Wandern an der Mosel: Zwei-Burgen-Rundwanderweg ab Zell
Abwechslungsreich ist diese Rundwanderung ab Zell: Durch die Weinberge und Wald geht es oberhalb der Mosel zur Burg Arras und der Marienburg. Toll sind dabei schmale Pfade und der Uhusteig mit Partien, die an einen Klettersteig erinnern. Zum Einkehren gibt es mehrere Möglichkeiten und das ist gut: Denn es braucht etwas Kondition für diese 21,6 Kilometer lange Tour. An einem warmen Sommertag bieten sich daher die Pausen-Stopps sehr gut an.
Unser Auto stellen wir in Zell in der Brandenburger Straße in der Nähe der Aral-Tankstelle ab. Im Ortskern gibt es weitere Parkplätze, doch die sind kostenpflichtig. Hier können wir frei stehen, auch wenn wir zum offiziellen Startpunkt damit noch einmal etwa einen Kilometer laufen. Zell als Ort lohnt sich: Wir gehen auf einem Weg oberhalb des Mosel-Ufers vorbei an hübschen Häusern auf einer schön angelegten Promenade entlang. Die ersten Tische und Stühle stehen bereits draußen – hier lässt sich gut zu einem Gläschen Moselwein einkehren.
Über die Fußgängerbrücke queren wir die Mosel und landen in Kaimt – mit schönen Blick auf Zell. Über den Friedhof kommen wir zur Bundesstraße, laufen nur wenige Meter an dieser entlang (gut ausgebauter Radweg) und folgen denn der Beschilderung zum Bildstock Barl. Durch die Weinberge geht es ordentlich aufwärts über Schiefergestein. Innerhalb eines Kilometers sind wir auf 150 Höhenmeter.
Es folgt eine Etappe, die eher Standard ist: Durch die Weinberge laufen wir über einen breit geschotterten Weg – ohne Schatten. So erfreuen wir uns an kurzen Waldpartien, die zwischenzeitlich immer mal wieder wandern. Vorbei kommen wir an Kapellen und einer Imkerei – mit Bienenweide, die von der UNESCO gefördert ist. Infotafeln erklären nicht nur alles rund um die Honigerzeugung. Auch werden heimische Tiere vorgestellt. Spannend finden wir außerdem die Ruine des Marienthaler Hofes – ein Lost Place, wie wir beim SWR nachlesen können.
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In der Ferne erkennen wir bereits die Marienburg auf dem Bergrücken der von der Mosel umflossenen Halbinsel. Das ist das Besondere an dieser Tour: Wir sehen die Mosel, ihre Schleifen und schönen Weinorte aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Unterhalb der Marienburg machen wir eine kurze Mittagsrast, dann nehmen wir den Aufstieg an. Kurz bevor wir die Marienburg erreichen, biegen wir kurz hinter dem Haus Nonnenkehr rechts ab. Im Blick haben wir nun die Brücke nach Bullay.
Es geht über einen schmalen Pfad nach unten. Wir fühlen uns ein wenig an einen Urwald in einem anderen Land versetzt. Farne wachsen, an manch einem Baum sind Lianen-Artige Gewächse. Unten angekommen, geht es kurz an der stark befahrenen Moselstraße entlang. Wir werfen einen Blick von unten auf die markante Brücke. Kurz dahinter geht es wieder steil nach oben. Der Weg ist kaum vorhanden. Regenfälle müssen ihn ausgeschwemmt haben. Oft ist kein Platz für den Fuß, wir müssen kraxeln – und auch wenn es super anstrengend ist, so macht es Spaß. Schnell sind wir wieder auf 180 Höhenmeter. Der Blick auf die Brücke, die Mosel und Bullay ist wirklich schön.
Durchatmen ist angesagt: Über die Sternwaldhütte geht es Richtung Dünwaldhöhe. Der Weg führt durch den Wald. Der Boden ist feucht und strahlt eine angenehme Kühle aus. Erfrischung an einem warmen Sommertag im Wald. An der Dünwaldhöhe lädt eine Liegebank mit Aussicht zum Entspannen ein.
Kurze Zeit später nehmen wir den Anstieg zum Leofelsen und der Burg Arras in Angriff. Zuerst geht es über einen matschigen Waldweg. Über einen felsigen, kurzen Aufstieg kommen wir zu einem Aussichtspunkt mit Holzunterstand. Mal wieder gibt es einen schönen Blick auf die Mosel. Zum Leofelsen wandern wir nun über einen wunderschönen schmalen Grat. Rechts und links geht es teilweise steil nach unten. Die Landschaft hier oben mit viel Moos ist richtig schön.
Kurz hinter dem Leofelsen blicken wir auf die Burg Arras. Situiert auf dem nächsten Berg müssen wir nun erst einmal wieder absteigen, um dann wieder auf 256 Höhenmeter hoch zu gehen. Der Abstieg erfolgt über einen schmalen Pfad. Aufmerksamkeit und Trittsicherheit sind gefragt. Links geht es teilweise steil bergab. Wer hier stolpert, könnte ein Problem bekommen.
Kurze Zeit später erreichen wir die Burg Arras, in der sich heute ein Restaurant, ein Hotel und ein kleines Museum befinden. Die Errichtung geht zurück auf das Jahr 350, als der weströmische Kaiser Magnentius einen befestigten Platz (lateinisch arrha = befestigter Berg) zur Abwehr gegen die Franken errichtete. 950 schließlich entstand die Burg, die damit als eine der ältesten Befestigungsanlagen in der Region gilt. Die mittelalterliche Burg sieht toll aus und ist in einem sehr guten Zustand. Um die zu besichtigen (auch wenn man nur etwas trinken möchte), muss man fünf Euro pro Person entrichten.
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Wir erfrischen uns erst einmal mit einem Kaltgetränk bevor wir Verlies und Folterkammer sowie das kleine Museum besichtigen. Die Aussicht von der Terrasse aus ist schon einmal großartig, die Preise für Apfelsaftschorle (5 Euro für 0,4l) und Hefeweizen (6 Euro für eine Flasche Franziskaner) allerdings übertrieben.
Nach der kurzen Pause steigen wir ab ins kühle Verlies. Dort sind wir sehr überrascht über das kleine Gruselkabinett, das hier errichtet ist. Lichter und Animationen gehen an, die Figuren bewegen sich und erzählen eine Geschichte. Damit haben wir ehrlich gesagt gar nicht gerechnet und sind positiv überrascht, auch wenn das Ganze ziemlich skuril ist.
Beim Gang durchs Museum erfahren wir, dass der ehemalige Bundespräsidenten Heinrich Lübke der Onkel des Besitzers ist. Entsprechend ist ihm ein Zimmer gewidmet, in dem wir persönliche Gegenstände des zweiten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland entdecken können. Im Rittelsaal sind Waffen und Rüstungen sowie der Abort zu sehen, in einem Nebenzimmer entdecken wir die Burg nachgebaut aus Kork.
Schließlich steigen wir auf den 20 Meter hohen Turm. Im ersten Stock ist eine Kapelle aus dem Jahr 1103 zu sehen. Drückt man auf den Lichtschalter, erkennt man mehr. Über die knarzenden Holztreppen geht es schließlich immer weiter nach oben. So richtig trauen mag man den Treppen nicht. Auch ist es recht dunkel und Spinnenweben und Dreck haben sich angesammelt. Doch oben angekommen wartet ein schöner Panoramablick. Wir blicken auf Arras- und Höllenthal, viel Wald und Wasser.
Kurze Zeit später geht es wieder den Turm hinunter. Wir lassen die Burg Arras hinter uns. Ein Stück laufen wir den gleichen Weg wie aufwärts über die asphaltierte Straße. Dann aber biegen wir links ab und gehen über einen verwilderten Weg auf der anderen Seite unterhalb der Burg entlang. Bald schon wird es sehr idyllisch: Der Weg ist von Wiesen und Blumen bewachsen, rechts und links wachsen die Bäume in die Höhe.
Wir erreichen wieder den Kreuzungspunkt, an dem wir etwa eine Stunde zuvor vom Leofelsen heruntergekommen sind. Nun folgen wir – mal wieder – dem Moselsteig. Immer wieder geht es leicht aufwärts. Nächster Stopp ist die Drieschhütte. Der Blick von hier auf die Mosel und ihre Schleife bei Pünderich ist großartig. Uns gefällt, dass man selbst mitgebrachte Speisen verzehren kann. Da wir kurze Zeit vorher erst auf der Burg Arras pausiert haben, genießen wir die Aussicht, ziehen aber weiter.
Zum Prinzenkopf geht es nun noch einmal aufwärts – auf 238 Meter. Oben drauf gibt es einen Turm – der mittlerweile vierte Aussichtsturm an dieser Stelle. 1888 wurde der erste Holzturm an dieser Stelle errichtet. Bereits zuvor war König Friedrich Wilhelm IV häufiger an dieser Stelle vorbei gekommen und hatte die Aussicht auf die Mosel genossen – so, wie wir es an diesem Tag auch tun. 2008 begann der Bau des heutigen Eisenturms, der 22 Meter hoch ist.
Vom Prinzenkopfturm laufen wir zur Marienburg. Vorbei geht es an Schaukeln, Wippen und Kräutergärten. Denn: Die Marieburg ist heute eine Jugendbildungsstätte. In ihrer Umgebung wird mit diesen Stationen auf die Kinderrechte hingewiesen. Eine Runde schaukeln tut auch uns gut – erst Recht bei dieser Aussicht. Beim Blick zurück Richtung Prinzenkopfturm sehen wir das Eisenbahn-Viadukt der Kanonenbahn Berlin – Metz sowie die Fachwerkhäuschen des Ortes Pünderich.
Nun ist auch Zeit, die Marienburg aus der Nähe zu betrachten. Bereits vor 1000 Jahren befand sich auf diesem Kamm eine Burg. 1146 wurde ein Augustinerinnenkloster gegründet, 1515 wurde es aufgelöst und statt dessen eine Befestigung errichtet. Baustile aus verschiedenen Jahrhunderten vereinen sich in der heutigen Architektur.
Abwärts folgen wir nun nach wie vor ein Stückchen dem Moselsteig. Dann biegen wir rechts ab auf den Uhusteig. Hier wartet eine Überraschung zum Schluss: Auf dem Uhusteig in der Briedeler Schweiz ist Trittsicherheit gefragt. Der breite Weg endet recht abrupt. Über eine mit Efeu bewachsene Trockenmauer mit schmalen Treppen hangeln wir uns nach oben. Der schmale Pfad über Schiefer schlängelt sich am Felsen entlang. Der Weg ist teilweise ziemlich zugewuchert. Ab und an hilft ein Seil, Passagen zu meistern.
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Auf der Karte hatten wir den schmalen Pfad gesehen, aber mit einem Klettersteig-ähnlichen Weg hatten wir nicht gerechnet. Auch wenn es in der Sonne anstrengend ist und wir schon einige Kilometer zuvor zurückgelegt haben: Es macht Spaß! An einer Bank auf dem Uhufelsen genießen wir den Panoramablick auf die Mosel und auf Briedel und atmen nach der Anstrengung einmal durch.
Durch die Weinberge nähern wir uns nun wieder Zell. Statt wie auf der Karte Richtung Kaimt zu laufen, um von dort über die Fußgängerbrücke nach Zell zu kommen, halten wir uns rechts. Über die Brücke, die auch für Autos zugänglich ist, wollen wir die Mosel queren. Denn dort in der Nähe steht unser Auto. Der letzte Kilometer über Asphalt und teilweise an der Straße entlang ist zwar nicht der schönste, doch völlig in Ordnung. Zum anderen sehen wir Zell noch einmal aus einer anderen Perspektive.
Nach fünf Lauf-Stunden und 604 Höhenmetern erreichen wir wieder unser Auto. 21,5 Kilometer liegen hinter uns, viel Schweiß ist an diesem warmen Tag und bei den vielen Aufwärts-Etappen geflossen. Doch die Abwechslung zwischen Wein- und Waldwegen, zwischen schmalen Pfaden – teilweise mit Klettersteig-ähnlichen Etappen – und breiteren Stücken, zwischen Aussicht und Besichtigung machen diese Tour besonders. Hinzu kommt: Abseits der Hauptpunkte wie Burgen und Orte waren wir auf den Wegen ohne andere Menschen unterwegs. Lediglich viele Eidechsen sind uns auf dieser Tour begegnet.
2 Comments
Thomas und Simone Eppert
Heute direkt nachgewandert😊 Eine tolle Tour auf die wir nur durch euren Blog gestoßen sind, den wir auch über Instagram sehr gerne verfolgen. Uhu Steig dürfte wirklich gerne etwas früher kommen😄
Liebe Grüße aus Mainz
Thomas und Simone
Lukas Zintel-Lumma
Hallo ihr zwei! Na da seid ihr aber fix gewesen mit dem Nachwandern 😉 Schön, dass es euch auch gefallen hat und wir euch hier ein bisschen Inspiration verschaffen konnten! Grüße