Händler sprechen jeden Vorbeikommenden an. Wer etwas kaufen möchte, muss feilschen. Ein Döschen Tigerbalsam für umgerechnet fünf Euro – viel zu teuer. Die Verkäuferin ist überzeugt, die Creme, die gegen Kopfschmerzen, Verspannungen und Erkältungen eingesetzt wird, an den Mann zu bringen. Sie lässt nicht locker, bis nach viel Palaver das „Wundermittel“ für umgerechnet zwei Euro den Besitzer wechselt.
Die Verkaufsflächen am Ufer sind auf Touristen ausgerichtet. Ob Buddha, Asia-Hut, Klamotten oder Postkarten – Souvenirs gibt es reichlich. Am schönsten ist es, sich von Stand zu Stand, von Boot zu Boot treiben zu lassen. Dabei sollte man nicht nur den Touristenströmen folgen, sondern auch etwas verlassenere Wege einschlagen. Belohnt wird dies mit einem guten Blick auf den Markt und einer kräftigenden Nudelsuppe.
Der Text ist am 4.2.2012 im SonntagsEcho der Echo Zeitungen erschienen.