Galapagos – Teil 2: Auf San Cristóbal
Mit dem Speedboot setzen wir von Santa Cruz nach San Cristóbal über. Zwei Stunden dauert die Fahrt in etwa – und sie können eine Qual sein.Am Dock in Puerto Ayora „checken“ wir ein bei „unserem“ Speedboot. Wir tragen uns in die Passagierlisten ein und erhalten einen Umhänger mit dem Namen unseres Schiffes. Erinnert ein wenig an Ausflüge im Kindergarten. So kann uns der Kapitän eben erkennen. Sobald alle Passagiere da sind, gehen wir gemeinsam durch die Kontrolle. Es sollen weder tierische Lebensmittel noch Erde, Gesteinsreste oder gar „Tiersouveniers“ von Insel zu Insel getragen werden. „Putzt eure Schuhe“, hatte uns unsere Ansprechpartnerin auf Santa Cruz noch mitgegeben. Es könne nämlich sein, dass diese kontrolliert würden. Wenn sich noch Erde am Schuh befinde, müsse man vor Ort putzen. Doch unsere Kontrolleure an diesem Morgen sind eher entspannt drauf. Und da sich der Rucksack so schwer verblomben lässt, entfällt auch dies.
Weiter geht es mit einem Taxiboot zum Speedboot, das nicht direkt anlegen kann. Keine drei Minuten dauert die Fahrt, doch wir bangen diese Minuten ein wenig um unser Gepäck. Der Rucksack liegt vorne locker auf dem Bug und das Taxiboot fährt die ein oder andere scharfe Kurve. Doch alles geht gut und wir steigen um ins Speedboot.
Jetzt wird es anstrengend. Wir haben ziemlichen Wellengang und die Geschwindigkeit des Bootes führt nicht unbedingt zu einer angenehmen Fahrt. Das Boot hebt und senkt sich im Dauerzustand. Das Vorderteil geht in die Höhe, um dann mit aller Wucht wieder aufzuschlagen. Bei dem ein oder anderen der zehn Passagiere schlägt das auf den Magen, trotz Einnahme von Reisetabletten, die man bei der Ankunft sogar in einem Willkommenspaket mitbekommt. Die ersten fünf Minuten sind noch recht amüsant, doch ziemlich schnell nervt es. Man kann es sich in etwa wie eine zweistündige Achterbahnfahrt vorstellen – auf einer der alten Fahrgeschäfte ohne Dämpfung.
90 Kilometer können sich ganz schön ziehen, doch wir kommen schließlich an – sogar vor der geplanten Zeit – und betreten erleichtert wieder Land am östlichsten Ende des Archipels.
Auf der alten Zuckerinsel San Cristóbal, die fünftgrößte des Archipels, liegt die Hauptstadt der heutigen Provinz Galapagos. In dem verschlafenen Puerto Baquerizo Moreno kommen wir an und verbringen die nächsten Tage. Unser Bed und Breakfast, das Casita de las Islas, ist eine entspannte Unterkunft, und es würde wohl keinen Unterschied machen, ob wir unsere Zimmertür abschließen oder offen lassen. Wir sind die einzigsten Gäste. Zum städtischen Strand und zur Uferpromenade sind es gerade mal fünf Minuten. Und Frühstück gibt es unter Papaya-Bäumen.
Wir erkunden den beschaulichen Ort, entdecken die einzige Ampel und flanieren an der Promenade entlang. Immer wieder sehen wir Tierskulpturen. In einem Brunnen sind die Galapagosinseln nachgestellt. Yachten und zwei Marineschiffe ankern vor der Bucht. Und es gibt Seelöwen. Sie gehören in dem Hafenort zum Stadtbild mit dazu. Überall liegen die Tiere, sonnen sich, watscheln den Strand oder auch die Promenade entlang und keiner stört sich daran. Entspannt lässt es sich am Abend im Restaurant Midori gegenüber des Docks essen. Mit Blick auf die Uferpromenade, auf der am Abend neben den Touristen auch Einheimische flanieren und Jugendliche einen Tanz einstudieren, gibt es bei leckerem Sushi das entsprechende Unterhaltungsprogramm.
Am nächsten Tag erkunden wir mit einem Guide die Insel. Jorge hat viel zu erzählen, über Flora und Fauna, den Naturschutz und das Leben seiner Familie, die vor drei Generationen als Siedler vom Festland kam. Wir machen im Hochland von der Hauptstraße aus einen Abstecher, denn Jorge möchte uns den Wald zeigen. Moos hängt von den Bäumen, es ist feucht. Wir kommen an Farmgelände vorbei. Scheinbar wild wächst alles durcheinander: Ananas, Papaya, Kaffee, Bananen, Mais, riesige Avocado-Bäume. Jorge erzählt uns, dass die Siedler damals alle Nutzpflanzen mitbrachten.
Wir fahren zum Mirador del Faro. Von hier aus können wir ins feuchte Hochland blicken. Wenn wir uns rumdrehen, sehen wir die Küste. Jorge zeigt uns einen Busch, der endemisch ist und auch nur auf diesem Hügel vorkommt: Der Calandrinia galapasa.
Es geht weiter zu einer Bucht, die wir vom Aussichtspunkt aus bereits gesehen haben, den Puerto Chino. Toller Sandstrand, ein paar schwarze Lavabrocken, türkis-blaues Wasser laden zum Schwimmen ein. Seelöwen schlafen auf dem Sand, ein anderer hat es sich auf dem Picknick-Tisch bequem gemacht.
Wir sind die ersten an der Bucht und besteigen die Lavafelsen, die zwei Buchten voneinander trennen. Von hier oben können wir die Meeresschildkröten gut beobachten. Wenn sie unter Wasser schwimmen, sieht man nur ihren Umriss, doch alle paar Minuten tauchen sie auf und dann gibts tolle Bilder.
Auf dem Felsen entdecken wir auch Blaufußtölpel. Ihre Füße sind knall-blau. Wir dachten ja zuerst, dass die Abbildungen, die wir gesehen haben, übertreiben – doch tatsächlich: Sie sind so blau.
Mit dem Auto fahren wir ein paar Meter auf der Straße zurück zur Schildkröten-Aufzuchtstation La Galapaguera del Colorado. Weil der Nachwuchs der Elefantenschildkröten von eingeschleppten Tieren wie zum Beispiel Ratten bedroht wird, werden bei diesem Projekt die Eier eingesammelt und in einem Inkubator ausgebrütet. Die ersten Jahre verbringen sie sozusagen unter Bewachung – das Gelände ist eingezäunt. Wenn sie groß genug sind, dass ihnen kaum noch Gefahr droht, werden sie in die Freiheit entlassen. Auf San Cristóbal gibt es zwei endemische Arten von Elefantenschildkröten.
Letzter Stopp unseres Inselausfluges ist der Kratersee El Junco. Vom Parkplatz aus geht es auf einem rutschigen Weg in etwa 20 Minuten hinauf auf rund 700 Meter zum ältesten Vulkan der Insel. Der See liegt im Nebel, der sich bei unserer Ankunft leicht lichtet. Schade, dass die Sicht nicht besser ist, denn bei gutem Wetter soll man einen Panoramablick über die gesamte Insel haben. Wir können immerhin den Umriss des Sees erkennen und steigen hinunter zum Ufer. Miconia Bäume (endemisch auf Galapagos) und Farne säumen den Weg. Unten angekommen sehen wir nur wenige Meter weit, aber wir hören die Vögel, die kurz in das Wasser eintauchen. Vermutlich fressen sie die Süßwassergarnelen, die es hier gibt.
Zurück in Puerto Baquerizo Moreno machen wir uns mit dem Taxi (4 U$) auf zum Strand La Loberia. Auch hier haben Seelöwen wieder die Oberhand und entspannen am Strand. Wir entdecken zwei Junge, die laut Jorge erst diese Woche auf die Welt gekommen sind. Patschig robbt das eine vorwärts, um am Wasserrand etwas zu planschen.
In der Bucht lässt sich wieder schnorcheln. Muscheln, verschiedene Fische und ab und an ein vorbei schwimmender Seelöwe – es ist nicht so spektakulär wie vor Santa Cruz, aber auf jeden Fall ein schönes Erlebnis. Auch muss man nur ein, zwei Meter mit den Füßen rein und kann bereits einige Fische entdecken.
Den Tag lassen wir im Restaurant Nativo ausklingen. Perfekt gelegen direkt am Meer lassen wir uns Scrimps in Knoblauchsoße, einen Burger mit Spiegelei, Weißwein und ein lokales Bier, das es nur auf Galapagos geben soll, schmecken. Die Bedienung ist super nett und der Ausblick auf Hafen und Meer traumhaft.
Bevor unser Flieger zurück auf das Festland geht, machen wir am nächsten Morgen einen Spaziergang zum Strand der Punta Carola. Der Weg führt etwas holprig über Vulkangestein, alternativ geht ein besser ausgebauter Weg vom Centro de Interpretación am Westende des Ortes ab. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir den Traumstrand: heller Sand, blaues, klares Wasser, am Ende der Bucht ein rot-weißer Leuchtturm.
Viele Seelöwen tummeln sich hier, an einem Ende auch ein paar Leguane. Doch außer den Tieren ist keiner da und wir haben das Naturspektakel ganz für uns alleine. An uns scheinen sich die Tiere nicht zu stören – sie verhalten sich, als wären wir nicht da. Wir beobachten die Seelöwen, wie sie sich in den Wellen treiben lassen, wie sie sich im Sand räkeln und wie ein Junges bei seiner Mutter trinkt.
Von der Bucht aus laufen wir zum Informationszentrum Centro de Interpretación. In einer Ausstellung wird die Geschichte der Menschen auf Galapagos erzählt – von seiner Entdeckung im 15. Jahrhundert, von Piraten und Walfängern, von Strafgefangenen und Siedlern. Gut gefallen hat uns auch der Blick auf den Schutz der Inseln, auf Besucherströme, den Einfluss der Menschen und was getan werden kann, um das „Wunder dieser Erde“ an diesem Ort zu bewahren.
Auf unserem Rückweg in den Ort genießen wir den tollen Blick auf Puerto Baquerizo Moreno, stoppen am Stadtstrand und entdecken dort sogar ein Pfadi-Häuschen. Und dann heißt es leider Abschied nehmen von den Galapagos-Inseln. Unser Flieger von San Cristóbal geht zurück nach Guayaquil – und wieder dürfen wir den Flug in der Business Class verbringen…
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