Schulpforte
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Naumburg und Schulpforte (Saale-Unstrut)

Naumburg ist vor allem bekannt für seinen Dom, der seit 2018 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Und tatsächlich war die Kombination aus „interessanter Stadt“ und in der Nähe ein Stellplatz aus dem Winzeratlas der Grund, warum wir auf dem Rückweg von der Sächsischen Schweiz genau hier stoppen.

Nach der Nacht bei Freyburg fahren wir am Sonntagmorgen die wenigen Kilometer nach Naumburg. Wir haben erst gar nicht viel ausgepackt, und so sind wir schnell nach dem Aufstehen unterwegs. Frühstücken wollen wir in Naumburg. Und das ist gar nicht so einfach. Es ist neun Uhr, als wir unseren Bus auf dem Parkplatz am Dom abstellen (Sonntagvormittag muss man hier nichts zahlen). Direkt am Dom gibt es ein paar nett aussehende Cafés, doch alle haben noch zu. Die machen wohl erst nach dem sonntäglichen Gottesdienst auf, denken wir uns und ziehen weiter, vorbei am Rathaus und durch ein paar schöne Gässchen.

Schließlich finden wir etwas, das offen hat: In der Marienstraße ist das Café Wunderbar. Rückblickend können wir sagen: Da hatten wir richtig Glück, das nichts anderes offen hatte. Es gibt nur wenige Tische im Café und die sind alle belegt. „Setzt euch doch kurz hier an den Hochtisch“, ruft uns die Besitzerin Ines Veit zu. „Gleich wird ein Tisch frei. Soll ich euch schon einmal einen Kaffee bringen?“

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Diese Herzlichkeit zeigt sich in allen Ecken des kleinen Cafés. Überall hängen Sprüche, über die man einfach nur schmunzeln muss. Das Frühstück ist liebevoll zubereitet und Ines Veit auf das Wohl ihrer Gäste konzentriert. „Soll ich dir noch ein bisschen Avocado dazu machen?“, fragt sie etwa Jule, als die – wie sollte es auch anders sein – das Lachs-Frühstück bestellt. Kann sie hellsehen?

Nach dem leckeren Frühstück mit vielen selbst gemachten Komponenten ziehen wir weiter durch die Stadt. Der Naumburger Dom ist an dem Tag leider wegen einer Veranstaltung gesperrt. Sehr schade, hätten wir ihn doch gerne besichtigt. So bleibt nur der Blick von außen auf den spätromanischen-frühgotischen Dom St. Peter und Paul, mit dessen Bau vor 1213 begonnen wurde. Berühmt ist Naumburgs Wahrzeichen wegen der zwölfs Stifterfiguren, die lebensgroß aus Kalkstein gehauen sind. Am bekanntesten sind Uta und Ekkehard.

Nach der Runde durch die Stadt fahren wir weiter nach Schulpforte, das zwischen Bad Kösen und Naumburg liegt. Bischof Udo I. von Naumburg hatte ein Zisterzienser-Kloster 1137 dorthin verlegt und ihm den Namen „Kloster an der Pforte“ (Claustrum apud Portam) gegeben. Die Mönche waren sehr aktiv, kultivierten das Land und so wurde das Kloster zu einem der reichsten Ostthüringens.

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Heute ist dort eine Schule für Hochbegabte aus Sachsen-Anhalt untergebracht, die Landesschule Pforta. Auch der Schulbetrieb hat Historie: Der sächsische Herzig Moritz gründete 1540 nach der Säkularisation des Klosters dort eine Fürstenschule. In der Zeit des Nationalsozialismus war die Schule eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt, eine Napola. Zu DDR-Zeiten wurden erstmals Mädchen aufgenommen – an der Schule konnten Jungen und Mädchen die Hochschulreife erwerben. Seit der deutschen Wiedervereinigung werden etwa 400 Schüler in der Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt am Internatsgymnasium Landesschule Pforta unterrichtet.

Beim Gang über das Gelände fühlt man sich ein wenig an Harry Potter und Hogwarts erinnert. Die mächtigen und imposanten Gebäude wirken ein wenig, wie aus einer anderen Welt. Wer auf Wikipedia mehr zum heutigen Schulalltag liest, fühlt sich ebenfalls in eine andere Welt versetzt. So ist dort von einem Famulus- und Keildienst die Rede: „Der Famulus sitzt ab dem Silentium, der nachmittäglichen Hausaufgabenzeit, im Eingangsbereich seines Internates. Der Keildienst ist für das Läuten der Keilglocke zuständig, die anstatt einer elektrischen Klingel den Tagesrhythmus, zum Beispiel die Pausen- und Internatszeiten, bestimmt.“

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Die Schule ist stolz auf ihre Schüler, befinden sich darunter auch einige bekannte Menschen, und weist mit Tafeln darauf hin. Heinrich Hoffmann, der Verfasser des „Struwwelpeters“, war Schüler in Schulpforte, genauso auch der Philosoph Friedrich Nietzsche sowie der Begründer der modernen Ägyptologie, Richard Lepsius.

Schulpforte

Wir schlendern vorbei an den Gebäuden, an denen häufig markiert ist, dass der Eintritt nur Internatsschülern gestattet ist. Es geht vorbei an den Lehrergärten, die heute keine Rolle mehr zu spielen scheinen, so zugewachsen, wie sie wirken. In die Klosterkirche treten wir ein – auf den vielen Infotafeln erfahren wir mehr zu den Zisterziensern. Über eine kleine Brücke über einen Fluss geht es schließlich wieder zurück zum Parkplatz. Einen Stopp bei diesem historischen Ort können wir auf jeden Fall sehr empfehlen.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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