Bulli-Leben

Roadtrip ans Meer: Zeeland (Holland)

Sehnsucht nach Meer! Wie gut, dass sowohl Bus als auch Feiertag vor der Tür stehen.

Nach ein paar rauschenden Tagen rund um unsere (standesamtliche und kirchliche) Hochzeitsfeier freuen wir uns auf ein wenig Entspannung. Und da die Lust nach Meer groß ist, beschließen wir, kurzerhand einfach an die Küste zu fahren. Viel vorbereitet haben wir nicht, Mittwochabend ziehen wir einfach los. Ein Blick auf die Karte – bis Belgien sollten wir es gut schaffen.

Über die A 61, ein Stück Hunsrück-Höhenstraße und A 60 kommen wir gemächlich voran. Die Fahrt über die Bundesstraße entschleunigt, die Landschaft im Licht der immer tiefer stehenden Sonne tut ihr übriges. Der Entspannungsmodus geht direkt an.

Sonnenuntergang auf der Fahrt.

Gegen 22 Uhr erreichen wir unseren Stellplatz für die Nacht. Bei einem Fondue-Restaurant in Waimes (La Faitafondue Restaurant) gibt es einen befestigten Parkplatz für Camper, sogar mit Stromversorgung, Entsorgungsstation und Toilette. Uns genügt letzteres. Schnell ist das Dach hochgeklappt. Die Chorizzo-Würstchen bruzzeln vor sich hin. Wein (in zusammengeschraubten Gläsern) und abgewandelte Hodogs zum Einstieg in unseren Kurzurlaub bei gemütlichem Licht aus der Solarlampe – die Hochzeitsgeschenke kommen direkt zum Einsatz.

Mit uns stehen sechs Wohnmobile und ein Pösselbus auf dem Abstellplatz. Die Befürchtung, die rüstigen Rentner um uns herum könnten schon früh aufbrechen und dabei jede Menge Lärm verursachen, bewahrheitet sich Gottseidank nicht. Wir wachen gegen neun Uhr ausgeschlafen auf. In den Gefährten um uns herum ist auch erst Aufstehen angesagt.

Angewärmte Toastbrötchen (Dank passendem Primus-Toaster für den Gasherd) und frischer Kaffee (zubereitet mit der Aeropress) gibt es zum Frühstück – und ein Radrennen. Denn plötzlich positionieren sich einige Gefährte an der nahegelegenen Straße. Menschen mit Walkie-Talkies und Trinkflaschen stellen sich an den Rand. Als der erste Radfahrer an uns vorbei donnert, können wir diese Szenerie auch einordnen.

Geplant ist am Morgen noch ein Stopp in Malmedy – mit Besichtigung von Kloster, einigen Kirchen und Prachtbauten. Doch unser Bus ist ähnlich drauf wie wir – morgenmuffelig. Also stoppen wir an einer Tankstelle, kontrollieren mal wieder Kühlwasser (alles ok), kippen Öl nach und fixieren das Dach noch einmal. Und schwups, da läuft er wieder rund. Da es leicht nieselt, fahren wir doch weiter und genießen die Landschaft des Hohen Venns aus dem Bus heraus.

Stellplatz bei Kamperland

Zur Mittagszeit erreichen wir die Insel Noord-Beveland in Holland. Im Camperpark Zeeland bekommen wir einen der letzten Ausweichplätze (20 Euro für 24 Stunden), traumhaft gelegen am Rande des Naturschutzgebietes Schotsmann und direkt am Meer. Von unserem Stellplatz aus können wir durch die Bäume hindurch das Veerse Meer sehen. Durch ein Gater durch und schon ist man da – traumhaft.

Das Naturschutzgebiet Schotsmann direkt am Meer.

Zugehörig zum Ort Kamperland (welch passender Name übrigens) ist das Gebiet ein Hotspot für Windsurfer. Wir laufen ein paar Meter in den Süden Richtung Ruitersplaat und sind überrascht, wie viele Menschen hier auf Brettern auf dem Wasser unterwegs sind. Uns zieht es etwas weg vom Trubel. Auf einer Wiese breiten wir unsere Picknickdecke aus, essen Lewwerworschbrot, lesen und entspannen.

Entspannung pur.

Gegen Nachmittag wird es aktiver. Ein umfangreiches Wegenetz lädt zum ausgiebigen Spazieren ein. Wir laufen durch das Naturschutzgebiet Schotmannsweg. Links das Veerse Meer mit einigen Windsurfern, rechts ein kleines Waldgebiet, dazwischen Wiese, ein paar Büsche, viele Blumen (Achtung, wer welche mitnehmen mag, braucht einen „Pflückschein“) und hier und da etwas Wasser. Der Boden ist ganz weich, angenehm zu laufen.

Wir kommen am Banjaardstrand raus. Das fühlt sich nun so richtig nach Meer an: Dünen, ein langer Sandstrand – Schuhe aus und Barfuß weiter. Einfach herrlich. Sofort stellt sich Urlaubsgefühl ein. Es windet ein wenig und das Wasser ist gefühlt zu kalt zum Baden, doch so am Strand entlang zu laufen ist einfach wunderbar.

Strandspaziergang.

Nach rund zwei Kilometern verlassen wir den Strandbereich und beschließen, in den Ort Banjaard reinzulaufen. So langsam wird es Zeit, auf die Suche nach etwas zum Abendessen zu gehen. Wir landen in einem Feriendorf. Ein Haus gleicht dem anderen, zumindest pro Straße. In der Mitte stoßen wir auf ein Willkommens-Center – mit Rezeption und Restaurant. Nein, danke, hier wollen wir dann doch nicht essen. Also zurück zum Strand, hier gab es den „Strandpaviljoen De Banjaard“. Backfisch und Scampis mit viel Knoblauch, dazu Pommes und Salat, Wein und holländisches Pils — wir sind sehr zufrieden damit.

Essen im „Strandpaviljoen De Banjaard“.

Über den Deich und über den Schotmansweg geht es wieder zurück zu unserem Bus. Ein schöner Abendspaziergang – tatsächlich waren es insgesamt dann doch rund elf Kilometer, die wir gelaufen sind.

Wie schön, dass es einen Lieferservice für frische Brötchen und Croissants auf dem Platz gibt. Wer am Vorabend bis 21 Uhr bestellt, kann am nächsten Morgen zwischen 8.45 Uhr und neun Uhr an einem kleinen Marktständchen die Lieferung abholen. Toller Service! Mit dem Meerrauschen im Hintergrund und bei Sonnenschein genießen wir frisch gebrühten Kaffee (Gutenberg-Mischung von der Kaffeerösterei Müller aus Mainz), Schoko-Croissant und Brötchen.

Als wir aufbrechen, zieht es sich ein wenig zusammen. Wir fahren nach Colijnsplaat an der Oosterschelde gelegen, das traditionell von Landwirtschaft und Fischerei lebt. Und so begrüßt uns auch direkt eine alte Mühle bei der Einfahrt in den kleinen Ort im Norden der Insel. Mittelpunkt des Dorfes ist die Vorstraat, gesäumt von alten Linden und vielen schönen, denkmalgeschützten Häusern. Wir stellen den Bus ab und bummeln die Straße entlang, vorbei an kleinen Läden, Restaurants und Cafés sowie Galerien. Am oberen Ende angekommen, treffen wir auf den Jachthafen und ziehen eine Runde über die Steege. Von hier aus sehen wir auch die Zeeland-Brücke, über die wir später am Tag fahren werden.

Nachbildung des Nehalennia-Tempels in Colijnsplaat.

Vom Damm am Jachthafen aus bietet sich ein toller Blick über das Dorf, das auf eine römische Siedlung zurück geht. Wir passieren die Nachbildung des Nehalennia-Tempels, der genau an diese Zeit erinnert. Ein wenig abstrus, so mitten am Jachthafen auf einen römischen Tempel zu treffen.

Zurück auf der Voorstraat, laufen wir ans andere Ende der Straße und stoppen kurz bei der Stadtkirche, deren Glocken just zu diesem Moment für zwölf Uhr schlagen. Wir entdecken ein Solex-Museum – einige der Gefährte, eine Art Ur-Mofa mit vorne liegendem Motor, stehen auf der Straße.

Interessante Gefährte vor dem Solex-Museum in Colijnsplaat.

Und zieht es nun noch einmal an den Strand. Dazu fahren wir Richtung Wissenskerke, etwa in der Mitte von Noord-Beveland gelegen. Laut unserer Karte soll es dort einen Sandstrand geben. Ausgeschildert ist nichts, wir fahren einfach frei Schnauze und kommen an dem Ressort Roompot Beach raus. Eine riesige Ferienanlage – laut Schildern fehlt es hier an nichts: Kinderbespaßung, Restaurants, Pool, Minigolf. Wir stellen unseren Bus ab, klettern über den Damm und kommen an einem wunderschönen Strand mit feinem, weißen Sand raus. Rund herum stehen zwar kleine Beach-Häuser, die man mitten kann – quasi mit direktem Zugang zum Meer. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen am Rande, nahe des Steinbrechers und genießen die Mittagsruhe. Viele Familien kommen erst wieder um 15 Uhr zurück zum Strand – der für Kinder mit dem seichten Wasser wirklich perfekt ist. Wir genießen die Sonne, die wieder rausgekommen ist. Lukas springt ins Meer, ansonsten gammeln und lesen – ja, wir verbringen ein paar klassische Strand-Stunden.

Am Roompot Beach springt Lukas ins Meer.

Am Nachmittag verlassen wir glücklich die Insel. Über die Zeeland-Brücke geht es erst Richtung Rotterdam, dann über Utrecht nach Westerkappeln (bei Münster, Osnabrück), wo wir Samstag auf eine Hochzeit eingeladen sind. Unser Bus zickt ein wenig und so rasten wir auf einem schönen Parkplatz an der Oosterschelde und lassen ihn ein wenig abkühlen. Der Stopp auf der Zeeland-Brücke wegen hochgefahrener Fahrbahn und kreuzenden Schiffen hat ihm wohl nicht so gut gefallen. Doch nach der kurzen Abkühlungspause geht es ihm wieder gut und wir kommen gut durch.

Nach einem kurzen Stopp in einem holländischen Supermarkt kommen wir um 19.30 Uhr an einem idyllischen Campingplatz außerhalb von Westerkappeln an. „Ein Plätzchen findet sich immer. Ich komme“, antwortet die Inhaberin auf unsere Frage, ob noch was frei sei. Der Platz „Weißes Moor“ liegt direkt am Mittellandkanal, rundherum Bäume. Es gibt einige Dauercamper, aber auch Plätze für Wohnmobile, Busse und Zelte. Wir sehen während unseres Aufenthaltes hier kaum jemanden – es ist ruhig, wir hören nur die Vögel (und das vor allem morgens um fünf Uhr). Aber der Familienanschluss ist direkt gewährleistet: Die nette Besitzerin hat innerhalb von fünf Minuten bereits rausgefunden, dass wir frisch verheiratet und nun auf dem Weg zu einer Hochzeit sind. Am nächsten Morgen hat sie alle Verbindungen zum Hochzeitspaar ausgemacht…

Zurück in Deutschland – Übernachtung am Mittellandkanal bei Westerkappeln.

Nach dem Essen zieht es uns zum Kanal. Eine Bank lädt zum Verweilen ein — mit Blick auf das Wasser. Kaum zurück am Bus, klingelt das Telefon. „Kommt mal zum Tor!“ Roman, Kim und der Bräutigam von morgen, Niklas, kommen zum Spontanbesuch vorbei und so verbringen wir einen netten Abend in geselliger Runde, bevor am nächsten Tag die Party startet.

Pfälzerin, Redakteurin, Fernweh-Geplagte. Pfadi, Abenteuer-freudig und gerne unterwegs. Als Chefredakteurin bei der VRM und ausgebildete Redakteurin sorgt Jule dafür, dass alle Reiseerlebnisse sich im Blog wiederfinden. Abseits vom Dokumentieren kümmert sich Jule um die Orga und Planung vorab, denn das Reisegefühl startet bereits bei den Vorbereitungen.

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