Wandern im Harz: Ottofels und Steinerne Renne
Eine tolle Aussicht gibt es vom Ottofels: Bei guter Sicht blickt man bis zum Brocken. Dazu kommen wir bei dieser Rundwanderung an einer einsamen, aber imposanten Waldgaststätte vorbei, an einem Wasserfall und entdecken Relikte aus der Bergbau-Zeit.
Start der Wanderung ist am Parkplatz des Bahnhofs Steinerne Renne. Achtung, der Parkplatz befindet sich auf der rechten Seite noch bevor man die Gleise überquert. Dahinter ist ein Firmengelände und keine Parkmöglichkeit. Zum Wandern queren wir die die Gleise und gehen aufwärts. Nach kurzer Zeit liegen die Gleise erneut vor uns und wir überschreiten sie noch einmal. Auf der anderen Seite können wir bereits den Weg erkennen. Nur wenige Male am Tag fährt hier ein Zug.
Oberhalb der Gleise verläuft der Wanderweg. Immer mal wieder blicken wir auf die Schienen. Auf dem Weg kommen wir außerdem immer wieder an Relikte der Bergbau-Zeit vorbei: Mal ist es ein geschlossener Schacht, mal eine Lore, mal ein riesiger Steinbrocken auf einem Eisenbahnwagen. Infotafel erklären jeweils mehr dazu.
Wir bleiben auf dem Weg „Rund um den Brocken“, anders als bei der auf Outdoor Active angegebenen Tour, nach der wir uns grob richten. Damit kommen wir im Thumkuhlental von oben und sehen die Eisenbahnbrücke aus einer anderen Perspektive als bei der Tourenbeschreibung angegeben. Nun folgt ein Stück, das eher nicht so schön ist: Es geht stetig aufwärts, der Wald ist auf dieser Etappe ziemlich mitgenommen und es sieht chaotisch aus. Die Hänge sind oft gerodet, Bäume liegen umher oder sind neben dem Weg aufgereiht. Dazu kommt ein starker Regen, sodass wir kurz unter ein paar verbliebenen Baumwipfeln Schutz suchen. An der Hütte der Bergwacht Harz schließlich biegen wir rechts ab, der Ottofels ist von hier aus bereits zu sehen.
Der Weg hoch zum Felsen liegt etwas versteckt. Uns rumpelt außerdem schweres Gerät der Waldarbeiter entgegen. Schnell biegen wir in den naturbelassenen Weg ein und machen uns auf, den 28 Meter hohen Ottofels zu besteigen. Über verschiedene Metallleitern gelangt man nach oben und genießt schon von der Zwischenebene einen schönen Blick auf den Harz. Von ganz oben erkennt Lukas schließlich auch den Brocken.
Als nächstes steuern wir das Waldgasthaus Steinerne Renne an, das bei unserem Besuch geschlossen hat. Das erste Stück hinter dem Ottofels ist ebenfalls geprägt vom gerodeten Bäumen. Übrigens weist ein Schild am Parkplatz darauf hin, dass der Wald in den vergangenen Jahren wegen Trockenheit stark gelitten hat, und man deshalb auf den Wegen bleiben solle. An dem Wegweiser, der auf den steileren Pfad zum Gasthaus hinweist, biegen wir ab. Es beginnt ein schöner, Naturbelassener Weg. Über Stock und Stein geht es abwärts bis wir schließlich am Gasthaus ankommen.
Links neben uns hatten wir bereits den Wasserlauf gehört. Die Steinerne Renne ist ein etwa zweieinhalb Kilometer langer schluchtartiger Talabschnitt des Flusses Holtemme. Das Wasser rauscht über mehrere Rinnen über die Steine. Kleinere Wasserfälle und Stromschnellen sind zu sehen. Über eine Holzbrücke kommt man zu der – bei unserem Besuch geschlossenen – Waldgaststätte. Von eben dieser Brücke aus hat man aber auch einen tollen Blick auf den Wasserlauf und das Tal.
Wir folgen dem Pfad weiter nach unten und laufen rechts der Holtemme ins Tal. Wer etwas weiter laufen möchte, kann über die Renne Klippen und Mönchsbuche zurück zum Bahnhof Steinerne Rinne laufen. Wir wählen auf Grund des Wetters den kürzeren Weg, sehen die Klippen von der anderen Talseite.
Raus kommen wir nun hinter dem Bahnhof. Zu sehen gibt es dort noch einmal ein Überbleibsel der Bergbauzeit. Das kompliziert aussehende Gestell zeigt, wie Granitblöcke zerkleinert wurden. Als nächstes passieren wir das 1899 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk. Errichtet wurde es, um die Granitwerke Steinerne Renne AG mit Strom zu versorgen. Heute wird es nach mehreren Besitzerwechseln als technisches Denkmal betrieben.
Auf dem Gelände des ehemaligen Granitwerks entstand ein dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora unterstellten Außenlager. Auf einer Infotafel erfahren wir, dass zunächst Zwangsarbeiter aus Frankreich, Italien und Belgien hier untergebracht waren. 500 Häftlinge wurden im April 1945 auf einen Todesmarsch nach Leitmeritz (im heutigen Tschechien) geschickt. Auf wenigen Metern befindet sich hier also sehr viel Geschichte.
Wir sind wieder am Ausgangspunkt angekommen. Im Harz gibt es viele spannende Wanderungen, die uns ansprechen. Da wir Inzidenzwert bedingt weniger Tage im Harz sind als geplant und dazu das Wetter nicht das Beste ist, ist für uns klar: Wir müssen wieder kommen.