Wandern im Hunsrück: Traumschleife Dollbergschleife
Auf dem Handy gehen Urlaubsbilder der Familie aus Schweden und Norwegen ein. Die besten Freunde schicken Fotos von der Tour in den Alpen oder dem „Ich breche aus und gehe Reisen“-Stopp in Malaysia. Berge und Meer, tolle Landschaften – kein Wunder, dass das Fernweh-geplagte Herz höher schlägt und selbst raus will. Zum Urlaub (Ecuador!) sind es noch knapp fünf Wochen – aber es ist Wochenende, ein freies. Also spontan los – Microabenteuer, wie es in der aktuelle Ausgabe der WALDEN so schön tituliert wird und was gleich auch mal für mehr Reiselust sorgt, wenn man das Magazin aus dem Briefkasten holt.
Donnerstagabend: Eifel? Hunsrück? Wir entscheiden uns für Übernachten am Bostalsee und Wandertour auf dem Saar-Hunsrück-Steig. Auf Outdoor-Active ist schnell die passende Route gefunden. Dann geht es ans Packen, was auch fix erledigt ist. Wir sind geübt… Isomatte, Schlafsack, Zelt, Kocher, Kochgeschirr, Wanderklamotten, Badesachen und eine Packung Mirácoli Spaghetti als Notration, falls wir keinen offenen Supermarkt mehr finden. Los gehen soll es nämlich direkt nach Feierabend. Rund eineinhalb Stunden fahren wir zum Bostalsee – um 20 Uhr machen Campingplatz-Rezeption und ansässige Läden zu, aber wir sind wie immer optimistisch.
Und tatsächlich: Wir kommen am Freitag gut durch und sind kurz nach 19 Uhr am Campingplatz am Bostalsee. Wir haben Glück und bekommen noch einen Platz auf der Behelfswiese. Hätten wir doch keinen bekommen, denken wir später… Wir haben das „Glück“, unser Zelt neben pubertierenden Jungs aufzustellen. Anstrengend und damit weniger entspannend – wir „flüchten“ an den See und genießen da die Abendstimmung.
Die Nacht ist kurz – warum sind Menschen, die bis lange in die Nacht grölend über den Platz ziehen, schon wieder um 6.30 Uhr wach?! Naja, Ohrstöpsel rein, den nächsten Podcast gehört und noch ein wenig im Zelt gechillt… Zum Frühstück zieht es uns wieder an den See: Frischen Kaffee, Brötchen und Croissant, dazu die ZEIT bei toller Aussicht – so lässt es sich in den Tag starten. Und wir werden angesprochen: Ein Radfahrer hält, fragt nach der Aeropress und freut sich, dass wir „diesem Kommerz am See“ ausweichen und unseren eigenen Kaffee kochen. Ist ja auch leckerer!
Nach dem dann doch noch entspannten Start in den Tag zieht es uns zum Wandern. Wir fahren rund 15 Kilometer zum Parkplatz an der Köhlerhütte in Neuhütten.
Dollbergschleife am Samstagmittag #reiselust #wanderlust #draussendaheim https://t.co/0yI0cuO7bj #strava
— Lukas Zintel (@lukaszintel) 14. Juli 2018
Oberhalb davon gibt es den Einstieg in die Traumschleife Dollbergschleife, ein rund 12 Kilometer langer Rundweg mit Etappen auf dem Saar-Hunsrück-Steig. Wir entscheiden uns, wie bei Outdoor Active angegeben, den Weg rechts herum zu laufen, um als erstes zum Züscher Hammer zu kommen.
Das rekonstruierte, vorindustrielle Eisenhüttenwerk war wohl Ende des 17. Jahrhunderts eines der größten in der Region. 1627 das erste Mal erwähnt, wurde die Eisenhütte 1843 stillgelegt. Zu sehen sind heute an einem kleinen Weiher noch Stein-Fundamente sowie eine Holz-Scheune mit Mühle. Laut Outdoor Active soll es ab und an auch Vorführungen geben – bei unserem Besuch liegt alles verlassen da.
Wir laufen am Altbach entlang. Immer mal wieder gibt es eine hölzerne Brücke, um den kleinen Fluss zu queren. Sehr idyllisch! Schließlich erreichen wir die Talsperre Nonnweiler – die Prims wird hier auf 99 Hektar gestaut. Da dies zur Trinkwasserversorgung passiert, ist Baden verboten. Schnell führt uns der Pfad auch weg vom Wasser, es geht auf einen etwas höher gelegenen, gut ausgebauten Weg, auf dem auch ein paar Radfahrer unterwegs sind. Auf dieser Etappe begegnen uns dann auch die meisten Menschen – ansonsten haben wir die Dollbergschleife meist für uns.
Von dieser Höhe aus können wir nur ab und an einen Blick auf den Stausee erhaschen. Bäume versperren auf diesem Teil des Seeweges leider die Sicht – auf der anderen Seite: Sie gehören da hin. Bevor wir wieder vom Hauptpfad abbiegen, laden ein paar Bänke zur Rast ein – mit Aussicht auf den See.
Weiter geht es! Der Kloppbruch-Weiher liegt mit grüner Algendecke fast schon mystisch vor uns. Wir passieren anschließend das Keltendorf Otzenhausen und den Mannfels, um zur Ringwallanlage aufzusteigen. Und wieder wandelt sich der Weg: Über Felsbrocken geht es ein Stück hinauf. Erkennbar sind die Ausläufer der Fliehburg. Oben angekommen müssen wir uns eine Pause gönnen: Eine dieser tollen Waldbänke, auf denen man so toll sitzt, wartet mit tollem Blick auf Nonnweiler. Zeit für die Brotzeit!
Wir gehen weiter. „Der Ringwall gehört zu den eindrucksvollsten frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen Europas“, heißt es im Netz auf verschiedensten Seiten – und tatsächlich, das ist beeindruckend: Stein auf Stein, sicherlich 10 Meter hoch, auf 40 Meter Breite – als hätten Riesen diese Feldbrocken aufeinander gereiht. Tatsächlich war die Befestigungsmauer größer als andere zu Zeiten der Kelten. Infotafeln am Wegesrand vermitteln Wissen. Hochzusteigen und von dort oben den Ausblick zu genießen, ist einfach nur imposant.
Der Wanderweg führt über den Wall. Wir tauchen ein in eine wieder neu wirkende Landschaft und passieren den höchsten Punkt des Saarlandes, den Dollberg – Namensgeber für die tollen zwölf Kilometer, auf denen wir unterwegs sind. Immer wieder sehen wir auf dem Kamm des Dollbergs alte Grenzsteine, wechseln wir in diesen Minuten doch mehrmals zwischen den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Saarland.
Der letzte Kilometer bricht an, wir ziehen schon einmal Resümee: Eine tolle Tour, die Lust macht, noch weitere Kilometer auf dem Saar-Hunsrück-Steig unterwegs zu sein. Nach zweieinhalb Stunden Gehzeit und vielen Fotostopps erreichen wir rund drei Stunden später wieder die Köhlerhütte.
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