Wandern an der Mosel: Moselsteig Seitensprung Cochemer Ritterrunde
Jede Menge Höhenmeter und interessante Wege bietet der Seitensprung Cochemer Ritterrunde. Die Alternative zum Moselsteig führt über rund 17 Kilometern und 760 Höhenmeter vorbei an der Ruine Winneburg und über die Reichsburg zurück nach Cochem. Moselblicke inklusive. Wer eine etwas leichtere bzw. kürzere Tour laufen will, dem bieten sich auf diesem Seitensprung ein paar Varianten.
Coronabedingt hat die Sesselbahn von Cochem hoch auf das Pinnerkreuz bei unserem Besuch ihren Betrieb eingestellt. Parken lässt sich dort dennoch – für gerade einmal einen Euro für den gesamten Tag. Man sollte nur ein Euro-Stück mit dabei haben: Der Euro muss direkt an der Schranke eingeworfen werden. Wechselgeld gibt es keines. Über einen Steg queren wir den Bach Endert, dann schon beginnt der Aufstieg. Über einen steinigen Pfad schaffen wir uns nach oben. Warmlaufen ist hier nicht, wir sind hier direkt gefordert.
So stoppen wir auch beim ersten Aussichtspunkt, um etwas Luft zu schnappen. Belohnt werden wir mit dem ersten schönen Blick über Cochem. Auch die Reichsburg sehen wir bereits. Innerhalb eines Kilometers geht es von 90 Metern auf 270 Meter. Den Abzweig zum Aussichtspunkt Pinnerkreuz sollte man auf jeden Fall nehmen. Der 360-Blick auf die Mosel, Burgen und Ruine, Ortschaften und Berge ist großartig. Es gibt sogar ein Gipfelkreuz, das nach dem steilen Aufstieg etwas alpines Flair versprüht. Wie schön, dass wir die Aussicht alleine genießen dürfen – bei Sonnenschein und Wind.
Wir laufen nun die Bergstation der Sesselbahn an. Dahinter trennen sich Moselsteig und Seitensprung. Wir halten uns links und laufen über einen schönen Pfad am Steilhang entlang. Zwischendrin rauscht der Wind von hinten an und lässt die Blätter vor uns her flattern – irgendwie mystisch. Passend, dass es hier früher einmal wohl einen Märchenwald gab.
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In Serpentinen geht es nun nach oben, auf die Wakelei. Oben auf dem Felssporn angekommen werden wir mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Wir rasten kurz auf der ersten Bank. Tipp: Keine fünf Minuten später kommt eine Liegebank, also gerne auch die zweite nehmen.
Von dem Plateau-artigen Gelände erhaschen wir einen Blick auf unser nächstes Ziel: Die Ruine der Winneburg. Doch dazu geht es erst einmal nach unten ins Endertbachtal. Der Abstieg macht richtig Spaß. Über Schiefersteine und einen schmalen Pfad geht es steil nach unten. Trittsicherheit sollte man hier mitbringen.
Unten angekommen queren wir die Straße und passieren das Hotel Winneburg. Über einen Forstweg geht es nun langsam ansteigen wieder nach oben. Hier lässt es sich gut laufen. Nach rund zwei Kilometern oben angekommen, nehmen wir den Abstecher zur Ruine. Über eine Holzbrücke gelangen wir in das Innere der Anlage. Die Mauern aus Schiefergestein sind eindrucksvoll. Der 22 Meter hohe Bergfried streckt sich in den blauen Himmel, eine Fahne weht. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen auf einer der Mauern und genießen unsere Brotzeit in der Sonne.
Gut gestärkt machen wir uns wieder auf, sind kurz noch auf einer Ebene unterwegs und steigen dann auf einem schmalen Pfad wieder nach unten ab. Wunderschön ist der Wald hier. Links des Weges fließt ein kleiner Bach. Sonne scheint hier kaum hinzukommen – es ist feucht und Moos wächst. Blicken wir nach oben, sehen wir wieder die Winneburg. Die Ruine sieht auch von hier unten sehr eindrucksvoll aus.
An einem einsamen Häuschen, dem Winzerhaus, trifft der Pfad auf einen Forstweg. Da das Haus bewohnt ist, sorgt das natürlich für Gedankenstoff. Will man hier so abgeschieden leben? Schön anzusehen ist auf dieser Etappe, die erneut stetig aufwärts geht, der kleine Bachlauf. Wild fließt das Wasser am Wegesrand über mehrere Schiefertreppen. Umgefallene Baumstämme und viel Moos umrahmen das Wasser. Wild romantisch. Die Feuchtigkeit zeigt sich auch auf dem Weg. Es ist matschig.
Etwas mühsam ist nun das Stück hoch zur Wilhelmshöhe sowie weiter zum Antoniuskopf, vermutlich, weil es nicht so viel zu entdecken und erleben gibt, wie an anderen Stellen der Tour. Etwas Kurioses begegnet uns dann aber doch: akkurat angelegter Wald. Die Bäume stehen wie in „Reih und Glied“. Was hierfür wohl der Grund ist?
Wir queren eine Straße und kommen aus dem Wald heraus. Der Blick geht nun über Felder und Richtung Hunsrück. Nach kurzer Zeit erreichen wir wieder ein spannendes Wegstück: Auf einem schmalen Pfad geht es entlang, schließlich auch wieder über Schiefergestein. Am Aussichtspunkt Hubertushöhe genießen wir den Blick auf Mosel, Cochem und Reichsburg – und wundern uns (erneut) über die Achterbahn oberhalb des Pinnerkreuzes. Die gehört zum Wild- und Freizeitpark Klotten/Cochem.
Es geht weiter nach unten. Im Tal des Märtscheltbachs queren wir eine Brücke, dann geht es noch einmal kurz nach oben. Schon bald erreichen wir die mittelalterliche Reichsburg, die sich auf dem Bergkegel 100 Meter über der Mosel regelrecht erhebt. Aktuell wegen Corona geschlossen, ist sie auch von außen schön anzuschauen. Im Mittelalter diente das heute prächtige Gebäude als Zollburg. Besonders imposant aus der Ferne wirkt das Christophorus-Mosaik auf dem großen Turm.
An einem Weinberg unterhalb der Reichsburg entlang führt der Weg nun in die Altstadt. Am Markplatz und St. Martin vorbei kommen wir zum Carlfritz-Nicolay-Platz. Von dort aus geht es in kürzester Zeit am Senfmuseum vorbei zurück zum Parkplatz an der Sesselbahn. Nach vier Stunden haben wir unseren Ausgangspunkt wieder erreicht.
Der Seitensprung Cochemer Ritterrunde ist eine wunderschöne Tour und zurecht auch als schwierig auf Outdoor Active kategorisiert. Zwischendurch ist Trittsicherheit gefragt. Bis auf das kurze Mittelstück nach dem Winzerhäuschen gibt es immer etwas Neues zu sehen und zu entdecken.
Wer die Tour vereinfachen möchte, dem bietet sich immer mal wieder die Möglichkeit, den Weg abzukürzen und schon früher Richtung Cochem zu laufen. Die Abzweige sind an der Strecke gut markiert, derzeit allerdings wegen Bauarbeiten nicht möglich. Bereits im Netz hatten wir auf der Seite der Stadt Cochem die entsprechenden Hinweise entdeckt. Auf dem Weg selbst gibt es auch entsprechende Info-Tafeln. Möglich ist dies in der Nähe des Hotels Winneburg, am Winzerhaus sowie in der Nähe der Wilhelmshöhe. Eine weitere Möglichkeit, um ein paar Höhenmeter und Anstrengung zu sparen, ist die Auffahrt zum Pinnerkreuz mit dem Sessellift.