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Städtetrip nach Bergamo in Italien

Kurztrip nach Bergamo – absolut empfehlenswert, meinen wir, nach zwei Nächten in diesem schönen Städtchen am Südrand der Alpen. Wir geben zu: Die rund 120.000 Einwohner große Stadt in der Lombardei hatten wir nicht so recht auf dem Schirm. Als wir Anfang des Jahres nach einem Ziel für einen Kurztrip über Jules Geburtstag suchten, sprangen uns günstige Flugtickets nach Mailand an. Beim Buchen stellten wir schnell fest: ganz Ryanair-typisch liegt der Flughafen 45 Kilometer weg von Mailand, nämlich in Bergamo. Da wir davon noch nichts gehört hatten, gaben wir neugierig den Namen bei Google ein – die Bilder, die wir sahen, die Infos, die wir lasen, überzeugten uns. Wir wollten in Bergamo bleiben.

Ein paar Tipps vorab:

  • Unsere Übernachtungsstätte haben wir bei Airbnb gefunden. Francesco hat eine tolle Wohnung, super schick, sehr individuell ausgestattet. Nach unserer Ankunft mussten wir erst einmal das hölzerne Küchenbüfett, die Schinken-Schneidemaschine sowie die tollen Lampen begutachten. Ein Privatzimmer, sprich, dass der Gastgeber mit in der Wohnung ist, hatten wir bisher noch nicht. Mit Francesco war das nun aber eine gelungene Premiere. Weder er noch wir waren kaum “zu Hause”. Am zweiten Abend trafen wir das erste Mal auf ihn, als er gerade seine Englisch-Stunde beendete. Der Abend endete bei einem Glas Wein und einem netten Gespräch. Francesco hatte außerdem im Zimmer viele Tipps zum Essen und Weggehen auf eine Tafel geschrieben, denen wir gerne folgten (siehe auch unten).
Die Küche unseres Gastgebers Francesco.
  • Für Bus und Bergbahn gibt es ein Tagesticket für 5€, für nur 7€ kann man das 72-Stunden-Ticket erwerben. Es empfiehlt sich, das am besten direkt am Flughafen schon zu kaufen, denn der Flughafenbus ist inklusive. Alternativ gibt es für 2,30€ das Busticket vom Flughafen in die Innenstadt und die Mehrtagestickets zum Beispiel an der untersten Bergbahn-Station. Achtung: An der mittleren Bergbahn-Station hoch zum San Vigilo gab es bei uns nur Tickets am Automaten mit Münzgeld – einige mussten daher zurück zur anderen Station.
  • Leider gibt es keinen Reiseführer für Bergamo selbst, in dem von MARCO POLO Reiseführer Italien Nord ist beispielsweise nur ein kleiner Absatz drin. Dafür gibt es Online auf der Seite des Tourismusbüros einige gute Tipps und Spaziergänge – übrigens auch als App mit Download der Touren verfügbar.

Bergamo ist wunderschön. Prägend ist die venezianische Stadtmauer, die seit 2017 zum UNESCO-Welterbe gehört, und die Oberstadt (Città Alta) umrandet. Ein etwa fünf Kilometer langer Spaziergang sozusagen auf der Mauer bietet tolle Panorama-Blicke auf die Unterstadt (Città Bassa oder Città Borghi), die angrenzenden Berge sowie weiter entfernte Orte in der Lombardei.

Tolle Aussicht beim Spaziergang auf der Stadtmauer.

Zentrum der denkmalgeschützten Oberstadt ist die Piazza Vecchia. Dort lässt es sich wunderbar in einem der Cafés verweilen: Wir genossen es, in der Frühlingssonne zu sitzen, das Geschehen auf dem Platz rund um den Brunnen zu beobachten und hatten das Glück, die Musik einer Hochzeitsgesellschaft in der gegenüberliegenden Tratorria mitzubekommen. Der Platz ist umsäumt vom mittelalterliche Rathaus und dem Stadtturm, von dessen Spitze man einen wunderbaren 360-Grad-Blick hat (mit Aufzug, 5 Euro).

Weiter geht es zum Domplatz und einem regelrechten Kirchenkomplex. Dom, Kapellen, Kathedralen – sie wirken wie ein zusammengehöriges Gebilde. Die Capella Colleoni ist von außen sehr auffallend, die Kirche Santa Maria Maggiore mit den Denkmälern und Gräbern des Komponisten Donizetti sollte man unbedingt von innen gesehen haben (Mittagspause beachten).

Hoch auf den Stadtturm und einen einzigartigen Blick auf den Kirchenkomplex erhalten.
Die Decke in der Kirche Santa Maria Maggiore.

Beim weiteren Spaziergang durch die Oberstadt, meist über Kopfsteinpflaster, sieht man immer wieder tolle Bauten und Brunnen. Man kann sich also wunderbar treiben lassen, Zitadelle, Plätze und Kirchen entdecken.

Mit der Bergbahn (immer wieder schön) geht es ab dem Porto St. Alessandro hoch auf Bergamos möchte Erhebung, den Hügel San Vigilio mit Kastell und Kirche des Heiligen Vigilius. Vom Kastell aus gibt es erneut eine wunderbare 360-Grad-Sicht, inklusive Blick auf die südlichen Alpen.

Die Touristeninfo empfiehlt für den Hügel vier Touren. Diese sind wunderbar auf einem kleinen Plan vermerkt, den es unter anderem an den Bergbahnen zum Mitnehmen gibt. Wir haben diese 4 Spaziergänge einfach einandern gehängt und hatten dabei ganz tolle (grüne) Ausblicke. Distanz sind etwa sechs Kilometer, man kommt an der mittleren Bergstation wieder raus.

Blick von der höchsten Erhebung Bergamos.
Blick von der höchsten Erhebung Bergamos in Richtung Alpen.

Auch in der Unterstadt gibt es einige interessante Bauten. So gibt es einige Palazzi, Kirchen und Brunnen, die nett anzusehen sind. Schön ist auch der Bummel über die Einkaufsstraße. Empfohlen wird auch der Besuch der Accademia Carrara mit Werken von Botticelli und Rubens. Uns zog es bei gutem Wetter aber eher nach draußen. Gefallen hat es uns aber deutlich besser in der Oberstadt und auf dem Hügel San Vigilio.

Wie in Bella Italia zu erwarten, gibt es tolles Essen, begleitet von gutem Wein. Bergamo ist bekannt für seine Polenta und den Weichkäse Taleggio. Hier unsere Essens- und Ausgehtipps:

  • Tassino Café (Unterstadt): Am Abend für ein Gläschen Wein, zum Frühstück oder auch für ein Eis am Mittag. Tolle Location, nebenan ist ein wunderbarer Krimskrams-Laden. Scheinbar auch bei den Locals beliebt – wir waren Sonntagabend die einzigen Touristen.
  • Botega Caffe Cacao (Unterstadt): Sehr gemütlich mit Blick auf geschäftiges Treiben, Frühstück – zwei Cappuccino und zwei Brioche für 5 Euro.
  • Osteria Dell‘Albachiara (Unterstadt): Klassisches italienisches Abendessen mit Antipasti, Premiere und Secondi und einem geduldigen Kellner, der die Karte ins Englische übersetzt und gerne Tipps gibt. Wir hatten Casoncelli alla Bergamasca und einen Anchovis-Salat vorneweg, als Hauptgang Wildhase und Ossobuca mit Polenta – in Bergamo wird sie nicht angebraten, sondern Kartoffelbrei-ähnlich auf einem Butterspiegel serviert.
  • Bar Flora am Piazza Vecchia (Oberstadt) mit Platz in der Sonne und Blick auf Stadttor und “Kirchenkomplex” : Wunderbarer Lunch-Stopp mit Casoncelli alla Bergamasca (Art Tortellini in Salbeibutter), Sandwich und lokalem Weißwein, zum Frühstück Cappuccino (sogar mit Sojamilch) und Brioche
  • Da Mimmo (Oberstadt): Stopp am Mittag, scheinbar auch bei den Lokals beliebt. Man sitzt zwischen den Verkaufsregalen eng beieinander – gegenüber gibt es das “größere Restaurant”. Wir empfehlen: Platte mit verschiedenem Käse, dazu gibt es ein Glas Wein, sowie Cacio é Pepe (Spaghetti in pfeffriger Käsesauce).

Ihr könnt euch vorstellen: Wir haben diese Leckereien sehr genossen.

Nun sitzen wir also am Flughafen mit Blick auf die Berge und blicken zurück auf drei wunderbare Tage in Bergamo. Da es abends um 20.15 Uhr einen Flug zurück zum Frankfurter Flughafen gibt und man vom Hauptbahnhof aus nur zehn Minuten mit dem Bus zum Airport braucht, kann der letzte Tag voll genossen werden. Zwei Nächte sind absolut ausreichend für Bergamo. Wer ein paar Tage dran hängen möchte, kann Tagesausflüge nach Mailand oder in andere Orte in der Lombardei machen (Pelegrino ist zum Beispiel nicht weit weg) oder gar in die Alpen zum Wandern.

Zum Entdecken: Bergamo in 360-Grad-Fotos.

Weitere Bilder zu Bergamo gibt es auf Flickr.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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