Ein Wochenende in Dresden (Sachsen)
Frauenkirche, Semperoper, Zwinger, Residenzschloss – Dresden kann mit allerlei Sehenswürdigkeiten punkten. Bei unserem Wochenendtrip laufen wir natürlich auch durch die Altstadt der sächsischen Landeshauptstadt, doch die meiste Zeit verbringen wir in der Neustadt.
Das Viertel ist angesagt. In der Äußeren Neustadt reiht sich ein alternativer Laden neben dem anderen, über 250 Kneipen, Cafés und Restaurants sorgen für ein umfangreiches Angebot. Übrigens gibt es keine Sperrstunde, sodass das Szeneviertel zu den lebendigsten in ganz Deutschland zählt, wie wir am Abend dann auch feststellen dürfen.
Nach einem entspannten Frühstück im Oswaldz (Bautzener Straße 9) mit tollem Angebot für Kaffee-Liebhaber, leckeren Sandwiches und ausgefallenen Kuchen ziehen wir durch die Straßen des Viertels.
Unter Denkmalschutz stehende Gründerzeit-Bebauung, dazu viele schön anzusehende Graffiti und jede Menge Aufkleber an Straßenlaternen – es gibt viel zu entdecken. Die Gebäude sind größtenteils in gutem Zustand – während der Bombadierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg wurde die Neustadt verschont.
Wir lassen uns treiben, treten immer wieder in tolle Läden ein und bummeln. Im Reisebuchladen „The Travel Book Shop“ wird unser Fernweh bei all den tollen Büchern stärker. Im „Peccato“ (Rothenburger Straße 46) gibt es allerlei schöne Sachen, darunter Frauenmode und Postkarten. Zur Mittagszeit gibt es am Kulturzentrum Scheune einen Straßen-Flohmarkt, über den wir entspannt schlendern. Im Plattenladen gegenüber lässt sich schön stöbern.
Schließlich gelangen wir bei unserem Spaziergang zur Kunsthofpassage an der Görlizer Straße. Die fünf Innenhöfe des Komplexes wurden künstlerisch gestaltet. 2001 fertigstellt, hat jeder Hof ein eigenes Thema: Im „Hof der Elemente“ dominiert eine blau-gefärbte Fassade mit Regenrohren, in denen das Wasser sich teilweise über große Trichter seinen Weg nach unten sucht.
Die gegenüber liegende Wand ist knallgelb, folgende Alubleche reflektieren das Licht.
Nebenan ist der „Hof des Lichts“, in dem Metallspiegel je nach Sonnenstand Reflexionen erzeugen. Richtig einladend sind in aufgestellten Tische eines Cafés.
Zur Passage gehört außerdem der „Hof der Tiere“ (in grün gehalten mit Tieren an den Hausfassaden), der „Hof der Fabelwesen“ (mit Mosaik gestaltet) und der „Hof der Metamorphosen“ (mit Metall- und Papier-Konstruktion). Ateliers, individuelle Läden und sogar ein Craft Beer Shop ergänzen das Angebot. Wir entdecken durch Zufall sogar den Laden der Künstlerin Mai, von der wir von Jules Kollegen ein Bild von uns beiden zur Hochzeit bekommen haben.
Das gastronomische Angebot im Viertel ist riesig: Wer Lust auf ein Eis hat, sollte in der Tiki Bar vorbei. Tolles vietnamesisches Essen samt großartiger Gestaltung des Gastraums gibt es im Anamit. Im Biergarten des Kulturzentrums Scheune lässt sich bei einem Kaltgetränk das Treiben beobachten. In der Nacht sind übrigens die Pizzerien am Beginn der Alaunstraße, vom Albertplatz kommend, angesagt.
Am Nachmittag zieht es uns dann doch in die Altstadt. Wir fahren mit der Bahn am Zwinger vorbei, steigen am Postplatz aus und laufen in die innere Altstadt, am Residenzschloss vorbei Richtung Elbufer. Von der Brühlschen Terrasse gibt es einen tollen Blick auf die Elbe mit ihren Brücken und das gegenüber liegende Ufer, bevor wir wieder Richtung Stadt laufen.
An der Frauenkirche am Neumarkt essen wir ein Eis im Milano – übrigens wenig empfehlenswert. Der Blick auf Platz und Kirche ist zwar schön, ein Orchester sorgt für nette Stimmung, doch die Preise sind – wie zu erwarten – völlig überteuert, der Frappe schmeckt ganz und gar nicht, das Spaghetti-Eis ist eher ein Sahnehaufen mit etwas Eis darüber.
Genug Sightseeing für heute, wir gehen noch ein bisschen shoppen und machen einen kurzen Zwischenstopp in der Unterkunft. Untergekommen sind wir in der Villa Lalle (Wiener Straße 41), mit der Bahn etwa zehn Minuten vom Hauptbahnhof entfernt (Haltestelle Lennéplatz). Das Hotel ist in einer gut erhaltenen Villa vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Prächtig empfängt uns bereits der Eingangsbereich und das herrschaftliche Treppenhaus. Die Besitzer sind sehr freundlich und zuvorkommend: Obwohl die eigentlichen Check-in und Check-Outfit-Zeiten sehr begrenzt sind, können wir freitags noch gegen Mitternacht anreisen und Sonntag den Schlüssel schon vor 10 Uhr wieder abgeben. Aber Achtung: Zahlung ist nur bar möglich!
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Am Abend wollen wir eigentlich auf das Konzert von „Feine Sahne Fischfilet“ am Elbufer – der eigentliche Grund unseres Dresden-Trips. Doch zwei Tage vorher wird der Gig abgesagt, ein Bandmitglieder hatte einen Unfall. Wir beschließen dennoch zu fahren: Bahnticket und Unterkunft sind gebucht, wir mit Freunden verabredet. Und die Punk-Band aus Mecklenburg-Vorpommern organisiert einiges an Ersatzprogramm. Wir entscheiden uns, zum Open Air Kino zu gehen – riesige Leinwand mit der Dresdner Kulisse im Hintergrund.
Gezeigt wird „Wildes Herz“: Filmemacher Charly Hübner begleitet darin Sänger Jan Gorkow und Bandkollegen bei ihren Auftritten und in ihrem Alltag. Tolle Überraschung: Gorkow taucht selbst bei den „Elbnächten“ auf und entschuldigt sich für das ausfallende Konzert. Die Stimmung ist gut, hier und da wird „Feine Sahne Fischfilet“-typisch eine Rauchbomben entzündet. Und als der Film mit einem Konzert endet, auf der riesigen Leinwand die Band spielt, fühlt es sich kurz doch so an, als stehe die Band auf der Bühne.