Ecuador: El Cajas Nationalpark
Sind wir in Schottland? Oder Irland? Diese Assoziation haben wir, als wir auf dem Weg von Cuenca nach Guayaquil im Nationalpark El Cajas stoppen für eine rund eineinhalbstündige Wanderung. Es ist wirklich verwunderlich, in wie vielen verschiedenen Vegetationszonen man in Ecuador auf nur wenigen Kilometern landen kann.
Der Nationalpark El Cajas ist landschaftlich wunderschön. Geformt wurde er von früheren Gletschern, die das Gestein abschliffen. Nachdem wir zuerst ein Stück auf kurvenreichen Straßen fahren und vom Auto aus bereits die Umgebung bewundern, steigen wir auf rund 4000 Meter aus. Unser Ziel an diesem Vormittag: Die Laguna Toreadora umrunden.
Im Informationscenter erklärt uns unser Guide bereits ein paar Grundlagen über Flora und Fauna, weist uns auf endemische Gewächse hin und auf den Anden Wulf, der eher aussieht wie ein Fuchs, aber zu Familie der Wölfe gehört. Das wichtigste im Nationalpark sind die Wasserflächen: 786 Bergseen liegen im 28.500 Hektar großen Gebiet des Nationalparks – zwischen 3150 und 4450 Meter gelegen. Die Laguna Luspa ist der größte See (an der breitesten Stelle etwa fünf Kilometer), der kleinste ist gerade mal wenige Quadratmeter groß. Sie alle liefern das Trinkwasser für Cuenca. Die vielen Flüsse und Bäche fließen in den naheliegender Pazifik sowie über das Amazonassystem in den Atlantik ab. Schon auf dem Weg haben wir viele Fischfarmen gesehen – die Forelle wurde einst hier eingeführt und seitdem hat sie sich gut „eingelebt“. 152 Vogel-, 43 Säugetier- und 19 Amphibien- und Reptilienarten gibt es im Cajas Nationalpark zu entdecken – wir werden bei unserer Wanderung vor allem ein paar Vögel, Enten und Fische zu Gesicht bekommen. Und Lamas!
Wir starten unsere Tour – eine von acht Trekking- und fünf einfacheren Wanderrouten. Es ist windig und feucht – nicht ungewöhnlich für den Nationalpark, denn das Paramo-Wetter sorgt für viel Nebel. „Gerade auf den Trekkingtouren ist das Wetter sehr gefährlich, denn die Orientierung fällt dann schwer“, berichtet unser Guide, der uns auf der kurzen Wanderung begleitet. Er erzählt auch, dass seit zwei Wochen zwei Wanderer vermisst werden und man sie trotz Suchaktion bisher nicht gefunden habe. Uns reizt ja ein wenig eine der Trekkingrouten, die als Teil des Inka-Trails durch den Cajas Nationalpark führt. Ein nächstes Mal vielleicht…
Über dem See hat sich etwas Nebel gesammelt, es wirkt mystisch. Über einen Holzsteg steigen wir in den Wanderweg ein – es windet und leichter Nieselregen fällt auf uns nieder. Wir laufen schließlich wie über einen grünen Teppich. Almohadilla heißt das Gewächs, dass für einen weichen Boden sorgt und die Feuchtigkeit wie einen Schwamm aufnimmt und das Wasser filtert. Sehr angenehm darauf zu laufen.
Es geht über kleine Anhöhen, um Kurven – und jedes Mal müssen wir kurz inne halten und natürlich viel fotografieren. Das Wasser, der leichte Nebel, das gelbe Gras, mystisch wirkende „Paper-Trees“ (ihre Rinde ist wie Papier), Bäche mit klarem Wasser, grasende Lamas, Enten auf dem See, Forellen in der Lagune – einfach nur toll.
Schon nach wenigen Minuten lässt der Nieselregen nach, wir kommen in Windgeschütztere Bereiche und sogar die Sonne bricht ab und an mal durch die Wolken durch. Unser Guide stoppt immer wieder, um uns auf Pflanzen hinzuweisen, die es nur hier gibt. Wir sehen winzige, Ballonförmige Blüten und bekommen Erläuterungen zu vielen Gewächsen. Er erklärt uns beispielsweise die orange-blühende Chuquirahua, ein Strauch, aus deren Blüten gerne ein Tee gebraut wird.
Viel zu schnell geht die Wanderung vorbei – wir hätten noch Stunden durch diese faszinierende Landschaft laufen können. Doch auch vom Auto aus lässt sich noch das ein oder andere am Rande der Serpentinenreichen Straße entdecken. Von 4100 Metern geht die Reise nun auf nahezu null Meter nach Guayaquil. Und zwischendurch gibts den Blick auf die Wolkendecke – einzigartig!
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