Radtour an der Schlei: Von Arnis über Lindaunis nach Sieseby
Entspannt Radfahren lässt es sich an der Schlei in Schleswig-Holstein. Auf gut ausgebauten Wegen geht es teils am Wasser entlang, aber auch vorbei an Feldern und durch schöne Orte. Für etwas mehr wie 25 Kilometer brauchen wir eine Stunde und vierzig Minuten.
Wir starten in Sundacker. Von unserem Platz im Camp Langholz sind wir mit dem Bus an den Fähranleger gefahren, die Räder sind auf dem Anhänger drauf. Man könnte auch von Langholz aus zur Schlei radeln, doch das war uns dann doch etwas zu viel. Also stellen wir unseren Bus in Sundacker ab und fahren mit der Fähre rüber nach Arnis.
Arnis ist ein wunderschönes Städtchen. Es wirkt eher wie ein Dorf, doch tatsächlich ist Arnis die kleinste Stadt Deutschlands. Wir fahren mit dem Rad einmal die Querachse entlang und erfreuen uns an den hübschen Häusern. Doch jetzt wollen wir erst einmal los – wir werden später noch einmal her kommen und das Städtchen genauer begutachten.
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Vorbei am Jachthafen geht es nach Grödersby, von da aus immer an der Landstraße entlang an einer Mühle und ein paar Gehöften vorbei nach Lindaunis. Dort gibt es eine interessante Klappbrücke über die Schlei, die von Zügen, Fahrrad- und Autofahrern genutzt wird. Just als wir dort ankommen, fährt eine Regionalbahn über die denkmalgeschützte Brücke. Jede Stunde müssen alle anderen Verkehrsteilnehmer stoppen, damit der Zug die Brücke passieren kann. Der Zeitplan ist fein abgestimmt, denn einmal pro Stunde geht auch der klappbare Teil der Brücke auf, damit Schiffe die Stelle passieren können.
Es ist auf jeden Fall ein kleines Erlebnis, die Brücke zu passieren. Nachdem der Zug Vorfahrt hatte, folgen die Radfahrer. Hinter uns zuckeln LKW und Autos im Schritttempo. Wer das auf diese Art noch erleben will, muss sich beeilen. Gearbeitet wird aktuell an einem Neubau der Brücke, die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant.
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Auf der anderen Seite angekommen geht es ein wenig aufwärts, am Waldrand entlang. Tatsächlich entdecken wir dort auch ein paar Rehe. Die folgende Etappe versammelt auch die meisten der insgesamt 28 Höhenmeter – wir finden die Strecke eher so lala. Schön wird es wieder in Sieseby. Die Besonderheit: Der komplette Ort steht seit 2000 unter Denkmalschutz. So fahren wir langsam an wunderschönen Reetgedeckten Häuschen vorbei. An der Kirche, dem ältesten Bauwerk Siesebys, stoppen wir kurz. Ihre ältesten Bauteile gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Schön ist auch ein im 17. Jahrhundert errichtetes Herrenhaus etwas außerhalb des Ortes, das Gut Bienenbek.
Vorbei an ein paar Feldern, teilweise auch am Wasser entlang kommen wir bald in Winnemark heraus. Wer möchte, kann einen Abstecher nach Karlsburg einlegen. Das Gut hat etwas von einem Schloss. Schließlich erreichen wir wieder den Fähranleger in Sundacker. Wir laden die Räder auf den Anhänger und fahren noch einmal rüber nach Arnis. Statt 1,50 Euro bezahlen wir ohne die Räder nun einen Euro pro Person.
In Arnis steuern wir als erstes ein Café an. Im „Der Arniser“ gibt es neben allerlei Deko auch leckeren selbst gebackenen Kuchen und Kaffee. Wir sitzen an Bistrotischen an der Langen Straße und lesen dabei etwas über die Geschichte des Ortes: Die „Stadt“ wurde 1667 gegründet. 65 Familien aus dem nahegelegenen Kappeln gründeten den Ort auf der damals unbewohnten Insel in der Schlei aus Protest gegen den deutsch-dänischen Gutsherr Detlef von Rumohr. Er wollte die Bewohner Kappelns in die Leibeigenschaft zwingen. Noch heute gelten die Arniser als Menschen, die sich nicht mit Entscheidungen der Oberen zufrieden geben. Manche bezeichnen sie als dickköpfig und Streitlustig. So erfahren wir beispielsweise, dass Entscheidungen der Stadtoberen gerne auch in Frage gestellt und so lange diskutiert werden, bis sie dann doch nicht (immer) umgesetzt werden.
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Noch heute kann man die Grundstruktur aus der Anfangszeit gut nachvollziehen: Die Lange Straße führte schon damals von einer Seite des Ortes zur anderen. Die Grundstücke wurden gleichmässig aufgeteilt – schmal und lang sind die Gärten hinter den Häusern. Spaziert man an der Schlei entlang, kann man dies noch gut erkennen.
Wir schlendern die Lange Gasse entlang, vorbei an alten Fischerhäuschen mit Klönbänken und Stockrosen. Die Straße ist gesäumt von Linden. Angekommen am Friedhof, besichtigen wir die Kirche. Es lohnt sich auf jeden Fall der Blick ins Innere. Im Kirchenraum hängen Schiffsmodelle, der Altarraum ist ganz in weiß gehalten.
Über den Strandweg laufen wir zurück zum Fähranleger. Vorbei geht es dabei an vielen Schiffen und einer Werft. Insgesamt drei Stück gibt es in Arnis. Hier stört sich keiner dran, wenn man einen Blick in die Halle wirft – die Stimmung ist sehr entspannt. Auf die Fähre müssen wir nicht lange warten. Sie fährt sehr regelmäßig und so sind wir bald wieder zurück an unserem Bus und fahren zurück auf unseren Campingplatz.