E5: Von Oberstdorf über Kemptner Hütte nach Madau
Jetzt geht sie endlich los: unsere E5-Wanderung von Oberstdorf/Spielmannsau nach Meran. Das frühe Aufstehen macht gar nichts aus, die Vorfreude ist groß und so laufen wir von unserer Unterkunft, dem Gästehaus Immenhof, zum etwa zehn Minuten entfernten Busbahnhof. Just beim Loslaufen fängt es an zu regnen, schließlich so stark, dass wir unter einem Carport stoppen und den Regenschutz über die Rucksäcke ziehen. Das fängt ja gut an, denken wir, und gehen weiter zum Bäcker für einen heißen Kaffee und belegte Brote zum Frühstück. In unserer Unterkunft fängt die Frühstückszeit erst später an.
Am Busbahnhof sind wir so früh, dass wir auf einer Bank noch entsannt frühstücken können. Um 7.45 Uhr startet der Bus nach Spielmannsau. Wir hatten zuerst überlegt, am am Abend noch dorthin zu fahren, doch den letzten Bus hätten wir nicht mehr bekommen und auf eine Taxifahrt hatten wir keine Lust. So ist es also die Übernachtung in Oberstdorf geworden und der erste Bus am Morgen.
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Mit uns sind nur zwei Pärchen im Mini-Bus, der kurze Zeit später in Spielmannsau ankommt. Dort ziehen wir die Regenjacken an, machen das obligatorischere Startfoto und laufen um 8.10 Uhr los. Ein paar Minuten später kommt die Sennalpe Oberau. Der Hof mit Verpflegngsmöglichkeit sieht richtig einladend aus, hat allerdings noch zu. Die erste Frühstücks-Pause nach fünf Minuten wäre auch etwas übertrieben. Dennoch nehmen wir die offenen Toiletten noch einmal in Anspruch.
Es läuft sich gut an, der Rucksack ruckelt sich auf dem Rücken gut zurecht. Kurz hinter der Sennalpe wartet ein kurzer, recht steiler Anstieg auf uns, dann erreichen wir die Materialseilbahn der Kemptner Hütte auf 1986 Meter. Von hier aus sollen es laut Wegweiser 2 Stunden 45 Minuten hoch zur Hütte sein.
Wir folgen dem Pfad rechts entlang in einen Wald. Oberhalb der Trettach verläuft nun der Weg, oft durch den Wald. Wegen des trüben Wetters ist es recht dunkel im Wald. Durch den stetigen Aufstieg wird es unter den Regenjacken warm. Da es zwischenzeitlich aufgehört hat zu regnen und man im Wald sowieso geschützter läuft, ziehen wir die Regenjacken aus. Just als wir sie um Rucksack verstaut haben, fängt es wieder an zu regnen. Und es wird beim Aufstieg auch nicht mehr aufhören.
So ziehen wir die Jacken also irgendwann wieder an – es ist doch zu nass. Als es aus dem Wald wieder herausgeht, bleiben wir noch kurz im Schutz der Bäume stehen. Es macht gerade richtig runter. Doch nach fünf Minuten warten, denken wir: Es hilft ja nichts, weiter geht es. Die ersten Wanderer kommen uns inzwischen auch entgehen. Sie sind am Morgen auf der Kemptner Hütte gestartet.
Über eine schmale Holzbrücke queren wir den Sperrbach auf 1250 Metern. In Kehren geht es nun für etwa eine halbe Stunde steil aufwärts. Das Wasser kommt von allen Seiten, braun fließt es schnell den Berg herunter. Wir sehen den ersten schwarzen Salamander, der sich in den „Fluten“ fast selbst ertränkt. Spannend wird es, als wir an ein paar Stellen über den nassen Felsen kraxeln müssen.
Am Ende des Anstiegs erreichen wir den Knie auf 1370 Meter. Wir nehmen den kurzen Abstecher zu einem Rastplatz, auf dem ein Marien-Schrein steht. Um wenigstens kurz im Trockenen zu stehen und in Ruhe etwas zu trinken, zwängen wir uns in den Schrein rein.
Anschließend geht es kurz bergab, um dann erneut über eine Holzbrücke den Sperrbach zu queren. Nun geht es stetig aufwärts, rein in den Sperrbachtobel, der als wildeste Lawinenschlucht des Allgäus gilt. Die folgende Strecke ist interessant zu gehen und so geht die Zeit schnell um und die Höhenmeter purzeln regelrecht. Klettersteigähnlich wird es zwischenzeitlich, wenn wir uns an der Drahtsicherung an der glatten Felswand entlang arbeiten. Mehrmals müssen wir über Bäche. Einmal kommt ein Wasserfall von links, an dem wir uns vorbei drücken und damit von allen Seiten nass werden.
Wir erreichen den Talkessel. Der Blick zurück ins Tal ist toll: wild sieht es aus, die Wolken hängen tief. Rechts und links von uns sind Wiesen, dazwischen der steinige Weg. Wir schauen auf die Uhr: 600 Höhenmeter, kurze Zeit später haben wir die 700. Dann sehen wir zuerst die Pfeiler der Materialseilbahn, schließlich dann die Kemptner Hütte. Der Weg aufwärts in mehreren Kehren ist dann doch nochmal steil.
Auf 1844 Metern liegt die Kemptner Hütte. Die Terrasse ist aufgrund des ungemütlichen Wetters geschlossen. So gehen wir in den offen stehenden Umkleideraum. Hier müssen wir die Schuhe ausziehen, um in den Gastraum rein zu dürfen. Crogs stehen für die Gäste bereit. Wir sind durchweicht bis auf die Unterwäsche. Wenigstens ein trockenes Oberteil ziehen wir uns an, T-Shirts und Regenjacken landen im Trockenraum. Vielleicht trocknen sie ja an…
In der Hütte wärmen wir uns mit einer Flädle- bzw. Maultaschensuppe und einem Kaffee auf. Für den Flüßigkeitshaushalt gibt es außerdem ein Ski-Wasser. Die Trinkflaschen werden auch noch einmal gefüllt. Halbwegs aufgewärmt starten wir in den zweiten Teil unserer Etappe. In das nasse T-Shirt können wir uns ehrlich gesagt nich überwinden. Im Trockenraum haben unsere Klamotten tatsächlich auch ein paar Waserlachen hinterlassen.
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Also wird die Regenjacke über das (noch) trockene, frische Oberteil gezogen. Rein in die Schuhe und weiter geht es, natürlich aufwärts. Kaum sind wir losgelaufen, fängt es wieder an zu regnen, schnell ist das frische Oberteil wieder nass. Das Wasser läuft schon bald an der Innenseite der Hose entlang. Unangenehm, aber da müssen wir an diesem Tag durch.
Stetig ansteigend laufen wir nun hoch zum Mädelejoch, dem tiefsten Punkt zwischen Kratzer (2427 Meter) und Muttlerkopf (2366 Meter). Auf 1974 Metern passieren wir die Deutsch-Österreichische Grenze und damit das Mädelejoch. Ein Beweisfotos und weiter geht es. Der felsige Abstieg steht an und so kommen nun das erste Mal die Stöcke zum Einsatz.
Der Weg ist wunderschön zu laufen. Der Dauerregen hört nun auf, auch wenn wir zwischendurch immer mal wieder Regenschauer haben. Schließlich erreichen wir die Baumgrenze und einen Schotterweg, auf dem es in Kehren abwärts zur Unteren Roßgumpenalm geht. Wer möchte, kann hier einkehren. Wir lassen sie aus und nehmen stattdessen einen schmalen Pfad zu ihrem „Hauswasserfall“, dem Roßgumpenwasserfall. Der kurze Abstecher lohnt sich, das klare Wasser ist toll anzuschauen.
Auf einem breiten Fahrweg laufen wir nun Richtung Café Uta. Links von uns töst der Höhenbach. Die Blicke darauf sind immer wieder schön. Immer mal wieder gilt es kleine Bäche zu queren. Oft gibt es Brücken drüber – da das Wasser aktuell niedrig ist, läuft es sich auch gut durch. Ein paar Kühe haben es sich auf dem Weg bequem gemacht und belagern regelrecht eine Holzbank. Wir sind sowieso gerade gut in Tritt und gehen weiter.
Am Café Uta entscheiden wir uns dafür, rechts zum Simms-Wasserfall zu gehen und damit den Hauptweg nach Holzgau zu nehmen. Alternativ ist es möglich, über Österreichs längste Hängebrücke zu laufen, oder mit dem Lechweg Holzgau zu umgehen.
Der Wasserfall musste übrigens wiederbelebt werden, wie wir im Rother Wanderführer nachlesen können. Der britische Großindustrielle Frederick R. Simms ließ um 1900 eine Steinbarriere sprengen, die der Höhenbach über Jahrhunderte selbst geschaffen hatte. Erst seitdem fällt der Holzbach wieder über eindrucksvolle Felsen nach unten. Mittlerweile gibt es an der Stelle auch einen spannend-aussehenden Klettersteig. Rutschig ist der Weg am Wasserfall vorbei, obwohl in den teils-betonierten Weg Rillen eingelassen wurden. Wir vermuten, damit man auch im Winter noch hoch kommt zum Café Uta.
Durch das tiefe, dunkle Höhenbachtal verläuft nun der Weg. Links neben uns rauscht der Fluß. Mehrmals passieren wir ihn. Auch unter der Hängebrücke laufen wir hindurch. Schließlich erreichen wir das Wasserwerk von Holzgau. Das Dach der Hütte dahinter ist komplett zerstört. Hier müssen bei einem Unwetter einige Bäume umgekippt sein.
Holzgau ist nun in Sicht, wir sehen den Kirchturm, kurz danach zwei rote Bänke neben einem Marienschrein. Von hier fährt der Shuttleservice Feuerstein nach Madau bzw. zur Materialseilbahn der Memminger Hütte (Kosten für 2 Personen: 30 Euro). Wir haben den Shuttle um 14.30 Uhr just verpasst. Der nächste fährt um 16.15 Uhr. So machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Supermarkt, um Landjäger und Gipfelschnaps zu besorgen, den wir tatsächlich vergessen haben. Danach breiten wir uns auf den beiden Bänken aus. Die nassen Klamotten (wir haben zwischenzeitlich die nassen Oberteile ausgezogen) dürfen schon einmal antrocknen.
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Kurz vor 16 Uhr kommt bereits der Minibus an. Wir steigen ein, kurze Zeit später startet eine rasante Fahrt durchs Tal nach Bach. Nach Madau hoch geht es über einen engen Weg. Am Abzweig zum Gasthof Hermine werden wir rausgeworfen. Knapp zehn Minuten später sind wir bei unserem Nachtquartier angekommen. Etappe eins ist geschafft.
Varianten:
Wir sind in Spielmannsau gestartet, natürlich ist es aber auch möglich, direkt in Oberstdorf loszulaufen. Das bietet sich vor allem dann an, wenn man auf der Kemptner Hütte übernachtet. Nach Spielmannsau sind es von Oberstdorf etwa zehn Kilometer und zwei Stunden mit moderatem Anstieg. Perfekt geeignet also zum Einlaufen.
Ab Holzgau erreicht man den Berggasthof Hermine natürlich auch zu Fuß. Denkbar ist dies über den bereits genannten Lechtaler Weg. Der Höhenweg Hermine dagegen ist laut E5-Führer für Geübte ausgeschildert, weil er über steile Wege und Geröllfelder führt.
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