Übernachten auf dem E5: Obergamphof in Vernagt
Zu Fuß

Übernachten auf dem E5: Obergamphof in Vernagt

Am Ende unserer E5-Etappe von Vent nach Vernagt begrüßen uns Hühner und Kühe auf dem Obergamphof der Familie Götsch. Wir verbringen in Vernagt eine Nacht auf dem Bauernhof.

Als wir ankommen, entdecken wir die Tiere, aber keinen Menschen. An der Tür hängt ein Schild, dass man ab 16 Uhr die Zimmer beziehen kann. Wir sind etwas früher da und lassen uns daher auf der Bank vor dem Haus nieder. Kurze Zeit später kommt ein weißes Auto an. Die Schwiegertochter des Hauses steigt aus und begrüßt uns. Sie wundert sich, dass wir trotz Schild nicht reingegangen sind: „Das ist nur im Sommer wichtig, weil wir da alle arbeiten sind, aber heute sollte jemand da sein. Ihr hättet ruhig klingeln können.“

Schnell führt uns die Frau ins Haus und in unser Zimmer. Es ist etwas in die Jahre gekommen, aber die Aussicht auf die Berge ist toll. Im Zimmer selbst gibt es ein Waschbecken. Toilette und Dusche befinden sich auf dem Flur. Wir sind die einzigen Gäste, müssen uns also auch das nicht teilen. Übrigens kostet die Übernachtung pro Zimmer inklusive Frühstück bei unserem Besuch 60 Euro.

Nach einer Dusche laufen wir in den Ort auf der Suche nach etwas zu Essen. Wir sind noch etwas früh dran – Abendessen gibt es in dem einen Hotel-Restaurant erst ab 18 Uhr, in dem anderen ab 18.30 Uhr. In der Sea-Lake-Bar kurz hinter der Kirche gönnen wir uns mit Blick auf den See einen Sundowner, um die Zeit zu überbrücken. Im Hotel Edelweiß gegenüber essen wir schließlich zu Abend.

Als wir eintreten, wissen wir ehrlich gesagt nicht, was in dem Restaurant des Vier-Sterne-Hotels auf uns zukommt. Aber da Vernagt kein allzu großes Angebot hat und wir richtig Hunger haben, entscheiden wir uns pragmatisch für das erste, was aufmacht. Wir werden es nicht bereuen! Das Essen ist fantastisch! Wir entscheiden uns für zwei Lamm-Gerichte – einmal mit Pasta, einmal mit Knödel. Nach dem Almabtrieb aus Österreich ist nun Saison für Lamm. Zum Nachtisch gönnen wir uns Tiramisu und Apfelstrudel. Dazu trinken wir beide je ein Viertel Wein, dazu Wasser.

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Als wir die Rechnung bekommen, sind wir positiv überrascht: Keine 60 Euro zahlen wir für Essen und Getränke. Wir hätten mit deutlich mehr gerechnet für diese Köstlichkeiten. Nette Geschichte vom Bezahlen: Da die Hotelgäste alle in einem anderen Bereich essen, sind zum Zeitpunkt, als wir bezahlen wollen, keine der beiden jüngeren Servicekräfte im Raum. Die Senior-Chefin hält die Stellung, kennt sich mit dem EC-Kartenlesegerät aber nicht aus. Lukas führt sie durch den Bezahlprozess. Die Dame des Hauses ist begeistert: „Das war ein sehr netter Besuch von Ihnen. Kommen Sie bald wieder!“

Am nächsten Morgen sind wir begeistert vom Licht der aufgehenden Sonne auf den gegenüberliegenden Bergen. Es ist spannend, beim Frühstück durch die Hof-Vorstellung zu blättern, mehr zur Geschichte der Familie und ihrer Aufgabenaufteilung zu lesen und ihre Abstammung vom Tiroler Uradel zu erkunden. Der Hof wurde 1343 das erste Mal urkundlich erwähnt. Durch den Stauseebau hat der Obergamphof viel Land verloren und musste außerhalb des Staudamms neu errichtet werden. Die Staumauer ist nur wenige Meter entfernt.

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Wie wir in der Hof-Dokumentation nachlesen können, wurde am 25. November 1985 die Erbhof-Urkunde an Anna Gorfer verliehen. Die Auszeichnung als Erbhof erhält man, wenn der Hof seit mindestens 200 Jahren innerhalb der selben Familie in gerader Linie oder in der Seitenlinie bis zum zweiten Grad übertragen wurde. Auch müssen die Eigentümer den Hof selbst bewohnen und bewirtschaften.

Beim Frühstück werden übrigens viele Produkte vom Hof serviert. Die Senior-Chefin kümmert sich am Morgen um die Gäste und versorgt uns mit ein paar netten Geschichten. Beim Abschied ist sie verwundert, dass wir keinen Schlüssel zum Zimmer hatten. Den hatte ihre Schwiegertochter am Vortag vergessen uns zu geben. Wir hatten aber auch nicht nachgefragt – unsere schwitzige Wanderkleidung kommt schon nicht weg, so unser Gedanke. Mit den Worten „Nun könnt ihr ja nach Meran auslaufen“ werden wir in unsere nächste E5-Etappe verabschiedet. Auslaufen und 1000 Höhenmeter passen zwar nicht so ganz zusammen, aber der Abschiedsgruß der netten Bauersfrau ist einfach herzlich. Kurz unterhalb des Hofes fährt der Bus nach Katharinenberg ab (stündlich, immer 16 nach der vollen Stunde).

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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