Garmisch-Partenkirchen und Zugspitze mit Übernachtung im Iglu
Einmal im Iglu schlafen! Ja, tatsächlich hatten wir diese Idee (trotz Frostbeule Jule) schon einmal und waren dann doch in Bergamo gelandet. Freunde haben uns nun zur Hochzeit einen Gutschein zu einer Übernachtung im Igludorf auf der Zugspitze geschenkt – was für ein Abenteuer!
Nach dem Jahreswechsel in den Vogesen und einem kurzen Stopp in der Pfalz und Übernachtung in München fahren wir nach Garmisch-Partenkirchen. Wir parken das Auto in der Bahnhofstraße und schlendern einmal durch die Fußgängerzone. Vorbei am Michael-Ende-Kurpark und ein paar schönen Häusern kommen wir bald wieder in der Bahnhofsstraße an.
Das Ziel für Kaffee-Junkie Lukas: Das Wild-Kaffee. Hier trinken wir einen handgefilterten Kaffee (Lukas empfiehlt zum Kaffee-Zubereiten zu Hause diesen Handfilter). Der Kaffee-Laden hat Geschichte: Leonhard Wild beruft sich auf die Familiengeschichte. Urgroßvater Leonhard Panholzer gründete 1892 in Partenkirchen am Alten Bahnhof einen Lebensmittelladen, in dem es auch gerösteten Kaffee gab. Rund 120 Jahre später gründet Wild mit seiner Frau Stefanie die erste Kaffee-Rösterei in Garmisch-Partenkirchen. Gemeinsam mit Josef Staltmayr ist er teilweise direkt auf den Kaffeeplantagen unterwegs.
Nach Kaffee und Kuchen geht es Richtung Eibsee. Von dort aus fahren wir mit der Zahnradbahn auf den Gipfel. Auf rund 1000 Höhenmetern steigen wir ein, auf 2588 Metern wieder aus. Es geht steil nach oben, nach dem Haltepunkt Riffelriß geht es in einen 4,5 Kilometer langen Tunnel. In diesem gibt es sogar Werbung, aber auch einen Abzweig. Der alte Tunnel führt zum Schneefernhaus, der neue zum Sonnalpin. Dort steigen wir nach etwa 45 Minuten Fahrt am Bahnhof aus. Die Fahrt mit der zwischen 1928 bis 1930 gebauten Bahn ist durchaus eine Besonderheit.
Angekommen auf Deutschlands höchstem Punkt erkunden wir das Zugspitzplatt unterhalb des Gipfels auf etwa 2600 Metern. Neben dem Sonnalpin gibt es die Kappelle Maria-Heimsuchung, ein paar Lifte und einen Schlitten-Verleih. Wir schießen ein paar Fotos und fahren mit der Gletscherbahn hinauf auf den Gipfel.
Mit 2962 Metern ist die Zugspitze Deutschlands höchster Berg. Über den Westgipfel verläuft die deutsch-österreichische Grenze, die wir passieren. Von hier oben blickt man nicht nur nach Deutschland und Österreich, sondern auch nach Südtirol und in die Schweiz. Der Blick auf die Alpen und in die Täler ist einfach nur toll. Welch ein Gefühl hier hoch oben!
Nach Gipfelschnaps und vielen Fotos fahren wir wieder runter zum Zugspitzplatt. Im Sonnalpin ist um 16.30h Uhr der Treffpunkt für die Übernachtung im Iglu-Dorf. Da noch etwas Zeit ist, gönnen wir uns ein Getränk und eine Suppe, beobachten einen Hubschrauber-Einsatz und sind schon gespannt auf den anstehenden Aufenthalt im Iglu. Wie kalt es wohl wird?
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Beim Reiselust-Podcast gibt es eine komplette Folge zur Zugspitze samt Iglu-Dorf. Auch wenn der schon etwas älter ist, können wir ihn doch empfehlen für ein paar Hintergrundinfos und zur Einstimmung.
Bei der Einweisung wird uns allerlei erklärt – beispielsweise zum Ablauf, zum Essen und vor allem, wie es einem in der Nacht warm bleibt. Wir bekommen Expeditionsschlafsäcke ausgeteilt und nach einem letzten Toiletten-Stopp im Warmen geht es los. Die Skipiste ist leer – wir sind die einzige Touristen hier hoch oben. Bepackt mit einem Rucksack mit dem Wichtigsten (viel warme Kleidung, zweite Ausstattung an Mütze und Handschuhen, Badesachen und Zahnbürste) und dem riesigen Schlafsack laufen wir los zum Iglu-Dorf.
Nach etwa zehn bis 15 Minuten zu Fuß kommen wir am Iglu-Dorf an. Wir sind die ersten, die es nach dem Guide betreten dürfen. Beim Reinlaufen staunen wir! Ein langer Gang, Holztüren gehen von hier ab. An der Wand ein riesiger Drache, immer mal wieder gibt es „Eis-Fenster“, die mit einer Art Eis-Malerei versehen sind.
Ankommen im Iglu-Dorf. Ein langer Gang, rechts und links geht es ab in die Zimmer. Kunst im Iglu-Dorf. Kunst im Iglu-Dorf Kunst im Iglu-Dorf. Kunst im Iglu-Dorf.
Wir schlafen in Iglu elf. Das Bett besteht aus einem riesigen Eisklotz, darauf sind Felle. Von der Wand blickt uns ein Hirsch entgegen. Gegenüber gibt es einen Kleiderhaken. Licht und eine USB-Steckdose sind auch eingebaut. In einer Einkerbung steht ein Teller mit Schokolade und eine Sektflasche mit zwei Gläsern. Na dann mal „zum Wohl“, auf eine nicht allzu eisige Nacht!
Unser Schlafzimmer. Zur Begrüßung gibt es einen Sekt in unserem Iglu.
Die erste halbe Stunde nach dem Ankommen gibts offene Türen. Jeder kann sich überall umschauen, in jedes Iglu-Zimmer reingehen und die Eis-Schnitzereien bewundern. Zwerge und Riesen, Drachen und Feen – jedes Jahr steht die Kunst im Iglu-Dorf unter einem anderen Motto. Dieses Jahr sind es die Fabelwesen.
Wir treffen uns schließlich im größten Iglu, in dem einige schöne Holzbänke und -tische mit Fellen stehen sowie eine aus Eis gebaute Bar. Ein tolles dreidimensionales Kunstwerk ziert die Wände. Andi, einer der vier Guides, erzählt uns bei einem Glühwein und Vesperplatte mehr über den Bau des Dorfes. Schnee wird auf aufgepumpte riesige Ballone gefräst. Über Nacht sackt der Schnee und friert, sodass der Ballon wieder herausgelassen werden kann. Stehen alle Iglus, wird Strom und Holzboden (im großen Iglu und auf den Hauptwegen) verlegt und es geht an die Inneneinrichtung samt Kunstwerke.
Die Strom- und Wasserversorgung der Zuspitze erfolgt übrigens über den Tunnel der Zugspitzbahn. Das Iglu-Dorf selbst zapft Strom vom Sonnalpin und hat eine entsprechende Leitung verlegt. Wasser gibt es nicht – das würde direkt zufrieren. Daher darf man auch kein Toilettenpapier ins Klo werfen, die Hände werden mit Desinfektionsmittel gereinigt und die Trinkbecher den ganzen Abend verwendet.
Hier geht es zu den Toiletten. Die Toilette – gespült werden kann nicht. Klopapier gehört in den Eimer daneben.
Eröffnet hat das Iglu-Dorf erst wenige Tage zuvor. Am 28. Dezember kamen die ersten Gäste, bis April geht die Saison. Dann sind die Iglus bereits etwas eingesackt und werden abgerissen. Da aufgrund des Klimawandels der Schnee auf dem Zugspitzplatt weniger werde und der Gletscher ein bis zwei Meter pro Jahr zurück gehe, wird einiges von dem Bau-Schnee auf dem Gletscher entsprechend präpariert und isoliert gelagert, erklärt uns Andi.
Nach der ersten Erklärunde brechen wir auf zur Nachtwanderung. Immer schön in Bewegung bleiben, damit es warm bleibt – so die Devise. Tatsächlich werden trotz mehreren Schichten die Fussspitzen so langsam kalt. Da kommt der Spaziergang gerade richtig. Ausgestattet mit Stirnlampen geht es nach draußen. Hui, pfeift das! Der Wind ist nicht ohne – und eisig. Schön knarzt der Schnee unter den Füßen, sonst ist nichts zu hören. Die Taschenlampen braucht man nicht – es ist zwar Nacht, aber die Berge lassen sich erkennen. Der Sternenhimmel ist toll und tatsächlich gibt es auch eine Sternschnuppe zu sehen. Am Berghang hoch zum Gipfel scheint das Licht aus der Forschungsstation, hoch oben ist die Gipfelstation beleuchtet. Auch in den umliegenden Tälern sieht man einige Lichter.
Tolle Stimmung auf dem Zugspitzplatt bei der Nachtwanderung. Bei der Nachtwanderung genießen wir die Stille hoch oben. In der Forschungsstation und an der Gipfel-Station brennt noch Licht.
Die Nachtwanderung geht vorbei an der Kappelle. Andi erzählt, dass hier sonntags Gottesdienste stattfinden, ab und an auch Hochzeiten. Gebaut wurde sie zum Gedenken an alle diejenigen, die am Berg ums Leben kamen. Unterhalb der Sonnalpin stoppen wir bei den Schneepflugen und erfahren mehr zum Versuch, diese möglichst elektrisch umzurüsten. Wir laufen vorbei am Bahnhof und dem Eingang für große Waren, die hier möglichst mit der Bahn nach oben geschafft werden. Andi erzählt uns mehr zur Arbeit der Forschungsstation und die Gletscher hier oben. Dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück.
Im großen Iglu wartet ein Käsefondue auf uns. Mit unseren Tischnachbarn – zwei Paare etwas älter als wir – verbringen wir einen netten Abend. Beim warmen Fondue und kostenlosem, heißen Tee bleibt es einigermaßen warm. Nach dem Essen wird die Disko-Beleuchtung im Iglo eingeschalten und das Abendprogramm startet. Wer möchte, kann rodeln gehen oder aber in Whirlpool und Sauna. Mit unseren Tischnachbarn nehmen wir einen „Wellness-Slot“ und steigen in den 40-Grad-warmen Pool.
Auch das ist einzigartig! Bei Minustemperaturen sitzen wir in einem im Vergleich zur Außentemperatur 50 Grad wärmeren Pool mit Blick auf die Berge. Der kurze Weg von der Umkleide zum Pool und vom Pool zur Sauna ist hart – doch die anschließende Aufwärmung ist es wert. Wie gut, dass wir die Badeschlappen dabei haben, um nicht am Eis festzukleben…
Leider schäumt der Pool heftigst, nachdem wir die Düsen angemacht haben. Irgendwie unangenehm, andererseits aber durchaus witzig. Wir wechseln in das Sauna-Fass und von dort aus gut aufgeheizt direkt in den Schlafsack.
Mit Thermo-Strumphosen und Merino-Baselayers, dicken Socken und Mütze, Buffs und Fleece krabbeln wir in den Expeditions-Schlafsack, in dem ein Inlet aus Baumwolle ist. Auch hier gilt, was wir schon bei den Pfadis gelernt haben: Die meiste Wärme verliert man über den Kopf und allzu viel anziehen sollte man im Schlafsack nicht, damit er sich aufwärmt.
Unsere Klamotten, aber auch die Zahncreme legen wir in den unteren Teil des Schlafsackes. Außerhalb würde das gefrieren – das wäre sehr unangenehm am nächsten Morgen. Unsere Rucksäcke packen wir in die Schlafsackhülle – keine schlechte Idee, wie wir am nächsten Morgen mit Blick auf die leichte Gefrierschicht auf dem Schlafsack merken. Die iPhones wandern ebenfalls in den Schlafsack, die Sickflasche mit Wasser wickeln wir in Decken ein. Die nassen Badeschlappen und Handtücher sind in Müllsäcken verpackt (am nächsten Morgen dennoch gefroren). Und dann krabbeln wir in den Schlafsack, der aneinander gezippt ist – sehr gut, damit Jule ein bisschen Wärme von Lukas klauen kann… Gute Nacht!
Von Tiefschlaf kann man nicht unbedingt sprechen, doch wir schlafen beide ganz gut. Morgens um sieben werden wir mit einem heißen Tee geweckt. Es ist gerade so kuschelig warm, dass – wie so oft – das Aufstehen und Rauskrabbeln aus dem Schlafsack schwer fällt.
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Schnell die zweite und dritte Schicht angezogen und zusammengepackt, dann geht es über Neuschnee und durch einen kleinen Schneesturm ins Sonnalpin zum Frühstück. Wir sind die einzigen Gäste, nutzen die Sanitäranlagen zum Zähneputzen und lassen uns Weißwürste und Croissants schmecken. Schade nur, dass die Aussicht an diesem Morgen nicht die Beste ist.
Die Übernachtung im Iglu war auf jeden Fall ein einzigartiges Erlebnis, das wir nicht missen wollen. Wir sind sehr dankbar, dass uns liebe Freunde dieses einmalige Geschenk zur Hochzeit gemacht haben. Vielen Dank dafür!
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