Wandern in Albanien: Von Rilindja über Kukaj zu Almen und Gipfel unterhalb Bregu i Prethit
Wir wollen im Valbona-Tal unbedingt eine größere Wanderung machen. Die Landschaft fasziniert uns. Es gibt die Möglichkeit, am Ende des Tals nach Theth aufzusteigen. Allerdings liegt unterwegs noch Schnee, sodass die Tour nur mit Wanderführer machbar ist. Insgesamt sind alle Gipfel Ende Mai noch nicht möglich. Im Berghotel Rilindja werden wir gut beraten und landen schließlich bei einer Tagestour, die von Valbona-Dorf über Kukaj zu den Almen und Aussichtspunkten unterhalb der Bregu i Prethit führt.
Von Rilindja laufen wir an der Straße entlang nach Valbona-Dorf. Das sind etwa 2,4 Kilometer. Wir brauchen dazu eine knappe halbe Stunde. Am Schild Maja e Kollates queren wir die Brücke, halten uns allerdings nicht wie eigentlich angegeben rechts. Wir laufen links entlang und oberhalb des Valbona-Flusses zum Eintritt Maja e Rosit.
Am Ende wollen wir an dem Schild Maja e Kollates wieder rauskommen, doch im Berghotel wurde uns empfohlen, die Tour im Uhrzeigersinn zu laufen – da habe man die bessere Aussicht aufs Tal. Möglich ist es auch, an der Straße entlang zum Ausgangspunkt Maja e Rosit zu laufen, doch auch wenn nicht viel Verkehr ist, suchen wir uns den Weg auf der anderen Seite des Flussufers.
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Kurz hinter Maja e Rosit müssen wir auch ganz schon suchen, wo es lang geht. Die Markierungen sind nicht so recht zu finden, auf zwei Wegweisern ist die Schrift nicht mehr zu erkennen. Aber die Mischung aus MapsMe und Foto von der Wanderkarte helfen uns, den richtigen Weg zu finden.
Oberhalb eines Hauses geht es rein in den Wald und immer Bergauf. Ein rauschender Bach begleitet uns immer wieder. Wir kommen schließlich an den Gehöften von Kukay an, queren über ein Holzbrett den Fluss und suchen erneut nach Wegmarkierungen. Eine Wandergruppe mit Deutschen und Wanderführer weist uns die Richtung. Vorbei an ein paar Hühnern und an einem Pferd queren wir erneut den Fluss. Wir passieren drei Landwirte, die mit einem Pferd ihr Feld pflügen.
Hinter dem Gehöft suchen wir erneut ein wenig nach dem Weg. Der richtige ist der, der nicht so gut zu erkennen ist, weil es einfach Bergauf über die Almwiese geht. Dank MapsMe finden wir den richtigen Einstieg und entdecken schon bald wieder die Markierungen.
Ab jetzt geht es stetig steil bergauf – und das eine ganz schöne Zeit. Wir kommen ganz schön ins Schwitzen beim Aufwärtsschrauben in der knallen Sonne. Pausen kann man aber guten Gewissens einlegen – die Aussicht ist immer wieder fantastisch.
Nach gut zwei Stunden erreichen wir den ersten Aussichtspunkt, der gleichzeitig ein Vorgipfel der Bregu i Prethit sind. Neben leicht steinigem Untergrund wachsen jede Menge Blumen hier. Es ist einfach nur toll. Wir lassen uns zu einer Mittagsrast nieder und genießen das Panorama.
Nach der Pause spielt leider Jules Fuß nicht so richtig mit. Er tut wahnsinnig weh und Auftreten ist kaum möglich. Die nächsten zwei Stunden ist Humpeln angesagt. Ein Stock stützt ein wenig. Schon bald überholt uns eine Vierergruppe Holländer, mit der wir uns bei der Rast schon kurz unterhalten hatten – sie kamen, als wir gingen. Die sehr nette Niederländerin gibt ihre Wanderstöcke Jule – wir sollten sie einfach im Restaurant Rilindja abgeben. Sie würden sie dann abholen. Das ist die Rettung des Tages! Der Fuß schmerzt zwar immer noch heftig, aber mit den Stöcken ist das schwierige Gelände besser zu bewältigen.
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Wir bewegen uns langsam durch eine Art Wald zu einer nächsten Almwiese. Von da an geht es vor allem abwärts über viele Steine und einen sehr schmalen Pfad. Nach zwei Stunden Quälerei hört auf einem Stück Waldboden plötzlich der Fuß auf so heftig zu schmerzen. Irgendwas muss sich wieder eingerenkt haben oder ein lang andauernder Krampf ist zu Ende – was auch immer, das Laufen geht nun einfacher, auch wenn die anstrengende Belastung der vergangenen zwei Stunden zu spüren ist.
Dass wir nun wieder etwas schneller vorwärts kommen, ist gut. Es braut sich ein Gewitter zusammen. Wir hören bereits die Donner und sehen die dunklen Wolken. Schließlich fängt es auch zu regnen an, dickte Tropfen, aber doch nicht zu viele. Wir haben Glück, das Gewitter hängt in den gegenüber liegenden Bergen.
Wir nehmen die Fuhrt unterhalb der Gronau Shkrele Richtung Eingang zu Maja e Kollates. Es wäre auch denkbar, von hier aus Richtung Mühle zu laufen. Doch angesichts Wetter und Fuß streben wir an, schneller auf der Talstraße zu sein. Tatsächlich geht das letztere Stück über einem steinigem breitem Weg. Wir vermuten, das liegt an dem Funkmasten, den wir just passiert hatten.
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Kurze Zeit später kommen wir an der Talstraße an und stoppen kurz. Da kommt die Wandergruppe ums Eck, auf die wir bei Kukay getroffen waren. Sie hätten uns beobachtet, wie wir weit oberhalb von ihnen die Tour gelaufen seien und wären davon sehr beeindruckt. Das hätten sie sich nicht zugetraut. Einer der Männer ist so begeistert, dass er uns mit Handschlag gratuliert. Angesichts dessen, dass wir die Tour zwar richtig schön, aber nicht als unsere persönliche Glanzleistung beim Vorwärtskommen kategorisieren, ein schöner Motivationsschub und auf jeden Fall eine Geschichte, an die wir immer wieder zurückdenken werden. Achja, die Wanderstöcke haben ihre Besitzerin auch wiedergefunden. Wir haben die Gruppe am Abend beim Essen getroffen und konnten noch einmal persönlich Danke sagen.
Für die 15 Kilometer mit 863 Meter nach oben (und natürlich wieder runter) haben wir fünfeinhalb Stunden gebraucht. Wir vermuten, dass wir das unter normalen Umständen auch in vier bis viereinhalb Stunden geschafft hätten (reine Gehzeit).