Bus-Abenteuer: Eine Nacht am Rotenfels
Es ist wieder Zeit für ein Micro-Abenteuer vor der Haustür: Wir fahren mit unserem T4 Syncro ins Nahetal, genießen den Sundowner, verbringen eine geruhsame Nacht im Bus und starten dann eine größere Wanderung – so der Plan. Doch es kommt ein wenig anders.
Eine volle und aufregende Arbeitswoche, da freut man sich doch aufs Wochenende und vor allem, aufs Rauskommen und Draußensein. Immer wieder der Blick auf die Wetter-App: Ab Samstagmittag soll es regnen. Also packen wir am Freitagabend nach Feierabend schnell unsere Sachen zusammen und fahren Richtung Bad Kreuznach.
Werbung
Tatsächlich war Jule noch nie da – Lukas dagegen hat seine Ausbildung in der Kurstadt gemacht und kennt die Umgebung gut. Wir lassen die Stadt aber erst einmal links liegen und fahren zu unserem anvisierten Übernachtungsplatz.
Beim #vanlife stellt sich ja immer die Frage: Verrate ich den Stellplatz für die Nacht oder nicht? Wir wägen dies tatsächlich auch jedes Mal ab. Da dieser hier aber in der unter Campern beliebten „Park4Night“-App drin und nicht unbekannt ist, können wir ihn nennen, meinen wir.
Der Wanderparkplatz in der Nähe des Rotenfelses gilt als nachts ruhig, auch wenn er, solange Spaziergänger und Wanderer unterwegs sind, gut frequentiert ist. Die nahe gelegene Gaststätte ist aktuell geschlossen. Rund herum ist Wald, angeblich gibt es auch Wildschweine und Rehe – gesehen oder gehört haben wir keine.
Gehört haben wir aber die Leute, die nachts um halb zwei mit ihren Autos auf den Platz kamen. Mal dem Hören nach junge Männer, die darüber spekulieren, ob es denn nun eine Mutprobe sei, in den Wald zu den Wildschweinen zu gehen. Mal ein Wagen, der kommt, einige Zeit stehen bleibt, und dann wieder fährt. Mal ein Disko-Taxi mit lauter Techno-Musik, das nach kurzer Schleife über den Platz wieder verschwindet. Ihr könnt es euch schon vorstellen – so richtig erholsam war die Nacht nicht.
Dafür war alles rund herum richtig schön. Über eine kurvige, enge Straße geht es ab Traisen (mit schnuckeliger Kirche) durch den Wald nach oben zum Wanderparkplatz. Der ist groß und obwohl ein paar Autos bereits parken, haben wir genügend Auswahlmöglichkeiten für die Nacht. An der einen Seite gibt es eine kleine Nische, Bank und Tisch sind nicht weit entfernt und so wählen wir diesen Platz.
Geparkt, schnappen wir uns unsere Kaltgetränke aus dem Kühlschrank und laufen über einen Waldweg zum Aussichtspunkt am Rotenfels. Die Namensgebung kommt von der auffallend rötlichen Felswand, die steil zur Nahe hin abstürzt. Etwas mehr als einen Kilometer ist sie lang, 202 Meter hoch. Laut dem DAV Nahegau, der hier oben ein Häuschen betreibt, ist der Rotenfels das höchste Felsmassiv Deutschlands außerhalb des Alpenraums. Das Felsbiotop ist ein Naturschutzgebiet, Wanderfalken nisten hier beispielsweise.
Werbung
Bei Kletterern ist die Steilwand wohl auch beliebt. Doch sie gilt aus schwierig und durchaus gefährlich, da die meist keilförmigen Steinblöcke eineinander stecken und bei Belastung gerne ausbrechen. Wegen der Wanderfalken ist das Klettern sowieso nur eingeschränkt möglich.
Nach einem kurzen Stück durch den Wald erreichen wir die Abbruchkante und staunen über den tollen Blick auf Bad Münster am Stein. Auch die Ebernburg können wir erkennen.
Wir laufen den schmalen Pfad entlang, etwas weiter nach oben auf den Rotenfels. Bei einer Bank lassen wir uns nieder und stoßen auf eine grandiose Aussicht und diesen Sundowner an. Ja, das kann man als Mini-Urlaub gelten lassen.
Der Blick auf den Felsen ist einfach fantastisch. Genau dahinter geht die Sonne unter. Das Felsmassiv aus rötlichem Rhyolith sieht bei diesem Licht einfach nur gut aus.
Ein toller Panorama-Blick bietet sich uns. Vom Felsmassiv führt der nach links über den Welschberg (336m), Heimberg (303m), Rehkopf (278m), Gangelsberg (341m), Lemberg (420m) und Stahlberg (489m) zur Ebernburg und zum markanten Rheingrafenstein.
Wir verbringen einige Zeit hier oben, dann wird der Hunger so langsam doch mehr und mehr. So machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Bus. Um nicht den gleichen Weg wie hin zu nehmen, laufen wir weiter an der Abbruchkante entlang. Dabei kommen wir an einem Schild vorbei, das zeigt, wo sich was befindet. Sogar der Donnersberg ist in der Ferne zu sehen – und die rheinhessische Schweiz, in der wir kürzlich erst unterwegs waren.
Ein letzter Blick zurück auf diese wunderbare Aussicht, dann biegen wir an der Hütte des Deutschen Alpenvereins ab. Es geht über einen geteerten Weg, rechts und links Wiesen mit ein paar (Obst-)Bäumen, gesprenkelt von gelb-blühenden Pflanzen. Dazu das tolle Licht der „Blauen Stunde“ – man könnte in einen regelrechten Fotografieren-Run verfallen.
Zurück am Bus packen wir unseren Kocher aus und setzen Nudelwasser auf. Spaghetti mit Pesto, dazu Pamesan – unser Hunger ist bald gestillt und der Abend kann gemütlich beim Kniffel spielen, Musik hören und mit einem guten Buch ausklingen.
2 Comments
Pingback:
Pingback: