Herbst 2020 - Chiemsee
Welt entdecken

Chiemsee mit Herreninsel und Frauenchiemsee

Ein paar Tage am „Bayrischen Meer“, wenn Corona-bedingt der eigentlich für Korsika geplante Urlaub und die Ersatztage in Südtirol ins Wasser fallen, denken wir uns. Dazu kommt: Eine Regenfront zieht über die Alpen hinweg und für den Chiemsee haben wir ein paar Niederschlags-Löcher ausgemacht.

In den Chiemgauer Alpen reizen uns ein paar Wanderungen und Klettersteige, doch wir sind einfach zu spät dran, um Kampenwand und Co zu besteigen. Dort oben liegt bereits Schnee und die Webcam der Bergbahn zeigt nur grau. Also wechseln wir ins Sightseeing-Programm, radeln am See entlang, besuchen die Chiemsee-Inseln und genießen die Aussicht auf „das Meer“ und die Alpen beim Kuchen essen. Ein bisschen alt fühlen wir uns dabei, doch der Chiemsee und die Inseln sind wirklich sehenswert.

Mit dem Schiff geht es ab Prien los. Wir kaufen ein Inseltour-West-Ticket für 9,90 Euro und sitzen um 11 Uhr mit einigen weiteren Touristen an Deck. Schon nach kurzer Fahrt hält das Schiff am Herrenchiemsee-Steg. Wer sich jetzt etwas beeilt, steht in der Schlange für die Museumstickets vorne. Denn das Schloss kann nur mit Führung besucht werden und die Zeiten werden nach dem Prinzip „first come“ vergeben. Wir haben Glück und erhalten ein Ticket für in einer Stunde. Am Nachbarschalter hören wir schon Zeiten, die erst in zwei Stunden sind.

Die Stunde bekommen wir gut um. Bis zum Schloss sind es etwa 20 bis 25 Minuten Fußweg. Wir laufen allerdings erst einmal zum Augustiner-Chorherrenstift. Das Alte Schloss und Klostergebäude beherbergt ein Museum. Neben der eigenen Historie „Vom Kloster zum Schloss“ findet sich in den vier Flügeln umfassenden Bau auch die ehemaligen Wohnräume Ludwigs II.. Dominierend ist „Der Weg zum Grundgesetz – Vefassungskonvent Herrenchiemsee 1948“. Dabei kann man in den Räumen die Entstehung des Grundgesetzes nachverfolgen.

Weiter geht es über die Insel, die übrigens – abseits von den Gefährten für Arbeiten – Autofrei ist. Wer es ganz kitschig mag, kann von der Fähranlegestelle auch mit der Kutsche zum Schloss fahren.

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König Ludwigs II. wollte auf der Herreninsel übrigens Versailles nachbauen. Ab 1868 liefen die Planungen für den „Tempel des Ruhmes“ für den “Sonnenkönig“ Ludwig XIV. von Frankreich, den der bayrische Monarch stark verehrte. 1873 erwarb Ludwig II. die Chiemseeinsel Herrenwörth, 1878 wurde mit dem Bau des „Bayrischen Versailles“ gestartet. Bis zu König Ludwigs II. Tod war der Bau nicht vollendet. Vielmehr mussten die Arbeiten eingestellt und später auch einer der bereits fertiggestellten Flügel wieder abgerissen werden – es fehlte das Geld.

Bei der halbstündigen Führung (übrigens sehr angenehm in kleiner Gruppe) erfahren wir mehr zu den Plänen des Königs und den Versailles-Parallelen. Wir sehen das prunkvolle „Paradeschlafzimmer“ mit viel Rot und noch mehr Gold. Die große Spiegelgalerie ist wirklich beeindruckend, das mechanische „Tischlein deck dich“ interessant zu sehen. Die Führung können wir auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Pünktlich zur Abfahrt des Schiffes sind wir wieder am Steg. Unser nächstes Ziel ist die Fraueninsel mit dem über zwölfhundert Jahre alten Kloster und dem alten Fischerdorf. Gerade 300 auf 600 Meter ist die Insel groß.

Wir fühlen uns ein wenig wie in einer anderen Welt. Die Atmosphäre ist sehr entspannt. Beim Spaziergang über die Insel entdecken wir viele hübsche Häuschen, jede Menge Fischerboote, Handwerker und Künstler. Und natürlich auch die Klosteranlage, die leider nicht komplett zu besichtigen ist. Den Klosterladen solle man auf jeden Fall besuchen.

Wer Zeit hat und Bier mag, sollte beim Inselbräu einkehren. Dort wird nämlich selbst gebraut, in Bio-Qualität. Das Weizen hat auf jeden Fall Lukas geschmeckt. Und Leberknödel-Suppe und Leberkäs mit Spiegelei waren auch sehr lecker.

Wir machen uns nach einem abwechslungsreichen Tag wieder auf den Rückweg mit dem Schiff. Und tatsächlich haben wir großes Glück. Kurz bevor das Schiff wieder in Prien anlegt, fängt der Regen an. Wir flüchten an Land erst einmal ins Café Schiller (Kuchen super, Kaffee naja) und fahren mit den Rädern nach dem kurzen Schauer wieder zurück zum Campingplatz.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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