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Ecuador: Mit dem Zug zur Teufelsnase bei Alausi

Nur eine Dreiviertelstunde von Guamote entfernt liegt Alausi. Wir kommen am Nachmittag an und machen uns auf zu einem gemütlichen Spaziergang durch das Bergstädtchen. Am nächsten Morgen wollen wir einen Teil der Transandinischen Eisenbahnstrecke Durán – Riobamba – Quito fahren: die Zickzack-Bergpassage an der Teufelsnase (Nariz del Diablo).

Teilweise findet man in Alausi noch koloniale Bauten. Wir laufen von unserer Unterkunft Hostería La Quinta den Gleisen folgend Richtung Bahnhof (keine zehn Minuten, wenn man wirklich bummelt). Bunte Häuschen tragen zu einem einladend wirkenden Stadtbild bei.

Die Eisenbahnlinie zieht sich durch den gesamten Ort. Wir folgen ihr weiter, über den Bahnhofsplatz bis zu einem Park. Von hier aus biegen wir links ab, um zum Aussichtspunkt mit der riesigen Statue St. Peter hochzulaufen. Von dort oben gibt es eine tolle Panorama-Sicht auf den Ort und der Heilige, der hoch über Alausi trohnt, lässt sich etwas genauer betrachten. Die Außenfläche ist komplett aus kleinen Mosaiksteinen gestaltet.

Wir laufen wieder runter, passieren eine geschäftige Allee und kommen bei der neu gestalteten Markthalle raus, in der vor allem am Morgen etwas los sein soll. Am Nachmittag haben nur wenige Stände und Läden offen. Schließlich landen wir am Kirchplatz mit davorliegendem Park und Freiheitsstatue, der Parque 13 de Noviembre. Hier lässt es sich aushalten!

Nach dem kurzen Stopp laufen wir weiter, rein nach Gefühl lassen wir uns treiben und kommen schließlich wieder an den Schienen raus. Der Weg führt uns an unserer Unterkunft vorbei – nur ein paar Meter weiter führen die Gleise über eine spektakuläre Brücke. Natürlich ein Fotostopp für uns. Wir wagen uns ein paar Meter auf die Holzstreben, die die gegenüber liegenden Häuser mit dem Stadtkern verbinden. Die Einheimischen sind mutiger unterwegs — für sie ist das die alltägliche Verbindung von A nach B.

Am nächsten Morgen bereits um acht Uhr startet unsere Zugfahrt zur Teufelsnase. Da wir schon eine halbe Stunde früher am Bahnhof sein sollen mit Tickets und Reisepass, können wir das Frühstück in der Hosteria La Quinta gar nicht so recht genießen. Das ist ein wenig schade, denn die wunderschöne, familiengeführte Unterkunft hat einen tollen Frühstücksraum in einem Art Wintergarten mit Blick auf den Ort. Insgesamt ist die Hosteria sehr stilvoll, bei unserer Ankunft genießen wir es, auf dem Balkon vor unserem Zimmer in der Sonne zu sitzen.

Wir sind nun also um halb acht am Bahnhof – und hätten durchaus noch etwas länger beim Frühstück sitzen können. Das „Boarding“ beginnt erst kurz vor acht. Zeit, etwas an den Ständen entlang zu bummeln, die allerlei Souvenirs anbieten. Die Sitzplätze im Zug sind reserviert. Wir haben zwei gegenüberliegende Einzelplätze, auf der Hinfahrt direkt an der Lok. Jeder der fünf Waggons hat einen eigenen Zugbegleiter, der während der Fahrt einige Dinge erklärt (auf spanisch und englisch).

Auf den 1067 mm breiten Gleisen zieht die Lok die Waggons aus dem Ort. Viele der Einheimischen winken uns zu. Es geht durch eine idyllische Landschaft. Ein blau schimmernder Fluss zieht sich durch das Tal, kleine Brücken queren ihn. Hier wäre es auch schön zu wandern! Wir umrunden Alausi einmal und schon bald führen die Gleise an den Felsen entlang, rechts und links geht es steil nach oben – oder auch nach unten.

Wir erreichen schließlich die Zickzack-Strecke. Die Arbeiter, die außen an jedem Waggon mitfahren, geben mit Winkbewegungen dem Lokomotivführer Hinweise. Schließlich springt einer der Männer ab und stellt die Weiche um. Es geht rückwärts ein Stück entlang bis die nächste Kehrtwende kommt.

Schon erreichen wir die Bahnstation Sibambe/Cóndor Puñun, passieren sie aber zuerst, um etwas weiter raus zu fahren und so einen Blick auf die Teufelsnase zu haben. Zehn Minuten Stopp für Fotos – alle steigen aus.

Im Bahnhof warten bereits die Einheimischen auf uns. Schon als wir durch die Station durchfuhren, dröhnte Musik zu uns herüber, die Menschen winkten. Als der Zug schließlich unterhalb der Nariz del Diablo einfährt, beginnen die Indigena in hübscher Kleidung zur Musik zu tanzen. Viele der Touristen zieht es zu ihnen, immer wieder gibt es in der kommenden Stunde dort Vorführungen und Mittanz-Möglichkeiten. Wir schauen uns das lieber aus etwas Distanz an, erkunden die Umgebung ein wenig, informieren uns in einem Mini-Museum über den Bau der Bahn und ein paar Mythen zum hier beherbergten Teufel und landen schließlich mit einem Capuccino in der Hand in der Sonne sitzend. Uns persönlich ist der einstündige Stopp etwas zu lange, aber mit Kaffee, Reiseführer und „Menschen beobachten“ geht die Zeit auch um.

Auf der Rückfahrt haben wir mit unseren Sitzen den Premiumplatz. Die Lok ist mittlerweile auf der anderen Seite und so haben wir freie Sicht nach hinten. Wir beobachten den Rangierarbeiter, wie er Signale an den Lokführer gibt und ihn durch den Zickzack-Kurs lotst. Und dann ist da natürlich noch der tolle Ausblick auf die Landschaft.

Gegen 10.30 Uhr sind wir wieder zurück in Alausi. Wir beobachten noch ein wenig die Rangierarbeiten rund um den kleinen Bahnhof – um 11 Uhr beginnt die zweite Fahrt des Tages. Für uns heißt es um 11 Uhr Abfahrt Richtung Ingapirca zu den Inka-Ruinen.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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