Roadtrip in Uganda und Ruanda Teil 3: Queen Elizabeth Nationalpark
Tag 7 und 8
Es ist 8.30 Uhr – und wir überqueren den Äquator. Klar, dass es eine entsprechende Markierung gibt und wir dort auch Fotos machen. Kurze Zeit später fahren wir rein in den Queen Elizabeth Nationalpark, der eingerahmt wird von Lake George und Lake Edward.
Am Abend zuvor hatten wir die Karte studiert – andere Reisende hatten uns den Tipp gegeben, sie in einem der Rangercamps für etwa 7€ zu kaufen uns das hatten wir auch getan. Die Tracks sind darin gut aufgelistet und die wichtigsten Punkte markiert. Überlegt hatten wir uns vor allem den westlichen Nordteil zu machen und dann in den Süden zu fahren. Die Ranger am Gate empfahlen uns aber auch den Westen und so warfen wir unsere Pläne über Bord und durchkreuzten den Nordteil des Parkes erst einmal von Westen nach Osten.
Teile der Straßen durch den Nationalpark sind übrigens nicht gebührenpflichtig. Erst wenn man durch eines der Gates fährt, gelten die Nationalparkgebühren – für 24 Stunden sind es 40 U$. Auf den Durchfahrtsstraßen sieht man oft allerdings nicht so viele Tiere, zumindest nicht die großen Herden. Unser Weg führt uns an diesem Morgen zuerst in den Westen an das Ufer des Lake George. Auf dem Weg sehen wir nur ein paar Antilopen. Bereits am Gate hatte uns die Rangerin erzählt, dass man zuletzt keine Löwen gesehen habe und empfahl uns den direkten Weg zum See-Dorf Kisenyi. Dort werden wir mit sehr ärmlich-wirkenden Zuständen konfrontiert. Viele kleine Kinder stehen am Straßenrand in löchriger Kleidung. Überall liegt Müll rum. Die Hütten wirken entweder nicht fertig oder heruntergekommen. Wir fahren bis ans Ufer des Lake George, sehen einen Büffel unter einem Baum, drei, vier größere Vögel, ein paar Holzkanus am Uferrand und natürlich Menschen. Sie füllen am See Kanister, nur ein paar Meter weiter werden die Autos vom Schlamm befreit.
Wir bleiben nur kurz und entscheiden uns auf dem Rückweg für einen kleinen Abstecher vom Hauptweg, dem Q-Circuit. Dabei nutzen wir aus, dass vor uns ein Touristenauto mit Guide fährt, der natürlich vieles direkt sieht. Die riesige Büffelherde hätten wir auf jeden Fall auch entdeckt. Ob die Hippos, die sich im Schlammloch suhlen, auch? Sie waren auf jeden Fall gut getarnt, wie sie dicht an dicht in dem für die Anzahl der Tiere viel zu kleinem Pool lagen. Safari-Feeling stellte sich allein schon wegen der tollen Landschaft ein: eine große Weite, nur Natur zu sehen, scheinbar endlose Steppe, dazwischen ein paar Akazienbäume.
Auf der Strecke zum westlichen Ende des Nationalparks passieren wir einen Kratersee, an dem sich Flamingos niedergelassen haben. Angekommen in Katwe am Lake Edward stoppen wir an einem Platz, der als Informationszentrum ausgezeichnet ist. Von dort aus lassen sich Bilder schießen vom unten liegenden Salzsee. Ein Einheimischer klärt uns auf, dass sie vom Zentrum aus Touren zum nahe liegenden Salzabbau (die Dorfbewohner haben da jeweils abgesteckte Felder), zu den Flamingos und auf den Lake Edward machen. Wir haben leider keine Zeit dafür eingeplant – doch es klingt toll. Die Einnahmen kommen komplett der Dorfgemeinschaft zu Gute. Wir erfahren außerdem die Geschichte der gegenüber liegenden stillgelegten Fabrik. Deutsche hätten diese aufgebaut, um Salz abzubauen. Eine Firma namens Tisi (uns sagt das nichts). Doch sie hätten die falschen Werkzeuge (oder Technik) zum Salzabbau gehabt, daher habe es nicht funktioniert und die Deutschen hätten aufgegeben.
Wir passieren das Kabotoro Main Gate und fahren wieder in den Nationalpark ein. Mit uns am Gate stehen vier Busse, in denen Schulkinder sitzen. Von den Lehrern erfahren wir, dass sie einen Ausflug in den Nationalpark machen. In Mweya gibt es ein Educational Center, in dem wir weitere Schulkinder antreffen. In ihren Schuluniformen sitzen sie da und lauschen den Worten der Rangerin, die von der Tier- und Pflanzenwelt im Park erzählt.
Hatten wir zwischenzeitlich noch überlegt, in Mweya zu übernachten, fahren wir zur Mittagszeit doch weiter in Richtung Süden. Im Ishasha-Sektor gibt es Baumlöwen. Von Mweya aus kann man Bootstouren machen, um vom Kasinga-Kanal Tiere zu beobachten. Da wir ein ähnliches Ergebnis bereits im Murchison Nationalpark hatten, zieht es uns weiter. Wir nehmen die Straße, die am Kasinga-Kanal entlang führt. Gibt es am Anfang noch die Möglichkeit, das Wasser zu sehen und damit Elefanten, Büffel und Flamingos (und sicherlich noch viele andere Tiere), versperrt kurze Zeit später dichter Busch den Ausblick. Wir biegen ab auf den Leopard Circuit – ohne ein Tier zu sehen – und schließlich auf den Royal Circuit, der laut Reiseführer schön sein soll. Um etwas abzukürzen, nehmen wir den „Link“ – die Abkürzungsstrecke. Doch das erweist sich als nicht so gute Idee: Der Weg ist teilweise zugewachsen und wir zwängen uns durch Dornenbüsche. Das Auto leidet ein wenig und wir bei den Kratzgeräuschen mit. Doch später am Tag wird es wieder die Möglichkeit geben, die Spuren mit einer neuen Schicht Schlamm zu bedecken.
Bei Katunguru Gate verlassen wir wieder den Nationalpark, überqueren den Kasinga-Kanal. Kurz dahinter steht ein Elefant direkt am Straßenrand. Gegenüber liegt eine Schule – die Kids scheint das Wildtier so rein gar nicht zu interessieren. Die nebendran stehenden Bauarbeiter wundern sich eher über unser Verhalten, sprich: Warnblinker an und ein paar Fotos gemacht. Warum der vorbei fahrende Motorradfahrer das Tier anbellt, verstehen wir zumindest nicht.
Wir nehmen den Abzweig Richtung Kisenyi. Ein Gate müssen wir nicht mehr passieren. Die Strecke führt genau am Rande des Nationalparks entlang, Generell sind die rund 70 km recht monoton und Schlagloch-geprägt. Doch ab und an gibt es „Überraschungen“ für uns: Ein paar neugierige Affen (Paviane und Colugos(?)), eine riesige Elefantenherde (an die 50 Tiere), große Vögel, die vor uns her fliegen. Wir bekommen auch einen Unfall zwischen zwei Lastwagen zu sehen. Auf der engen Strecke kamen sie sich entgegen, der eine kippte nach links um, der andere hing rechts in den Bäumen. Einige Menschen waren bereits dabei, die beiden Schwergewichte wieder zu bergen. Im Hintergrund zwei Polizisten, die bei Wasser und Chips die Aufräumarbeiten verfolgten. Und schließlich ein Highlight: Wir fahren gerade über ein Stückchen Asphaltstrecke, die den Berg hinunterführt, als plötzlich am Straßenrand sich eine Katze graziös fortbewegt und bei unserem Anblick in den Busch springt. Neugierig ist sie aber und so huscht der Kopf noch einmal schnell hervor. Wir schaffen es leider nicht, davon ein Foto zu machen, doch erinnern werden wir uns an den Auftritt sicherlich noch länger. Ein Leopard? Wir meinen ja, aber als wir kurz vor unserem Nachtlager dann kleines katzenähnliches Tier, allerdings viel kleiner als dass mittags sehen, kommen wir ins Zweifeln. Im Gespräch mit Einheimischen stellt sich später heraus, dass es so sein muss: Das kleinere Tier wird auf den Fotos als noch sehr junger Leopard identifiziert, und die Beschreibung der maximalen Größe passt zur Sichtung am Mittag.
Nachtrag: Nach ausgiebiger Recherche meinen wir, dass es sich beim dem Tier um ein Serval handelt.
Als Nachtlager haben wir uns das Ishasha Ntungwe Tree Lion River Camp ausgesucht. Ursprünglich wollten wir im Park in ein Camp des Nationalparks, das direkt an der Grenze zum Kongo liegt. Doch von dort hatten wir keine Antwort bekommen und so testen wir eben das Camp direkt am Fluss Ntungwe. Unser Plan: campen, wie immer. Doch der Manager Clyde, ein Südafrikaner, bietet uns eines der „Zelthäuser“ samt 3-Gänge-Dinner und Frühstück an. Statt 20$ fürs Campen sollte das 40$ kosten. Hintergrund: die Unterkunft war die letzten vier Jahre zu. Zum 1. November wollen sie offiziell wieder öffnen. Normal kostet es 110$ pro Person! Das lukrative Angebot lassen wir uns nicht entgehen: Einmal etwas ausbreiten, klamme Wäsche ausbreiten – und vor allem diese neu hergerichtete Luxus-Unterkunft genießen. Unseren Gastgebern kommt der Besuch wohl ganz recht. Seit drei Wochen geht das Internet nicht mehr, es gibt gerade kaum Gäste – und so hatten wir einen netten Abendplausch mit dem Clyde und seiner Frau, die auch erst seit drei Wochen im Land war, weil ihr Mann einen Unfall hatte und sie ihn nun unterstützt. Wir erfahren also nicht nur mehr zu ihrem Hintergrund, sondern erhalten auch wertvolle Tipps für unsere Weiterreise, hören Geschichten zum Leben in Uganda und im Camp im Speziellen sowie tauschen uns aus zum Reisen in Afrika und Europa. Clyde war bereits in vielen Ländern im Tourismus-Bereich aktiv. Und so beschließen wir auch, eine Nacht länger zu bleiben und nicht ins nahe gelegene River-Camp umzuziehen, wie wir es eigentlich vorhatten. Letztendlich kommen uns die zwei Nächte im Ntungwe-Camp günstiger, da im benachbarten River-Camp Camping mit Verpflegumg (anders konnten wir es nicht reservieren) 35 $ pro Person kostet.
Nach einem Frühstück mit Chapati (deftig gefüllter Fladen), Bananen und Tee fahren wir in den Nationalpark. Heute wollen wir die Baumlöwen sehen. Der Ishaha-Sektor ist neben dem Manyara-See in Tansania das einzige Gebiet, in dem Löwen wissenschaftlich erwiesen regelmäßig auf Bäume klettern. Generell finden wir den Süden für Tierbeobachtung super: Die Landschaft ist ähnlich wie im Nord-Osten von Gras und Akazienbäume geprägt, der Blick wird nicht von Büschen versperrt, und so entdecken wir viele Antilopen, Büffel und Elefanten.
Mit einer Dickhaut haben wir auch ein abenteuerliches Erlebnis: Das Tier steht vor uns auf dem Weg, trinkt entspannt aus einer Pfütze, bewirft sich mit Schlamm, hebt immer mal wieder das Hinterbein – aber bewegt sich nicht fort. Wir schalten also das Auto aus und warten. Zwei Einheimische, die kurz hintereinander auf Motorrädern kommen, verlieren schnell die Geduld und nehmen aus unserer Perspektive einen kleinen Weg, um an dem Elefant vorbei zu kommen. Als dieser sich nach über einer halben Stunde immer noch nicht von der Stelle rührt, suchen auch wir nach einer Alternative. Und tatsächlich erweist sich der Weg, den die Motorradfahrer genommen haben, als Weg, den man auch ist dem Auto fahren kann. Per Open Street Maps sehen wir dann auch, dass es bereits der abgehende Circuit ist, der auch auf der Karte eingezeichnet ist. Erklären muss man an der Stelle vielleicht, dass man die Abzweigungen nicht immer erkennt, da sie teilweise zugewachsen sind oder aber nur von einer Richtung kommend sichtbar. Schilder gibt es im Park nur wenige, aber immerhin überhaupt welche im Vergleich zum Murchison Nationalpark.
Also rein in den Weg. In einiger Entfernung stehen weitere Elefanten, aber immerhin hindern sie uns nicht am Weiterkommen. Dafür ein Baum. Er ist so groß, dass er sich nicht wegräumen lässt. Auch geht es recht und links wegen Dornenbüschen nicht vorbei. Also rumdrehen und hoffen, dass der Elefant sich fortbewegt. Und tatsächlich: Zurück an der Kreuzung steht der Elefant nicht mehr, dafür plötzlich fünf Meter neben unserem Auto. Auf der anderen Seite kommt der Rest der Herde auch immer näher. Also ein bisschen aufs Gas gedrückt und rasch vorbei. Der Elefant findet es nicht ganz so lustig, scheint er sich wohl auf unsere weitere Gesellschaft gefreut zu haben. Wir sind aber froh, an ihm vorbei gekommen zu sein und fahren mit etwas angestiegenem Adrenalinspiegel weiter.
Wir erreichen den südlichsten Zipfel, indem es einige Spots zur Beobachtung von Baumlöwen gibt. Froh über den Geländewagen schlängeln wir uns über halb zugewachsene Wege – die Tiere scheinen aber ausgeflogen zu sein. Wir sehen immer wieder nur die Spuren, die Löwen aber nicht. Aber es gibt ja weitere Spots.
Mittagspause legen wir am Ishaha River ein. Dort sind unter anderem Ranger stationiert, die uns den Weg weisen zum Campingplatz direkt am Fluss. Hippos sind zu hören, am anderen Ufer ist der Kongo. Einfache Sanitäre Anlagen, sehr idyllisch – das wäre der Platz gewesen, an dem wir eine Nacht zelten wollten. Doch als Pausenstopp durchaus auch geeignet. Hier sehen wir übrigens auch das erste Mal an diesem Tag andere Touristen!
Auf dem nördlichen Circuit sehen wir am Mittag unzählige Antilopen. Ein, zwei Mal denken wir, einen Löwen zu sichten, doch immer entpuppt es sich als etwas anderes. Es scheint, als sollten wir in diesem Nationalpark immer nur außerhalb der Gate-Grenzen die Highlights sehen. Als wir etwas enttäuscht und mit dem Plan, unser Glück am nächsten Morgen noch einmal sehr früh zu probieren, wieder am Eingangsgate ankommen, schickt uns die Rangerin die Durchgangsstraße entlang. Und tatsächlich: Nach etwa 20 Minuten Fährt steht unter einem großen Baum ein bewaffneter Ranger und weißt auf Baumlöwen in etwa 50 Meter Entfernung hin. So kommt es, dass wir doch noch drei Tiere sehen.
Zurück an unserer Übernachtungsstätte genießen wir es, kein Zelt aufbauen zu müssen. Wir erkunden den Ntungwe River, lesen, schreiben Blog-Berichte und lauschen dabei dem Geschrei der Affen und dem Singsang der Vögel. An unseren Mitbewohner, eine 15 cm große Eidechse, haben wir uns schon längst gewöhnt.
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