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Galapagos – Teil 1: Auf Santa Cruz und La Plaza

Welch wunderschöner Fleck Erde Galapagos ist! In Dokumentationen haben wir bereits viel über dieses Archipel gesehen und natürlich hat man bereits viel darüber gelesen und gehört.

(In diesem Zusammenhang empfehlenswert: Das Buch „Postlagernd Floreana“, das die Geschichte der Kölner Familie Wittmer erzählt, die 1932 auf Floreana siedelte.) Doch all die Filme und geschriebene Zeilen, all die Bilder und Erzählungen können einen Besuch auf der „Arche Noah im Pazifik“ (nach Irenäus Eibl-Eibesfeldt) nicht ersetzen. Das muss man mit eigenen Augen gesehen und selbst erlebt haben.

Unsere Anreise beginnt bereits aufregend: Wir fliegen von Guayaquil aus. Früh werden wir mit einem Shuttle vom Hotel zum Innenstadtnahen Flughafen gebracht. Bevor man richtig einchecken kann, braucht es erst einmal die INGALA-Einreisekarte (20 U$ in bar pro Person). Die gibt es an Schaltern links von den Check-Ins der Inlandsflüge. Anschließend muss man sein Gepäck checken lassen (frische Lebensmittel und Tierprodukte dürfen nicht mit), das anschließend verplombt wird. Eine lange Schlange – naja, wir haben ja noch reichlich Zeit. Doch es geht nicht so recht vorwärts…

Mitarbeiter der Airline Latam starten schließlich damit, ihre Passagiere aus der Schlange herauszuziehen und an einem separaten Schalter mit der INGALA-Karte zu versorgen. Wir fliegen mit Avianca – und noch ist ja Zeit. An der Abflugtafel steht, unser Flieger gehe um 9.30 Uhr – auch wenn auf unserem Zettel 9.05h steht. Es ist kurz nach acht Uhr. Wir verfolgen – leicht amüsiert – die Versuche Einzelner, die Schlange zu kapern und sich vorzudrängeln. Und schwups, ist es nach 8.30 Uhr und wir sehen bereits knapp eine Stunde in der Schlange. Plötzlich taucht die Avianca-Mitarbeiterin auf, die uns zuvor vom Check-in zum INGALA-Schalter geschickt hatte. Wir sollten doch schon einmal unser Gepäck checken lassen und es bei ihr abgeben. Dann könne sie alles weitere vorbereiten. Als wir im Gespräch mit anderen Deutschen, die hinter uns in der Schlange stehen und auf dem gleichen Flug sind, erfahren, dass Boarding bereits um 8.25 Uhr ist und der Flug doch um 9 Uhr gehen soll, können wir den leichten Stresspegel der Flughafenmitarbeiterin nachvollziehen – das ist nicht mehr lange!

8.45 Uhr – nun starten wir das Drängeln, doch auf die höfliche Tour. Wir fragen die Menschen vor uns in der Schlange, wann ihr Flug geht, und weisen auf unseren in 15 Minuten hin. Wir werden vorgelassen und tatsächlich: fünf vor 9 Uhr sind wir dran, um die INGALA-Karte zu erhalten. Wir zahlen die 40 U$, rennen zum Check-In, wo wir unsere Boarding-Karten erhalten, und weiter zum Security-Check, wo wir mehr oder weniger durchgewunken werden. Unsere Namen werden bereits ausgerufen – auch die der anderen Deutschen, die hinter uns standen. Wir sprinten zu Gate 5 – und rein ins Flugzeug. Gerade noch geschafft. Die Stewardess gibt durch „Boarding completed“. Doch halt, was ist mit der Mutter mit Sohn, die noch hinter uns waren? Sie sind noch nicht da! Doch auch wenn das „Boarding completed“ ist – sie kommen kurze Zeit später auch noch rein. Wir fallen erleichtert in unsere Sitze – und merken, wir sind in der Business Class gelandet. Noch vor dem Abflug wird uns ein Orangensaft gereicht, später ein zweites Frühstück, das mit Tischdecken serviert wird. So umsorgt, geht der knapp zweistündige Flug nach Galapagos schnell um. Übrigens wird kurz vor der Landung der komplette Küchenbereich desinfiziert. Die Stewardessen gehen mit einem Spray durch die Kabine und besprühen das Handgepäck.

Wir landen in Baltra, eine vorgelagerte Insel vor Santa Cruz, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden. Da Galapagos eine Stunde hinter dem Festland ist, haben wir dank Zeitverschiebung Mitten am Vormittag und so Zeit einiges zu sehen! Nach der Landung auf der kleinen Insel, die in Zeiten des Zweiten Weltkriegs den Amerikanern als Stützpunkt zur Bewachung des Panama-Kanals von Süden aus diente, heißt es wieder anstellen in der Schlange. Wir müssen unsere INGALA-Karte vorzeigen und den Parkeintritt von 100 U$ pro Person bezahlen. Anschließend gibt es direkt die Möglichkeit, ein Busticket zu kaufen – doch da wir einen Guide haben, der uns abholt, brauchen wir dies nicht. Wieder wird das Handgepäck gecheckt und dann kommt die Gepäckausgabe. Und das funktioniert so: Die Flughafenmitarbeiter platzieren die Koffer und Rücksäcke auf Ablagebändern. Ein Polizeihund läuft drüber und schnuppert. Erst dann dürfen die hinter einer Linie wartenden Passagiere ihr Gepäckstück rausziehen.

Raus aus dem Mini-Flughafen, rein in den Bus, der uns in 10 bis 15 Minuten zum südlichsten Punkt der Insel fährt. Mit einer Fähre setzen wir über zum nördlichsten Punkt von Santa Cruz – und genießen dabei den Blick auf türkisfarbenes Wasser. Auf der anderen Seite angekommen, geht es mit dem Pick-up unseres Guides weiter. Wir steuern El Chato an, eine Farm, auf deren Gelände die Galapagos-Schildkröten umherwandern. Gleich ein Highlight zu Beginn: Schön während der Anfahrt sehen wir die Riesen-Schildkröten. Wow!

Eine Stunde lang dürfen wir alleine über die angelegten Wege auf dem Farmgelände laufen und dabei jede Menge Schildkröten – von jung bis alt – beobachten. Nur Abstand sollen wir halten – drei Meter in etwa. Das ist nicht immer einfach, denn manchmal liegt einer der Tiere auch mitten auf dem Weg. In einer dieser Situationen wollen wir durch das Gras dran vorbei laufen, plötzlich faucht es – ein anderes Exemplar hat sich hier versteckt. Und tatsächlich: Wenn man den Tieren zu nah kommt, fauchen sie und erst dann ziehen sie ihren Kopf ein.

Ob Jungtier oder riesengroß, ob am Wegesrand oder in einem Wassertümpel – wir sind ganz begeistert von den Schildkröten und fix geht die Stunde um. Schnell noch laufen wir durch den Lavatunnel, den es auf der Farm gibt, bevor es zum Mittagessen geht (Der „Farmeintritt“ beinhaltet ein Mittagessen).

Kurze Zeit später kommen wir in Puerto Ayora an, der „Hautptstadt“ von Santa Cruz. Wir übernachten im Bed und Breakfast La Peregrina direkt am Fischmarkt und sehr zentral. So machen wir uns bald auch auf den Weg, die Charles-Darwin-Station am Ortsende zu besichtigen. Dort erfahren wir mehr über Darwins Erkenntnisse und die Schildkröten-Aufzucht. Auch „Lonesome George“ kann man dort besuchen – mittlerweile allerdings einbalsamiert. Die Elefantenschildkröte starb 2012 – als letztes Exemplar seiner Unterart von der Insel Pinta. Direkt an der Forschungsstation liegt eine schöne Bucht. Sandstrand, schwarze Lavasteine, türkisfarbenes Meer – Lukas nutzt die Gelegenheit und geht das erste Mal schnorcheln.

Schon am ersten Tag auf Galapagos, unserem Anreisetag, so viel zu erleben – damit haben wir nicht so recht gerechnet. Aber es ist wunderbar! Aufregend wird auch Tag 2 auf dem Insel-Archipel. Es heißt früh aufstehen. Um kurz nach 7 Uhr werden wir von einem Bus eingesammelt. Es geht quer über die Insel zum Canal de Itabaca, zur Fährstation, an der wir Tags zuvor angekommen waren. Dort legt das Boot ab, mit dem wir den Tag über unterwegs sein werden.

Kaum sind wir an Bord, heißt es: Schwimmsachen an und rein in die Neoprenanzüge. Wir gehen schnorcheln. Mit einem kleinen Beiboot werden wir etwas rausgefahren, bis zu einer Bucht dürfen wir die nächste Stunde schnorcheln. Jule ist etwas skeptisch – Schwimm-Ausdauer naja, mitten im Meer naja und dann auch noch 18 Grad Wassertemperatur. Aber man soll sich ja auf Abenteuer und Herausforderungen einlassen und so sind wir beide kurze Zeit später als eine der ersten im Wasser.

Es lohnt sich! Das Wasser ist sehr klar und wir können viele Fische beobachten. Clownfische, Zebrafische, Schwärme von kleineren Fischen – wenn man nur wüsste, was das alles war! Wir entdecken zwei Rochen und stecken einmal mitten in einem Schwarm von Fischen, die uns umrunden. Nur die Wasserschildkröten bleiben leider aus. Ab und an kreuzen winzige Quallen und sorgen mit ihren Nesseln für brennende Hautstellen. Ausweichen ist leider nicht immer drin, doch es ist halb so wild.

Wir erreichen eine Bucht, in der es nicht so tief ist. Der Boden schimmert weiß, das Wasser türkis. Wir sollen unsere Schwimmflossen ausziehen, um keinen Sand aufzuwirbeln. Das Beiboot sammelt sie ein. Und dann ein Highlight: Wir sehen Haie, die sich in einer Art Felsnische auszuruhen scheinen. Wir nähern uns ihnen von hinten und können sie in etwa drei Meter Abstand mit den Unterwasserkameras fotografieren. Wow!

Wir schwimmen weg vom Felsen und dann passiert das Unglaubliche. Ein Hai schwimmt in wenigen Metern Entfernung. Das Herz schlägt ein wenig schneller! Wie er sich grazil im Wasser bewegt! Einzigartig zu sehen. Und dann plötzlich, kommt er schnurstracks auf Jule und einen weiteren Schnorchler zu. Was tun? Ohne Schwimmflossen kommt man nicht so schnell von der Stelle. Und so wirklich berechenbar ist seine Route ja auch nicht. Also erinnern an die Worte des Guides, dass er noch alle Arme und Beine habe und die Tiere fast täglich sehe, und versuchen, Ruhe zu bewahren. Was hilft da mehr, als ein paar Fotos zu machen… Wir sind sehr gespannt, sie entwickeln zu lassen! Und schwups, ist der Spuck auch schon vorbei. Der Hai verkrümelt sich in der Felsnische, wir schwimmen zum Beiboot und wärmen uns auf dem Deck der Jacht.

Nach knapp einstündiger Fahrt erreichen wir die Isla Plaza Sur, die – wie ihre Nachbarinsel Isla Plaza Norte – durch Hebungen des Meeresgrundes entstanden ist. Wir gehen an Land für einen rund eineinhalbstündige Spaziergang. Mit dem Beiboot legen wir an und werden von Seelöwen begrüßt. Toll anzusehen sind die vielen rot-leuchtenden Krebse auf dem schwarzen Lava-Gestein.

Auf der Insel leben außerdem Landleguane, die uns auf unserem Rundweg immer wieder begegnen. Auch sie präsentieren sich toll auf dem schwarzen Gestein oder zwischen rötlichen Pflanzen.

Der Rundweg führt durch eine Art Steinwüste. Trocken ist es, karg – aber toll anzusehen mit dem blauen Pazifik im Hintergrund und mit den Kakteen-Bäumen. An der südlichen Seite der Insel geht es steil ins Meer hinab. Hier nisten Blaufußtölpeln und Möwen. Auf unserem Weg können wir immer wieder ihre Flugmanöver beobachten.

Zurück auf dem Schiff gibt es (spätes) Mittagessen – schon ein wenig verrückt, was der Koch in seiner kleinen Kombüse so alles herbei zaubert. Mit ordentlichem Hunger langen wir zu und genießen den Rest der Rückfahrt an Deck, während der Fahrtwind um die Ohren bläst.

Am Abend bummeln wir durch den Ort, der sich am Wasser entlang zieht. In einigen Läden finden wir Produkte abseits des üblichen Touristenangebots, beispielsweise aus recyceltem Material. Auf dem Fischmarkt direkt vor unserer Haustür bieten Fischer ihre Ware an – viele Langusten sind darunter.

Tortuga Bay möchten wir uns auf Santa Cruz unbedingt noch anschauen. Aber am nächsten Morgen regnet es. Nieselregen – nicht ungewöhnlich für die Jahreszeit. Naja, mit der Regenjacke wird es gehen, meinen wir, und ziehen los zum Bootsableger. Von dort soll es ein Taxiboot geben, das in 20 Minuten zur Tortuga Bay fährt. Doch jeden, den wir fragen, verweist uns auf ein Touristenangebot für 20 U$ pro Person. Das ist uns zu viel. Da der Regen stärker wird, verkrümeln wir uns in ein nettes Café: 1835 Coffee Lab bieten lokalen Kaffee in unterschiedlichen Brüharten an. Lukas als Kaffeeliebhaber ist ganz begeistert.

Als gegen 10 Uhr der Regen nachlässt, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu Tortuga Bay. Eine knappe Stunde läuft man hin, nach etwa 15 Minuten erreichen wir am Ortsrand die Registrierung. Anschließend geht es über einen angelegten Weg Richtung Strand. Wir sind begeistert: weißer Sand, türkisfarbenes Wasser – traumhaft. Jetzt müsste nur noch mehr die Sonne raus kommen. Schuhe aus und Barfuß durch Sand und das Wasser – das fühlt sich richtig nach Urlaub an.

Wir laufen etwa 15 Minuten den Strand entlang und begegnen Leguanen. Wir erreichen eine zweite Bucht, in der schwimmen erlaubt ist. Mangrovenwald säumt die eine Uferseite, ein Seelöwe fläzt sich im Sand und chillt. Im Wasser soll man mit Glück auf kleine Haie und Wasserschildkröten stoßen – doch uns fehlt leider die Zeit zum Schnorcheln.

Um 13 Uhr müssen wir zurück sein im Bed und Breakfast. Von dort aus geht es an den Fähranleger, um mit dem Speedboot nach San Christobal überzusetzen.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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