Wandern an der Nahe: Eremitenpfad bei Bretzenheim
Eine wirklich schöne Wanderung ist der Eremitenpfad bei Bretzenheim nahe Bad Kreuznach. Über etwas mehr als neun Kilometer entdecken wir auf der abwechslungsreichen Strecke die Felseneremitage, einen Steinbruch, Weinberge, Wald und wunderbare Ausblicke.
Wir parken an der Kronenberghalle am Rand von Bretzenheim und sehen direkt den auffällig gestalteten Hinweis auf den Eremitenpfad. Vom Parkplatz aus geht es über die Straße und raus aufs Feld. Die gute Beschilderung hält die komplette Wegstrecke an.
Es ist schon fast frühlingshaft warm – und das im November. Doch wir wollen uns nicht beschweren: Die Sonne tut gut, die Bewegung auch. Wir nehmen einen Weg zwischen Weinbergen auf der einen und Hagebutten- und Heidelbeer-Sträuchern auf der anderen Seite. Die blauen und roten Früchte leuchten regelrecht in der Sonne. Zwischendrin können wir bereits einen Blick auf den Steinbruch von oben erhaschen – und auf eine schöne Aussicht.
Am Ende des Weges geht es links ab. Bald schon sehen wir den Bretzenheimer Steinbruch hinter ein paar Weinreben. Nach kurzer Zeit geht es im spitzen Winkel links nach oben – die Markierung ist hier leicht zu übersehen. Der schmale Pfad schlängelt sich nach oben. Dort angekommen gibt es den Blick auf die rote Sandstein-Wand von der Seite.
Eine Informationstafel berichtet von Belegen aus dem Jahr 1832, in dem Georg Bischof den Steinbruch von seinem Vater übernahm. Noch heute ist dieser in Besitz der Nachkommen des „Bischof von Bretzenheim“, heißt es weiter. Die 20 Meter hohe und etwa 90 Meter lange Abbruchkante lassen erkennen, wie viel Sandstein hier über die Jahrzehnte abgebaut wurde. Heute ist der Steinbruch nicht mehr in Betrieb und dient Vögeln als Brutstätte.
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Weiter geht es nach oben. Entlang eines Weidezaunes führt der Weg über eine rutschige, weil matschige Passage nach oben. Dort angekommen haben wir einen wunderbaren Blick auf das Guldenbachtal.
Nach dem entspannten Panoramastück geht es über einen schmalen Pfad wieder nach unten. Wir kommen an den Gebäuden der Wohnungslosenhilfe der Kreuznacher Diakonie raus. Dahinter geht es links hoch zur Felseneremitage. In den Fels wurde Wohnraum geschlagen. Etwa 90 Quadratmeter hat die Wohnung, die aktuell leider nicht begehbar ist. Hier wohnten Eremiten – Menschen, die abgeschieden leben wollen: Einsiedler, Mönche. Der letzte Eremit starb 1827 im Alter von 82 Jahren.
Vom archäologischen Landesamtes wird die Anlage übrigens als „einmaliges Monument nördlich der Alpen“ bezeichnet, wie wir vor Ort auf Infotafeln lesen können. Ab dem 7. Jahrhundert wurde mit Hammer und Meisel der Sandstein bearbeitet, um sich Wohn- und Kirchenraum zu schaffen. Es wird vermutet, dass der Ort schon davor als heidnischer Kultplatz genutzt wurde.
Auf dem Damm laufen wir entlang des Guldenbachs Richtung Campingplatz Lindelgrund. Dort biegen wir links ab, es geht wieder in den Wald. Über viel Herbstlaub finden wir den Weg nach oben und stoppen an einem kleinen Rastplatz mit Blick auf Guldental. In dem Weinort wuchs übrigens Julia Klöckner auf.
Schließlich treten wir aus dem Wald raus und sind etwas überrascht über den starken Landschaftswechsel: Weiter Blick, viele Reben. Eine Bank lädt zum kurzen Verweilen ein, dann geht es entlang der Wingerte wieder zurück Richtung Bretzenheim.
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Schon nach kurzer Zeit stossen wir erneut auf einen Rastplatz mit Aussicht auf Nahe, Rheingau und Rheinhessen. Die Rochus-Kapelle in Bingen lässt sich erkennen, auch das Kloster Eibingen und viele Ortschaften. Dreißig Dörfer sollen es sein, die man von hier oben erkennen kann. Wir lassen das mit dem Nachzählen…
Vom Aussichtspunkt ist es nicht mehr weit zur Kronenberghalle. Es geht stets abwärts. Wanderer kommen uns entgegen, denn der Eremitenpfad lässt sich in beide Richtungen laufen. Wir können unsere Laufrichtung (entgegen des Uhrzeigers) wirklich empfehlen – genauso wie die Wanderung an sich: Sie ist sehr abwechslungsreich, naturnah und mit der Felseneremitage gibt es auch eine Besonderheit zu entdecken.
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