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Roadtrip in Uganda und Ruanda Teil 4: Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark

Tag 9 und 10

Wir machen uns auf den Weg in den Bwindi Impenetrable Nationalpark.

Das 331 km2 große Gebiet liegt am Rande des Zentralafrikanischen Grabens auf dem höchsten Block des Rukiga-Hochlands – die Aussichten sind großartig und wir freuen uns immer wieder darüber, wie toll es ist. Seit 1994 UNESCO-Weltnaturerbe leben etwa 400 Berggorillas im Park (laut Zensus von 2011). Dies sind fast 50% der Weltgesamtpopulation. Der Rest lebt etwas weiter südlich im Virunga-Gebiet, das neben Uganda auch den Kongo und Ruanda umfasst. Da Menschen das Gebiet zwischen Virunga-Bergen und Bwindi mittlerweile bewirtschaften, leben die beiden Populationen isoliert voneinander.

Wiedererwarten ist die Straße nach Ruhija gut. In dem Blog „Black dots, white Spots“ hatten wir von einem Erlebnis gelesen, in dem die Straße total vermatscht ist und es kein Weiterkommen gab, weil ein Teelaster feststeckte. Doch obwohl wir in der Regenzeit unterwegs sind: Das Wetter ist gut, wenn auch etwas kühler auf Grund der Höhe (wir tragen tagsüber dennoch T-Shirts), und die Straßen sind in Ordnung. Die Gefährte, die wir auf dem Weg sehen, können wir an einer Hand abzählen. Kinder, aber auch Erwachsene winken uns zu, rufen „Hello“ und „Welcome“, ab und an ist auch ein „Hey Muzungu“ (Bezeichnung für Weiße) zu hören. Manch einer scheint gar überrascht, eine Frau hinterm Steuer zu sehen. Menschen auf einem vorausfahrenden Lastwagen (dient als großes Taxi) rufen: „Hey Lady!“ und halten den Daumen nach oben. Nach knapp vier Stunden Fahrt vom Ishasha-Sektor kommen wir bereits an unserer Unterkunft für die kommenden beiden Tage an: Das Gorilla Mist Camp mit wunderbarer Aussicht auf die Berge.

Am nächsten Morgen starten wir zum Gorilla Trekking. Am Gate checken wir ein, legen Permit und Reisepässe vor, und erhalten gemeinsam mit den insgesamt 16 anderen Touristen eine Einführung in die Geschichte des Parks, in Flora und Fauna und natürlich auch zu den Gorillas und dem anstehenden Hiking. Maximal acht Personen dürfen am Tag eine Gruppe besuchen (es ist daher ratsam, frühzeitig das Permit zu besorgen). Von Rujiha aus starten an diesem Tag zwei. Wir sind auf den Spuren der jüngsten an Menschen gewöhnten Gorillagruppe, den „Oruzogo“ mit 23 Mitgliedern und zwei Silberrücken westlich von Ruhija. Insgesamt sind es zwölf habituierte Gruppen im gesamten Park, eine für die Forschung sowie elf für den Tourismus. Außerdem gibt es 20 nicht-habituierte. Tatsächlich treffen wir an dem Tag auch auf drei Forscher, die die „Oruzogo“ beobachten. Eine Stunde vor uns sind bereits zwei Ranger (sogenannte Tracker) aufgebrochen, um die Fährte aufzunehmen und es damit den Touristen leichter zu machen. Sie starten dazu an dem Ort, an dem sie tags zuvor die Gorillas das letzte Mal gesehen haben. Dennoch kann das Auffinden der Tiere den ganzen Tag dauern.

Unterwegs sind wir mit drei Amis, zwei Holländerinnen, einem Chilenen – und natürlich dem Team von Ranger Albert. Dazu gehören zwei bewaffnete Männer, sowie Porter, die für 15 U$ von den Touristen angeheuert werden können. Sie tragen Rucksäcke und helfen im schwierigen Gelände. Für manch einen wäre das Hiking sonst kaum machbar. Bwindi liegt zwischen 1160 Meter und 2600 Meter hoch. Man bewegt sich fort im dichten Berg- und Regenwald mit undurchdringlichem Unterwuchs. Vor allem bei Ruhija gibt es vereinzelt Sumpfgebiete und Bachläufe.

Und das können wir dann auch direkt selbst erleben. Nach einer kurzen Fahrt stellen wir die Autos am Straßenrand ab. Jeder von uns bekommt von Albert einen Holzstock ausgehändigt, dann „stürzen“ wir uns in den Wald. Es geht steil bergab, es ist rutschig, das dichte Unterholz ist schwer zu bezwingen. Der Stock hilft, denn manchmal ist er der einzige, an dem man sich festhalten kann, nachdem man ihn in den Boden gerammt hat. Manchmal sinkt er auch aber mit Leichtigkeit einige Zentimeter ein, wenn man sich auf ihn abstützt. Auch an Lianen finden wir gefallen, kann man sich an ihnen doch regelrecht abseilen. Wie froh sind wir um die Gartenhandschuhe, die wir anhaben. Schnell merken wir, dass einer der Bäume, der scheinbar guten Halt bietet, kleine Stacheln hat, die sich durch die Handschuhe bohren. Immer wieder Dornen, zwischendrin auch mal auf allen Vieren oder dem Hosenboden – wir „kämpfen“ uns regelrecht vorwärts. Es ist irre, aber es macht auch richtig Spaß. Wie gut nur, dass es zusätzlich nicht noch regnet. Dann wären wir nur noch gerutscht.

Plötzlich entdecken wir auf der anderen Seite die Tracker. Ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wir denken positiv und tatsächlich: Albert bittet uns, die Stöcke abzugeben, die Kameras bereits zu halten, noch einmal etwas zu trinken. Wenn wir bei den Gorillas sind, darf weder gegessen noch getrunken werden. Wir sind bereit – und dann beginnt ein kleiner Verfolgungslauf. Die Tiere bewegen sich schnell vorwärts, auf der Suche nach dem besten Platz zum Futtern. Das Gelände ist nach wie vor kaum zu durchdringen. Die Tracker schlagen mit ihrer Machete den Weg frei. Wir erhaschen immer wieder einen Blick auf die Tiere. Es ist aufregend! Immer wieder bewegen sie sich vorwärts, wir folgen und ahmen dabei fast ein wenig ihr Vorwegkommen nach, denn immer wieder geht es durch dichtes Gestrüpp, durch kleine Durchgänge.

Schließlich halten die Tiere inne und so auch wir. Wir beobachten drei Tiere in den Bäumen, nehmen um uns herum auch welche wahr. Geräusche wie ausgiebiges Furzen oder Blätter abreißen und essen machen uns auf sie aufmerksam, auch wenn wir sie nicht direkt sehen. Plötzlich nähert sich von hinten der junge Silberrücken. Wir drehen uns um und schauen fasziniert das großen Tier an. So nah dran und in Mitten der Natur, das ist ist einfach etwas anderes als im Zoo. Doch der Silberrücken scheint nicht ganz so erfreut über unsere Anwesenheit. Er macht plötzlich einen Sprung auf uns zu. Während alle Touristen mehr oder weniger stark zurückschrecken, bleibt der Tracker still stehen. Der Angriff des Silberrücken scheint ihn kalt zu lassen. Vielmehr weist er uns an, wieder ein paar Schritte näher zu kommen. Wir vertrauen ihm und gemeinsam mit dem Ami folgen wir beide mit dem Tracker dem Silberrücken ein paar weitere Meter.

Die Gorilla-Gruppe zieht weiter und so auch wir. Später erzählt uns unser Ranger Albert, dass es gar nicht so leicht ist, den Tieren zu folgen. Doch wir schaffen es und kommen dadurch auch in den Genuss, weit mehr als eine Stunde mit den Tieren zu verbringen. Normalerweise ist der Besuch nämlich stark auf diese Stunde begrenzt. Wir erklären uns die verlängerte Zeit damit, dass wir maximal zehn Minuten die Tiere beobachten können, bevor sie weitergehen und wir sie dabei begleiten. Dabei kommt es schließlich zu einem weiteren einprägendem Erlebnis. Der Hiker vorneweg schlägt den Weg frei, dahinter Steven aus den USA mit seinem Porter, das amerikanische Pärchen auf Hochzeitsreise, schließlich wir. Vor der Amerikanerin kreuzt plötzlich ein Gorilla den Weg und klemmt sich hinter Steven. Wir bleiben stehen, schauen zu, wie das Tier sich wie selbstverständlich in die Reihe eingereiht hat. Steven merkt es nicht, erst auf unser Zischen hin dreht er sich um und ist überrascht.

Später am Vormittag kommen wir dem zweiten Silberrücken ganz nah. Keine drei Meter von uns weg hat er es sich gemütlich gemacht und reißt ein Blatt nach dem anderen ab und steckt es sich in den Mund. Und wieder schauen wir gebannt zu, entdecken schließlich auf der gegenüber liegenden Seite auch noch ein Weibchen mit ihrem Kind. Für uns heißt es nun langsam Abschied nehmen. Ein letzter Blick auf den Silberrücken, ein letztes der gefühlt tausend Fotos, dann führen uns die Tracker ein paar Meter den Berg hoch, wo wir Rast machen, etwas trinken, essen und vor uns hin strahlen. Und dann taucht noch einmal ein Gorilla auf, macht es sich einige Meter von uns entfernt auch bequem und futtert.

Für uns beginnt nun der Aufstieg. Anfangs noch über unwegsames Gelände gelangen wir schließlich auf so etwas wie einen Pfad. Immer noch steil, aber immerhin fester Untergrund. Die Energie ist bei vielen raus, der Rückweg wird für manch einen beschwerlich. Im Fall der Holländerin, die sich am Rücken verletzt hat, wird sogar eine Trageliege (aus Stöcken und verwebten Bananenblättern) herbeigeholt. Sieben Männer tragen sie den Berg hoch.

Oben angekommen genießen wir den Ausblick, schnaufen einmal tief durch und freuen uns über das großartige Erlebnis. Zurück am Gate beantwortet uns Albert geduldig alle Fragen, die aufgekommen sind, und überreicht uns feierlich ein Zertifikat. Dieses Gorilla-Tracking sollte jeder unbedingt mal gemacht haben!

Sechs Stunden nach Aufbruch sind wir zurück im Gorilla Mist Camp, gönnen uns kalte Getränke und das beste späte warme Mittagessen, das wir auf unserer Reise je hatten.

Und das sollte beim Gorilla-Tracking unbedingt mit:

  • Viel Wasser (wir hatten 3 Liter dabei)
  • Energie in Form von Müsliriegel, Obst, Traubenzucker,…
  • Gartenhandschuhe/Arbeitshandschuhe
  • Regensachen (haben wir nicht gebraucht)
  • Empfohlen wird Mückenschutzmittel (haben wir nicht gebraucht)
  • Natürlich Kameras mit vollen Akku und leerer Speicherkarte (bei uns im Einsatz Fuji Film X30, [amazon_textlink asin=’B00DQMRW8C’ text=’Canon EOS 70D’ template=’ProductLink’ store=’hashtag06-21′ marketplace=’DE’ link_id=’a75e8b9c-c005-11e7-8a9a-39821ce96383′] mit 70-300mm, GoPro und 2 iPhones)
  • Wanderschuhe mit hohem Schaft und Socken, die über die Hosen gezogen werden können (einige waren auch in Trecking-Schuhen unterwegs, wir fanden den hohen Schaft wegen dem unwegsamen Gelände und zum Schutz unserer Knöchel gut)
  • Eng anliegende, langärmelige Kleidung, lange Hosen. (Jule hat sich extra eine Wanderleggings zugelegt und war damit sehr zufrieden, auch wenn es zuerst etwas komisch war.)

Die Sachen hatten wir in einem Rucksack ([amazon_textlink asin=’B015YLKKEA’ text=’Deuter Zugspitze’ template=’ProductLink’ store=’hashtag06-21′ marketplace=’DE’ link_id=’b736c9cb-c005-11e7-8a84-f55fa3aa85e1′]) verstaut, der ein Regenschutz hat. Die Kameras befanden sich immer in Reichweite in Aquapac-Taschen, die man eng am Körper tragen kann.

Lukas hat zum Tracking außerdem Kontaktlinsen getragen, da beim Schimpansen-Tracking auf Grund der hohen Feuchtigkeit ständig die Brille anlief. Auch fällt so die Brille nicht runter.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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