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Gletschertour auf Island

Ein Highlight, das man auf Island erleben kann, ist die Tour auf einen Gletscher. Wir entscheiden uns für eine Tour auf dem Solheimajökull mit Arcanum Glacier Tours.

Im Angebot sind eine zweistündige Variante, wovon es nur eine Stunde über das Eis geht, sowie eine dreistündige mit zwei Stunden auf dem Gletscher. Für letztere bezahlen wir 14.900 Isländische Kronen (umgerechnet etwa 116 Euro) und haben riesiges Glück mit unserem Guide, der mit uns knapp vier Stunden unterwegs ist und jede Menge erklärt.

Seinen Namen können wir leider nicht aussprechen, nennen wir ihn Ivi. Er stattet uns an der Basisstation erst einmal mit dem richtigen Equipement aus. Wir bekommen Steigeisen, Eispickel, Klettergurt und Helm. Drunter haben wir mehrere Lagen. Wir haben zwar richtiges Glück mit dem Wetter und die Sonne scheint, doch der Wind ist kalt.

„Nicht tippeln, nur weil ihr nun Steigeisen an habt“, weist uns Ivi ein. Stattdessen sollen wir mit Kraft auftreten, damit die Krallen an den Füßen ins Eis Halt finden. Das Steigeisen dient als Stütze – oder für den Notfall. Ivi nutzt es ab und an, um Tritte ins Eis zu schlagen und uns damit den Weg zu vereinfachen.

Wir laufen die Lagune entlang, immer Richtung Gletscher. Das Gestein unter unseren Füßen knirscht, Eisschollen treiben im Wasser. Immer wieder stoppt Ivi, um uns etwas zu erklären.

Schließlich erreichen wir den Einstieg auf den Gletscher. Die ersten Meter gibt uns Ivi immer wieder Anweisungen und zeigt, wie wir uns fortbewegen sollen. Es geht auf einem in das Eis geschlagenenen Pfad entlang, unterhalb der Knie sind wir im Eistunnel. Später begegnen wir Menschen, die tatsächlich mit dem Pickel Stufen in das Eis schlagen, damit die Touristen besser vorwärts kommen. Ob wir das für gut heißen sollen?

Mit schwarzer Asche bedeckt, wirkt der Gletscher an dieser Stelle ein wenig dreckig, gleichzeitig aber auch bizarr. Großartig ist der Blick von hier oben auf die Lagune. Wir steigen immer weiter auf, sehen Gletscherspalten und tiefe Löcher im Eis. Immer wieder kommen wir an kleinen Wasserrinnen vorbei – aus denen man übrigens auch das frische Gletscherwasser trinken kann.

Ivi ist zum Scherzen aufgelegt – er möchte uns spektakuläre Bilder bieten und rammt jeweils zwei Eispickel in den Gletscher. „Geht in den Liegestütz und haltet euch an den Pickeln fest“, fordert uns Ivi auf. Einer nach dem anderen folgt – dabei entstehen im richtigen Winkel Fotos, als würden wir eine steile Eiswand entlang klettern.

Schließlich steigen wir in eine Eishöhle rein. Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt. Blau schimmert das Eis, die Wände sind ganz glatt. Immer wieder tropft es von oben. Kaum einer von uns spricht, Geräusche sind gedämpft. Der Gang durch den Tunnel fasziniert. Am Ende angekommen, sehen wir einen kleinen Wasserfall. Schade, dass wir umkehren müssen.

Wir laufen schließlich auf einer großen Eisfläche auf dem Gletscher. Diese Weite ist toll anzusehen, vor allem auch mit den dunklen Bergen mit etwas grünem Bewuchs im Hintergrund. An einem Art Dreimast erklärt uns Ivi, dass hier gemessen wird, wie schnell der Gletscher wandert und wie viel schmilzt. Im Mai wurde ein markiertes Kabel in das Eis eingelassen. Ivi misst das Stück, dass mittlerweile an der Oberfläche liegt und nicht mehr vom Eis umgeben ist – elf Meter hat der Solheimajökull in den vergangenen fünf Monaten an Dicke verloren. Mal schauen, wie viel er im Winter wieder aufbauen kann.

Bevor es wieder zurück geht, bekommen wir eine größere Eishöhle von oben zu sehen. Es wirkt wie ein Labyrinth. Kletterer seilen sich sich ab und erkunden die riesige Gletscherspalte, die wir nur von oben begutachten.

Ein letztes Mal die Steigeisen wieder festziehen, dann geht es wieder runter vom Gletscher. Auch wenn der Preis ganz schön deftig ist – die Tour lohnt sich und hat richtig Spaß gemacht. Wir können sie auf jeden Fall empfehlen, am besten natürlich bei gutem Wetter. Online lassen sich die verfügbaren Touren und Plätze prüfen – so haben wir mit guter Wettervorhersage gebucht. Die Ausflüge am nächsten Tag werden dagegen wegen zu viel Wind abgesagt.

Mehr zu Island findet ihr in diesen Beiträgen: “Island – unsere gesamte Tour” und “Island in 360 Grad”.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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