Angekommen in Nepal: Einreise und Thamel
Nun also sind wir angekommen in Nepal, dem kleinen asiatischen Land, das ungefähr so groß ist wie Bayern und Österreich zusammen. Bekannt ist Nepal für sein Gebirge – acht der zehn höchsten Berge der Welt stehen auf nepalesischem Gebiet, darunter auch der höchste: Der Mount Everest. Da das Gebirge dominiert, bleibt nur wenig Platz für landwirtschaftliche Nutzfläche, und das, obwohl die Bevölkerung wächst und wächst.
Auch der Tourismus wächst und wächst. Das ursprüngliche Königreich, das einst nur einen einzigen britischen Residenten ins Land ließ, besuchten 1976 gegen Ende des Hippie-Trails 100.000 Besucher. Anfang der Neunziger lag die Zahl bei 250.000, heute wächst vor allem der Anteil der Gäste aus dem asiatischen Bereich, die Touristen aus dem Westen sind schon lange da. Kaum vorzustellen, dass in den Fünfzigern Nepal nur zu Fuß zu erreichen war und es innerhalb des Landes keinerlei Verkehr gab. Erst Ende der Fünfziger öffnete sich Nepal dem Rest der Welt – 1953 landete das erste Flugzeug.
Tausende Todesopfer und eine Einbruch beim Tourismus gab es beim und nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,8 im April 2015. Viele Gebäude wurden außerdem zerstört, es kam zu einer humanitären Katastrophe. Was wird man davon heute noch sehen?
Die Nepali sind sehr genau bei der Einreise. Der Flughafen ist klein und so findet man sich schnell zurecht: Zuerst die Visa-Gebühren zahlen (50 Dollar oder 48 Euro pro Person für 17 Tage), dann zur Passkontrolle. Dort erwischen wir natürlich die Schlange, bei der die Person vor uns Probleme mit ihren Dokumenten hat. Wir haben bereits im Vorfeld den Visa-Bogen ausgedruckt, ausgefüllt und brav ein Passfoto aufgeklebt. Auch eine Kopie unseres Flugtickets haben wir dabei. Hier wird alles fein säuberlich abgeheftet. Unsere Boarding-Karte will man auch noch sehen.
Hat man das geschafft, betritt man die „Metal-free-area“. Was das ist? Haben wir uns auch gefragt! Letztendlich werden wir kontrolliert und müssen durch eine Sicherheitsschleuse. Man will wohl sicher gehen, dass keiner Waffen dabei hat. In Istanbul wurden wir auch zwei Mal gecheckt – Sicherheit wird also groß geschrieben. Anders als scheinbar bei Buchungen bei Turkish Airlines. Wieder einmal erlebten wir es, dass der Flug überbucht war und mit 600 Euro, einer Hotelübernachtung und Übernahme von Transferkosten nach Istanbul geworben wurde, um Passagiere auf den nächsten Flug zu bekommen.
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Drin im Flugzeug werden nach und nach freie Plätze neu vergeben. Ein Teil einer Vierergruppe, die von Doppeltbuchungen betroffen waren, sitzt um uns herum und so erfahren wir – unfreiwillig – mehr davon. Witziger Weise erkennen wir beim Einsteigen eine Pfadfinderin aus dem VCP Niedersachsen. Birgit ist mit ihren Eltern auf den Weg nach Bhutan und sitzt sogar in der gleichen Reihe wie wir. Was für ein Zufall!
Interessant wird es vor dem Abflug übrigens noch einmal: Eine Person, die nicht an Board sein dürfte, ist es aber. Sie wird vom Personal herausbegleitet und anschließend das komplette Handgepäck in den Ablageflächen über uns noch einmal kontrolliert und zu Passagieren zugeordnet. Und dann endlich geht es doch los!
Zurück nach Nepal, zurück zum übersichtlichen Flughafen in Kathmandu. Wir warten auf unser Gepäck, durchstöbern auch einen riesigen Haufen an Koffern, Taschen und Rucksäcken. Denn alles, was einmal übers Band gefahren ist und nicht direkt runter genommen wurde, wird in einer Ecke gestapelt. Reichlich unübersichtlich, wenn man länger bei der Einreise braucht…
Beim Rausgehen wird dann noch einmal kontrolliert: Passt der Gepäckzettel, der an unseren Rucksäcken hängt, zu dem kleinen Abschnitt, den wir haben? Genau wird das überprüft, erst dann können wir raus und unseren Transfer in die Stadt suchen.
Keine halbe Stunde fahren wir bis zu unserem Hotel, dem Vajra. Es ist ganz im Stil der Newari gebaut, mit viel Holz und Schnitzereien, Terakotta-Figuren und einem schönen Garten. Uns gefällt es hier richtig gut. Wir checken ein, beziehen unser Zimmer, machen einen kurzen Powernap – es ist schließlich erst 7 Uhr. Nach einer schnellen Dusche sind wir wieder einigermaßen frisch, um das offizielle Willkommen zu erhalten. Ein paar Infos zum Trekking, Hinweise zum Wasser und ein paar weitere nützliche Tipps – gut informiert machen wir uns schließlich auf eigene Faust auf den Weg in die Stadt.
Das „Touristenviertel“ Thamel ist in etwa 20 Minuten zu Fuß zu erreichen. Schnell sind wir drin im nepalesischen „Mood“, nämlich sich weder von hupenden Gefährten noch kreuz und quer fahrenden Motorrädern und jeder Menge Smog und Straßenstaub einschüchtern zu lassen. Schnell merkt man aber auch: Kathmandu hat ein Müllproblem!
Wir lesen nach im Reiseführer: Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 rangiert Kathmandu auf dem siebten Platz der am meisten verschmutzen Städte der Welt. Beim Überqueren eines Flusses sehen wir den vielen Müll, der im Wasser treibt oder am Ufer angeschwemmt wurde. Und das, wo Nepal auch große Probleme mit der sauberen Trinkwasserversorgung hat! Viele Menschen – und nicht nur Touristen – laufen mit einem Mundschutz herum, um die Belastung durch den gefährlichen Smog zu reduzieren. Dass die ersten elektrisch angetriebenen Taxis herum fahren, ist da nur ein kleiner Trost. Kein Wunder, dass die großen Himalaya-Gletscher nicht nur wegen dieser Belastung in den vergangenen 60 Jahren bis zur Hälfte ihres Volumens verloren haben!
Im Touri-Viertel Thamel reiht sich ein Laden neben den anderen. Tibetische Gebetsfahnen, Wanderkarten, Räucherstäbchen, Hippi-Hosen, Klangschalen und jede Menge (sicherlich auch viel gefälschte) Trekking-Ausrüstung finden sich hier. Wir lassen uns treiben, schauen hier und da rein, und entdecken auch die ersten Mini-Tempel.
Im Café Mitho lassen wir uns nieder, verzehren Pommes, Cola und Kaffee und beobachten von unserem Aussichtspunkt auf dem Balkon das Treiben auf der Straße. Eine Art Kiosk verkauft Chiapati. Teilweise fahren die Motorradfahrer bis ran an die Ausgabe und kaufen ein, ohne abzusteigen. Interessiert schauen wir uns die Stromleitungen an – ein reinstes Kabelgewirr, so scheint es. Ab und an hängen die Kabel auch so tief auf der Straße, dass Lukas aufpassen muss, nicht dran zu kommen. Immer wieder gibt es Stromausfälle in der Stadt.
Nach der kurzen Stärkung ziehen wir weiter durch die Gassen und schließlich wieder zurück über den Fluß Richtung Swayambhu (oder Swayambhunath). Die Tempelanlage – wegen der Affen dort auch Affentempel genannt – liegt zwei Kilometer westlich von Thamel auf einem Hügel, oberhalb unseres Hotels. Der Tempel ist eines der bedeutendsten Heiligtümer Nepals und schon von unten prächtig anzuschauen.
Nepals Buddhisten ordnen dem alten Stupa höchste symbolische Bedeutung zu. Laut Reiseführer ist er aus dem 5. Jahrhundert und Quelle der Entstehungsgeschichte des Kathmandu-Tals. Nach der Invasion Chinas in Tibet 1959 kamen viele Exil-Tibeter in die Umgebung und steuern die Tempelanlage genauso an wie viele Pilger. Nepal war das letzte große Hindu-Königreich des Subkontinents, ist aber auch Geburtsstätte des Buddhismus. Buddha wurde nämlich im 5. oder 6. Jahrhundert vor Christus als Siddhartha Gautama im heutigen Nepal geboren.
Wir erklimmen die vielen Treppenstufen – ganz schön steil geht es hinauf. Gebetsfahnen leiten den Weg nach oben. Dort angekommen sind wir überwältigt von der imposanten Stupa und dem Ausblick auf die Stadt und die angrenzenden Berge.
Der Stupa ist ein kuppelförmiger Steinbau, in dem heilige Reliquien gehütet werden. Oben drauf blicken in jede Richtung die Augen Buddhas. Das „dritte Auge“ öffne sich nur, wenn Unheil geschehe, bekommen wir am nächsten Tag von unserem Guide Erik erklärt. Die Nase symbolisiere die nepalesische eins, die aussieht wie unsere neun und die Einheit der Nepalesen symbolisiere. Die dreizehn Stufen darüber stehen für die dreizehn Schritte, die man auf dem Weg zur Wiedergeburt gehen müssen. Am Sockel gibt es 6000 im Kreis angeordnete Gebetsmühlen, die von den Besuchern immer wieder in Bewegung gesetzt werden. Die darauf geschriebenen Mantras werden damit rezitiert und in die Welt getragen.
Nach unserem Ausflug laufen wir zurück ins Hotel. Den Tag lassen wir bei leckerem nepalesischen Essen ausklingen. Wir sind gespannt auf den morgigen Tag und die weitere Erkundung Kathmandus und des darum liegenden Tals mit den beiden weiteren Königsstädten Patan und Bhaktapur. Den diese Region gilt als wirtschaftlicher Motor des Landes. Die Bevölkerung des Tals hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Fast drei Millionen Menschen leben hier. In den Achtzigern war mehr als zwei Drittel des Tals noch Agrarland, heute ist es nur noch ein Fünftel. Kathmandu und das Tal gehört zu den am schnellsten wachsenden Metropolen in Südasien.
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Wie wir am nächsten Tag erfahren, sind zur Zeit unserer Ankunft nur etwa ein Drittel der Einwohner in der Stadt. Es wird Dasain gefeiert. Das ursprünglich hinduistische Fest ist Nepals längstes und aufwendigstes – und es gibt viele Festlichkeiten in Nepal, wie ein Blick in den Reiseführer verrät. „Das ist wie für euch Weihnachten“, erklärt uns unser Guide. Die Familien kommen zusammen, viele fahren zurück in die Orte, aus denen sie ursprünglich kommen. 15 Tage lang wird gefeiert, am siebten, neunten und zehnten Tag stehen die Höhepunkte an. Die Nepalesen besuchen in den Nächten die Tempel, bringen Tieropfer. Am siebten Tag gibt es eine Prozession – ein geheiligtes Blumengebinde wird zum Hanuman Dhoka-Palast getragen. Wir sind gespannt, was wir davon mitbekommen…
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