Wandern in Slowenien: Soča-Tal
Von Bled aus fahren wir in den westlichen Triglav-Nationalpark. Über Jesenice und Kranjska Gora (Kronau) führt die Straße, wir passieren den Vrsic-Pass und landen in Trenta. Im traumhaften Soča-Tal verbringen wir zwei Nächte und erleben die faszinierende Landschaft wandernd.
Auf der Autobahn sind wir nur kurz unterwegs. Bei Jesenice verlassen wir sie und fahren auf einer gut ausgebauten Landstraße durch einige, ländlich geprägte Weiler. Auf den Wiesen stehen einige Kozolec-Holzgebilde, auf denen das Heu getrocknet wird.
Beim aus dem Wintersport bekannten Dorf Kranjska Gora biegen wir Richtung Bergmassiv ab. Man kann sich kaum vorstellen, dass in diesem gemütlichen Milchbauerndorf der Ski-Weltcup im Slalom ausgerichtet wird. In der Nähe bei Planica gibt es eine der höchsten Skisprung-Schanzen der Welt.
Bald sind wir auf der Straße hoch zum Vrsic-Pass. Die spektakuläre Bergstraße führt in atemraubenden Kurven auf den Bergsattel auf 1611 Meter – und wieder runter. Die Kurven sind eng, auf dem Weg hoch auch nicht immer im besten Zustand. Ab und an ist die Straße etwas abgesackt. Viele Radfahrer versuchen sich an der Bergetappe. Spannend wird es, als uns ein Laster mit Anhänger und Gerät für eine Baustelle entgegen kommt. Doch der Fahrer meistert die Passagen gut und wir staunen ein wenig.
Die Pass-Straße folgt einem alten Hirtenweg, der im Ersten Weltkrieg ausgebaut wurde. Das Soča-Tal war Schauplatz der drei Jahre andauernden Schlachten zwischen den italienischen und österreichisch-ungarischen Truppen an der Isonzo-Front im Ersten Weltkrieg. Rund 13.000 russische Kriegsgefangene bauten die Straße aus, viele starben bei der Zwangsarbeit. Eine Lawine überrollte im März 1916 ein Lager und tötete 300 Arbeiter. Eine Russische Kappelle (bei Serpentine acht) gedenkt an die Opfer. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte – an denen Infotafeln an die Geschichte erinnern oder aber an den Botaniker Dr. Julius Kugy, der die Flora in der Region erforschte (Denkmal an Serpentine 48).
Den Pass zu fahren, macht richtig Spaß. Rund 50 Kehrtwenden mit 180-Grad-Serpentinen gilt es zu bewältigen, dazu viele kleinere Kurven. Der Ausblick dabei ist fantastisch.
Wir erreichen das Tal und damit Trenta. Das Hirten- und Holzfällerdorf zieht sich über mehrere Kilometer an der Straße entlang. Der Ortskern ist winzig: Ein Supermarkt, ein Restaurant und ein Info-Center, dazu ein paar Häuschen. Doch der Laden hat alles, was man braucht: Brot, ein paar Kühlwaren, Lebensmittel in Gläsern und Dosen, etwas Obst und Gemüse, Getränke und Eis.
Sloweniens einziger alpiner botanischer Garten, das Alpinum Juliana, passieren wir. Etwa ein Kilometer hinter dem Ortskern kommt das Triglav Camp, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen. Naturnah, mit fantastischem Blick auf die Berge, der Soča-Fluss ganz nah – auch wenn der Platz gut gefüllt ist, er gefällt uns richtig gut.
Sobald das Zelt steht, der Bus positioniert und das „Lager“ für die nächsten zwei Nächte aufgebaut ist, machen wir uns auf den Weg zur Soča-Quelle (Izvir Soče). An der Serpentine 49 (es sind alle nummeriert und damit nicht zu verfehlen) zweigt eine Piste ab. Wir fahren bis zu einem Parkplatz und laufen die Straße noch ein Stückchen weiter bis zu einer Hütte. Von dort aus geht der Wanderweg zur Soča-Quelle. Er führt etwa eineinhalb Kilometer am Fluss entlang und endet an einem großen Felsen. Die Quelle sieht man von dort noch nicht so recht, die Aussicht auf das blau-schimmernde Wasser und das herrliche Bergpanorama ist dennoch großartig. Wir verfallen in einen regelrechten Foto-Wahn.
Ein Stückchen zurück entdecken wir ein Schild, das den Weg zur Quelle weist – mit dem Hinweis, dass ab hier eine gute Kondition erforderlich sei und der Weg nicht für Kindern und Ältere geeignet ist. Wir sind gespannt. Und bald sehr begeistert: Der Weg macht richtig Spaß. Er ist herausfordernd, geht steil nach oben, hat hier und da Kletterpassagen. Ein paar Tritte und ein Stahlseil sollen den Wanderern Unterstützung sein. Das letzte Stückchen hat es dann an sich, in anderen Regionen würde das als Klettersteig durchgehen. Ein Stahlseil führt an der Felswand entlang, der Tritt ist nur sehr schmal. Für kleinere Menschen sorgen die an manchen Stellen weit voneinander entfernten Felssprünge zu regelrechten Dehnübungen, an einer Stelle auch zu leichtem Überhang – wir sind begeistert (trotz Jules leichter Höhenangst).
Schließlich erreichen wir die Siphonquelle. Unterirdisch steigt das Wasser in die Höhle. Das Wasser ist tiefblau und klar, der Boden nicht zu erkennen. Wenige Meter hinter uns stürzt das Wasser in die Tiefe. Es ist hier oben nicht so viel los, also lassen wir den Eindruck auf uns wirken und genießen ein paar ruhige Minuten, bevor wir wieder absteigen.
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Nach der kurzen, knapp einstündigen Tour packt uns die Wanderlust. Am liebsten würde wir gleich die nächste in Angriff nehmen. Im Rother Wanderbuch Slowenien gibt es viele Anregungen. Doch der Tag ist schon etwas fortgeschritten, und so fahren wir noch einmal hoch auf den Vrsic-Pass, auf dem es eine zweistündige Rundwanderung gibt. Das würde noch gut passen, meinen wir. Als wir oben ankommen, fängt es an zu regnen. Damit fällt auch unsere Mini-Tour ins Wasser, denn auf den Felsen ist es bei Nässe eher rutschig. Also stoppen wir auf dem Weg runter an allen Aussichtspunkten, stromern dort ein wenig rum und erfahren mehr zur Geschichte der Passstraße. In Trenta entdecken wir außerdem das Angebot im Mini-Supermarkt, ein kleines Erlebnis, denn in dem kleinen Raum gibt es wirklich alles, was Camper benötigen. Sogar mehrere Sorten Strudel. Wir wählen drei aus und lassen so den Nachmittag ausklingen.
Am nächsten Tag laufen wir den Soča-Weg, der rund 20 Kilometer dem Lauf des Flusses folgt. Start ist unterhalb der Quelle, Endpunkt ist die Stadt Bovec. Doch man kann an vielen Stellen ein- und wieder aussteigen. Immer wieder gibt es Abzweige zur Straße, mit Parkplätzen und Bushaltestellen (Den aktuellen Busplan gibt es zum Beispiel im Infocenter in Trenta). Dass macht es leicht, die Strecke auch mit Baby im Tragetuch zu laufen, sodass Lena mit Kiran gut mitkommen kann.
Dass die Soča als schönster Fluss der Alpen gilt, können wir während dieser Tour sehr gut nachvollziehen: Das kristallklare Wasser, dass an vielen Stellen smaragdgrün oder im tiefsten blau schimmert, zieht unseren Blick immer wieder an. Die Landschaft drum herum – Wälder, Wiesen, Berge – ist richtig idyllisch. Die Hängebrücken wirken oft abenteuerlich.
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Wir steigen direkt bei unserem Campingplatz ein und laufen erst einmal durch ein Waldstück über knorrige Wurzeln. Zwischen den Bäumen erhaschen wir immer wieder einen Blick auf den ruhig dahinfließenden Fluss, der in weiße, Kieselfömige Steine eingebettet ist. Weiter geht es durch ein Gatter. Ein Schild weist uns darauf hin, es sorgfältig zu schließen. Schafe würden in diesem Gebiet weiden und sollen natürlich nicht abhauen. Eine Infotafel erklärt, dass 1993 riesige Felsblöcke knapp das Bauernhaus Plajer verfehlt haben.
Weiter geht es über eine Passage mit rutschigen Felsen. Ein Seil sichert den Weg, wird aber nicht unbedingt benötigt. Der Boden ist noch nass von der Nacht. Im Wald ist es trotzt steigender Temperaturen noch angenehm kühl.
Immer wieder passieren wir Stellen, an denen wir direkt an den Fluss können. Arme rein, etwas Wasser in den Nacken – sehr erfrischend. Unsere beiden Pausen machten wir auch direkt am Ufer. Schuhe aus und Füße rein ins kalte Nass – brrrrr, kaum auszuhalten.
Schließlich erreichen wir den Abschnitt, in dem das Wasser sich seinen Weg bannt zwischen Felsen und regelrecht Schluchten hinunterfällt. Zu Beginn der Mala Korita (kleine Schlucht) finden wir einen schönen Rastplatz direkt am Wasser. Wir klettern ein paar Meter unterhalb des Weges und schauen fasziniert den Wassermassen zu, die sich durch die enge Stelle zwängen und dann die Felsen herunterstürzen.
Nur wenige Meter weiter fließt die Soča wieder ruhig, doch kurz nach dem Ort Soča bannt sich der Fluß wieder durch eine Schlucht. Bei Velika Korita (Große Schlucht) fällt die Soča auf einer Länge von 750 Metern bis zu 15 Metern. Viele Menschen sind hier, um das Spektakel zu begutachten, aber auch, um mit Neoprenanzügen ins Wasser zu springen und sich auf Gummireifen von der Strömung treiben zu lassen. Wir haben riesiges Glück und erwischen ohne große Wartezeit von hier aus einen Bus zurück zum Zeltplatz (1,80 Euro pro Person).
Zum Regenerieren nach der Wanderung werfen wir uns zurück auf dem Campingplatz in unsere Badeklamotten und haben fest vor, ins kalte Wasser der Soča zu springen. Lukas schafft es tatsächlich komplett, Jule genügt der Mini-Sekunden-Sitz im Eiswasser. Mehr ist einfach nicht drin….
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